Mittwoch, 3. Juni 2009

30.05. - 03.06.2009 - Es geht voran

30.05.2009 - Tag 7, 37°00’ N, 48°50’ W
Seit zwei Tagen hält sich die Sonne hinter dichten Wolken versteckt und es regnet immer wieder. Sonst läuft es aber recht gut. Der Wind kommt aus südlicher Richtung mit 15 Knoten und treibt die Tattoo ihrem Ziel immer näher. Ungefähr ein Drittel des Weges ist bereits zurückgelegt.


03.06.2009 – Tag 11, 37°24’ N, 40°23’ W
Nun ist schon mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt. Die Stimmung von Michi und Werner hat sich gebessert, seit es an Bord wieder trocken ist.

Derzeit sind die Wetterbedingungen wieder wesentlich besser als an den vorangegangenen Tagen. Die Sonne scheint, der Wind ist schwach und kommt derzeit aus Nord.

Morgen sollte er dann auf West drehen und ein wenig auffrischen. Die täglich zurückgelegte Strecke liegt zwischen 100 und 110 Seemeilen. Die Azoren liegen nun nicht mehr allzu weit weg.

So soll es bleiben, zumindest in den nächsten Tagen.

Sonntag, 24. Mai 2009

23.05.2009 - Die Azoren warten schon

23.05.2009 – Bermudas, ade
Ungefähr um 15.00 Uhr läutet mein Telefon. „Unbekannter Teilnehmer“ erscheint am Display. Doch die Stimme am anderen Ende gehört Werner. Ich freue mich sehr.

„In einer Stunde ist es soweit, dann legen wir ab!“ Werner klingt erleichtert, als er die Worte sagt. Seit ihrer zweiten Ankunft in St. George waren Michi und Werner sehr fleißig. Käufer hat sich zwar leider keiner gefunden, dazu liegen die Bermudas zu weit abseits von den gängigen Segelrouten und damit auch von Menschen, die auf der Suche nach einer Trintella sind.

Dafür wurde die Tattoo generalüberholt. Das Schiff wurde an Land gehoben, damit einige Arbeiten, die schon dringend notwendig waren, durchgeführt werden konnten. Das Unterwasserschiff wurde neu gestrichen. Die Schiffschraube, die schon lange darauf wartet, getauscht zu werden, konnte nun endlich wirklich montiert werden. Vor unserer Abfahrt hatten wir sie in Monfalcone zwar schon ausgetauscht, doch leider war dieser Propeller damals um eine Nummer zu groß und die Rotorblätter kratzten am Rumpf. So musste wieder die alte Schraube drauf.

Der Auspuff wurde auch erneuert. Beim Öffnen des Auspuffflasches ist dabei das Rohr abgerissen. Der Rost hat ihm schon arg zugesetzt gehabt.

Nun strahlt die Tattoo-Island in neuem Glanz und ist bereit für die große Überfahrt. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind nicht schlecht. Der Wind ist zwar derzeit sehr schwach und kommt aus Osten, die Richtung, wo eigentlich das Ziel liegt. Ein paar Breitengrade weiter nördlich dreht er dann aber auf Süd. Dorthin müssen Werner und Michi nun einmal segeln, um dann auf Kurs nach Ost zu gehen.

Werner meint, dass sie in etwa 18 Tagen am Ziel sind. Ich wünsche ihnen, dass es schneller geht.

Donnerstag, 21. Mai 2009

26.04 - 17.05.2009 - Zu den Azoren

26.04.2009 – Auf geht’s!
Um 04.30 Uhr läutet der Wecker. Schnell noch in Jimbos Bar, wo es um diese Zeit noch stockfinster ist, um ein letztes Mal vor der großen Überfahrt mit Lilli, Pauli und Pitty zu skypen ( = telefonieren am Computer). In Wien ist es ja schon 11.00 Uhr.

Um 07.00 Uhr wecke ich Michi und Werner. Ich hole aus der Bäckerei frisches Brot für die nächsten Tage. Wir wollen den Liegeplatz bezahlen und tanken, doch ohne Dockmeister geht gar nichts, denn er muss Strom- und Wasserverbrauch ablesen. Und der hat heute verschlafen. Unsere Nervosität nimmt zu. Denn um 09.00 öffnet die Hebebrücke die Durchfahrt, um aus der Simpson Bay Lagoon rausfahren zu können. Und wir wollen endlich weg von hier. Dann erscheint endlich der Dockmeister, ein verkrampftes Lächeln auf den Lippen. Wir bezahlen, füllen unsere Tanks mit Diesel und legen ab. Klaus steht an der Tankstelle und bläst uns auf seiner Conche-Schnecke den Abschiedsmarsch. Wir sehen uns wahrscheinlich wieder auf den Azoren.

Unter Motor verlassen wir die Lagune in Richtung Osten. Es geht zuerst um Insel St. Martin herum. Der Kampf gegen Wind und Welle bis zur Hauptstadt Philippsburg ist hart. Wir müssen aufkreuzen, denn die Felsenklippen, die knapp vor der Küste aus dem Meer ragen, müssen großräumig umfahren werden. Das kostet zwar Zeit, aber in Anbetracht der vor uns liegenden Strecke sind diese Umwege eigentlich nicht erwähnenswert. Auf kürzesten Weg sind es bis zur Insel Fajal 2400 Seemeilen. Wahrscheinlich werden es aber ein paar Seemeilen mehr, denn nur bei optimalen Wetterverhältnissen können wir die direkte Route fahren.

Die derzeitigen Winde aus ONO lassen uns nicht so vorankommen, wie wir uns das wünschen würden. Der Bordalltag ist hart und so wird es wahrscheinlich auch die nächsten Tage so bleiben. Die Wellen kommen schräg von vorne und der Wind bläst mit 20 bis 30 Knoten und sorgt für ausreichend Lage. Ohne sich mit mindestens einer Hand irgendwo am Schiff fest zu halten kann man sich nicht bewegen.

Nun ist es an der Zeit, die Windfahne zu aktivieren. Die Feststellschraube, mit der das Ruderblatt der Windfahne fixiert wird, wenn sie nicht in Betrieb ist, lässt sich um keinen Millimeter bewegen. Michi setzt seine ganze Kraft ein. Doch nichts bewegt sich. Wahrscheinlich klemmt die Schraube, weil zuviel Druck am Ruderblatt ist. Erst als wir in den Wind schießen, kann Michi die Mutter lockern. Nun kann die Windfahne ungestört arbeiten.

Unser derzeitiger Kurs: 350°, die Geschwindigkeit pendelt zwischen 3,5 und 4,5 Knoten, manchmal zeigt die Logge auch 5,0 Knoten an. Könnten wir genau nach Norden fahren, wäre das der bessere Kurs. Doch wir dürfen nicht unbescheiden sein, denn es geht besser voran, als wir anfangs geglaubt haben.

Plötzlich: Ein dünner Faden rostigen Wassers bahnt sich seinen Weg entlang der Trennwand vom Salon zur Nasszelle. Es tröpfelt wieder vom Mastfuß in den Salon herab. Eine alte Wunde ist aufgebrochen. Ständig schießen Wellen über den Bug und setzen das Vorschiff unter Wasser. Und immer wieder verirren sich dann ein paar rostige Tropfen über den Mastfuß in das Schiffsinnere und tröpfeln auch in Werners Koje. Obwohl die Schrauben mit „Sicaflex“ schon mehrmals abgedichtet worden sind. Werner nimmt es aber mit seiner typischen Gelassenheit – ein Wasserbett soll ja gesund sein.

Und immer wieder spritzen große Wellen über die Spreyhood bis in das Cockpit. Und auch bis in die Achterkoje. Vorsichtshalber verschließe ich die Jalousietüren, denn sonst würde meine Koje wahrscheinlich auch unter Wasser stehen.

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Die Sonne versinkt hinter dem Horizont. Zeit für ein Abendessen. Huhn und Gemüse aus dem Wok, dazu Reis. Die nächtliche Wache lässt uns meist nur kurz schlafen. Doch wir müssen ständig darauf achten, dass keine Schiffe vor uns unerwartet auftauchen und dass wir unseren Kurs halten.


27.04.2009 – Tag 2, 19°36’ N, 62°57’ W, 110 Seemeilen
Wachebeginn um 00.00 Uhr. so gut es geht verstecke ich mich unter der Spreyhood. Mit Schwimmweste und sicher angegurtet. Nicht oft, doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit, ergießen sich Wassermassen vom Vordeck bis nach achtern ins Cockpit hinein. Der letzte Wasserschwall erreicht auch mein Haupt. Nur durch eine schnelle Reaktion kann ich dieser Dusche entgehen.

Damit die Zeit während der Wache etwas schneller vergeht, versuche ich, mit der Stirnlampe am Kopf, eines dieser wirklich schwierigen Sudoku-Rätsel zu lösen. Aus dem Buch, das mir Lilli auf die Reise mitgegeben hat. Um 02.00 wecke ich Werner und leg mich dann sofort wieder in meiner Koje. Und weil mir frische Luft so wichtig ist, schließe ich unvorsichtiger Weise nicht die Luke. Ein Fehler, denn nun ist auch meine Matratze nass.

Zweite Wache von 06.00 bis 08.00 Uhr. Nicht passiert. Es dämmert, doch die Sonne lässt sich nur sehr spärlich hinter einer dichten Wolkendecke blicken. Kurz vor 08.00 Uhr dann unsere erste Schiffsbegegnung. Hinter uns kreuzt ein großes Frachtschiff unser Fahrwasser. Gleich danach lieg ich wieder in meiner Koje.

Als ich wieder munter bin, arbeiten Michi und Werner schon am Frühstück. Das Obst schneide ich heute lieber im Salon – denk ich mir. Alles steht schon bereit, als eine ungehobelte Welle all meine Bemühungen zunichte macht. Nun ist alles fein säuberlich in Werners Bett verteilt. Ich gebe nicht auf und sammle alles ein. Korn für Korn. Wir haben viel Zeit.

Alles, was man an Bord tut, erfordert viel Kraft. Ob essen, kochen, waschen, Zähne putzen, schlafen – ganz egal – überall muss man sein gesamtes Körpergewicht unter Kontrolle halten, will man nicht ungewollt gegen irgend eine Kante fliegen, sich die Nase anhauen oder weiß Gott was verletzen.

Nach dem Frühstück beginnt wieder die Bordroutine. Alle Bilgen müssen täglich kontrolliert werden. Über das Loch am Deck, wo die Ankerkette in den Ankerkasten läuft, kommt trotz Abdichtung immer etwas Wasser rein. Und dieses fließt dann bis in die Hauptbilge.

Geschirr abwaschen im Spülbecken ist derzeit nicht möglich. Denn will man das Wasser abfließen lassen, dann wird von unten über die Abflussleitung Wasser nach oben in das Becken gedrückt und es droht überzugehen. Aus diesem Grund haben wir dass Absperrventil verriegelt. Außerdem müssen wir mit unseren Süßwasservorräten sparsam umgehen und spülen deshalb mit Salzwasser.

Mittlerweile hat sich die Matratze von Werners Bett schon ordentlich mit Wasser gefüllt. Die Sonne hilft an Deck fleißig mit, die Polster wieder trocken zu legen.

Um 12.00 aktivieren wir das Satellitentelefon und ich gebe Pitty unseren Standort durch. Sie gibt diese Information an Kiesel weiter und der sorgt dann für hoffentlich gutes Wetter.

In der Zwischenzeit haben wir nach einer Lösung gesucht, wie wir den Wasserfluss durch die undichten Schraubenlöcher vom Mastfuß in den Salon unter Kontrolle bringen können. Ein weiterer Versuch, die Stelle mit dem Wundermittel Sicaflex abzudichten, war leider nicht erfolgreich. Mit einer in der Mitte auseinander geschnitten und unter der undichten Stelle montierten Wasserflasche wird das eintretende Wasser nun gesammelt. Nach einigen Stunden füllen wir das aufgestaute Wasser dann in einen Kübel um und entleeren diesen. So bleibt die Backbordseite und vor allem Werners Bett halbwegs trocken.

Heute gibt jeder seine geheime Schätzung ab, wann wir Horta auf der Insel Fajal erreichen werden. Die Zettel werden verklebt und dürfen erst am Ziel geöffnet werden. Wer wird diesmal der Wettkönig. Und genau in diesem Moment schießt wieder eine heftige Welle über das Cockpitverdeck und bis in die Achterkabine.

Bett abziehen, Leintuch und Polster zum trocknen auflegen. Abends gibt es Cous-Cous mit Gemüse. Cous-Cous ist eigentlich nicht sehr beliebt. Doch an so Tagen wie heute ist es wesentlich einfacher zuzubereiten, als z.B. Spagetti. Werner und ich sitzen gerade im Salon beim Essen, als sich ein Wasserschwall über uns ergießt. Leider war die Luke genau gegenüber nicht gut verschlossen. Nun ist sie aber zu.

In der Nacht frischt der Wind etwas auf. Wir müssen das Großsegel reffen. In der Finsternis eine ungute Sache, doch die Sicherheit geht vor. Danach liege ich gleich in meiner Koje und versuche zu schlafen.


28.04.2009 – Tag 3, 21°18’ N, 62°57’ W, 105 Seemeilen
Aufstehen um 02.00. Diese Wache liebe ich ganz besonders. Müde kriech ich aus der Koje. Und es dauert nur wenige Minuten, bis sich der erste Wasserschwall über mich ergießt. Ich bin begeistert. Zum Glück ist es heute angenehm warm, sodass alles recht flott wieder trocken ist.

Ende Der Wind bläst mit 20 bis 25 Knoten und wir kommen schnell voran. Die zweite Wache von 08.00 bis 10.00 ist mir da schon lieber. Das Leben an Bord läuft heute schon besser. Man gewöhnt sich wirklich an alles.

Die Angelleine lassen wir heute auch wieder ins Wasser. Doch nach dem zweiten Fehlalarm geben wir auf. Seit gestern beobachten wir große Mengen an Seegras, die an uns vorbei treiben. Und jedes Mal war es ein Bündel Seegras, das sich an unserem Angelhaken festgebissen hat.

Der Himmel ist bewölkt und die Sonne zeigt sich nur selten. Unsere Solarpaneele können nur mit halber Kraft arbeiten, doch die Servicebatterien sind schon recht schwach. Und das, obwohl wir den Kühlschrank die meiste Zeit nicht in Betrieb genommen haben, eben um Strom zu sparen. Deshalb holen wir heute unseren Generator an Deck und starten ihn, damit wir unsere Batterien laden können.

Zum Abendessen gibt’s Thunfisch mit unserem noch frischen Gemüse. Leider gab es im Supermarkt auf Sint Maarten nur gekühltes Gemüse und Obst. Das verdirbt leider wesentlich schneller als ungekühlte Ware. So muss ich täglich prüfen, ob noch nichts verdorben ist. Der Tipp von Thomas und Kiki war gut, das Gemüse dunkel zu lagern. Nur der Zuckermelone war das egal. Schon nach einem Tag flog sie über Bord.

In der Nacht können wir fast den Idealkurs steuern. Unser erstes Ziel dieser langen Etappe ist der Wegpunkt 30°N und 60°W. Noch sind es 500 Seemeilen bis zu diesem Wegpunkt, der mitten im Atlantik liegt. Das sind wahrscheinlich 5 Tage.


29.04.2009 – Tag 4, 22°56’ N, 62°26’ W, 103 Seemeilen
Meine wache dauert von 04.00 bis 06.00. Nichts passiert, nur knapp vor dem Ende meiner Wache überspült eine Welle das Cockpit. Dafür werde ich um 05.45 mit einem herrlichen Sonnenaufgang entschädigt. Gedämmert hat es schon seit 05.00 Uhr. Um 06.00 wecke ich Werner und versuche Kiesel in Wien zu erreichen, doch der hebt nicht ab.

Gleich nach dem Ende der Wache falle ich sofort wieder in meine Koje und träume herrlich. Ich liege im Schlafwagen eines Zuges und jede Schwelle ist eine Welle. Um 09.30 heißt es aufstehen. Der Tagesablauf ist schon bekannt. Herrliches Wetter, blauer Himmel, keine Wolke verdeckt heute die Sonne. Der Wind hat auf SO gedreht und wir segeln bei 15 bis 20 Knoten unserem Ziel entgegen.

Wir starten einen weiteren Versuch, den Mastfuß abzudichten. Wahrscheinlich wurden er beim Spannen der Wanten wieder undicht. Mittags rufe ich daheim an. „Alles okay, wir kommen gut voran.

Nachmittags müssen wir trotz Sonne wieder mit dem Generator nachhelfen, um genug Strom in unseren Batterien zu haben. Wir brauchen aber unseren wertvollen Treibstoff vielleicht noch später, wenn wir in die windarmen Zonen kommen.

Langeweile gibt es keine an Bord. Immer gibt es irgendetwas zu tun. Und findet sich einmal wirklich keine Arbeit, dann überbrückt man diese Zeit mit Lesen. Der Wind wird schwächer, doch das stimmt mit der Wettervorhersage überein. Wir reffen alle Segel aus. Michi geht es aber trotzdem noch immer zu langsam. Segeltrimm ist das Zauberwort. Wir probieren dies und das. Und nach einigen Versuchen steigt die Geschwindigkeit langsam an. Die Windfahne plagt sich, bei schwachen Winden den Kurs zu halten. Wir fahren in Schlangenlinien. Um das zu verhindern muss nun jeder von uns immer abwechselnd 30 Minuten Steuerwache halten. Wir wollen keine Zeit verlieren.

Kurz bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, taucht eine Delfinschule vor unserem Bug auf. Dieser Anblick lässt jedes Mal das Herz aufs Neue höher schlagen. Und so wie die Delfine aus dem Nichts auftauchen sind sie meist wieder ganz plötzlich verschwunden.


30.04.2009 – Tag 5, 24°38’ N, 62°08’ W, 105 Seemeilen
Mein Tag beginnt um 00.00 Uhr. Alles ist friedlich, bis sich gegen 01.30 plötzlich eine schwarze Wolke von vorne nähert. Das Radar ist nicht in Betrieb, denn wir müssen Strom sparen. Es ist hier auch unwahrscheinlich, dass ein Schiff unsere Route kreuzt. Ich warte, dass der Wind auffrischt. Doch nichts passiert. Dann beginnt es heftig zu regnen. Mit Müh und Not schaffe ich es, trocken zu bleiben. Und als es wieder aufhört zu regnen, ist es plötzlich auch total windstill. Eine gespenstische Stimmung. Mit nicht einmal 3 Knoten dümpeln wir dahin.

Werner übernimmt die nächste Wache und mit ihm kehrt auch der Wind zurück. Die nächste Wache vertreibe ich mir mit Tagebuch schreiben, lesen und Sudoku lösen. Der Wind hat leider auf NO gedreht und wir müssen unseren Kurs ändern. Wir fahren zwischen 350° und 000°. Doch auch das stand im Wetterbericht.

Der Tag verläuft ruhig. Das Wetter meint es gut mit uns. Plötzlich entdeckt Michi, dass das Unterliek der Genua eingerissen ist. Wir werden also die Genua einrollen und die Fock am Reservestag anschlagen. An Reservesegel mangelt es glücklicherweise nicht. Und damit wir keine Zeit verlieren, wollen wir während der Reparatur motoren, damit auch unsere Akkus wieder ordentlich geladen werden.

Ich starte den Motor. Er läuft. Ich lege den Gang ein. Nichts tut sich. Wir stehen schon fast. Ich gebe etwas mehr Gas. Noch immer tut sich nichts. Ich rufe den beiden am Bug zu, dass da etwas nicht stimmt. Michi öffnet den Motorraum und prüft die Antriebswelle. Er versucht die Welle mit dem Fuß zu stoppen. Und sie lässt sich problemlos anhalten. Sein erster Gedanke: Getriebeöl prüfen. Der Messstab ist staubtrocken. Öl nachfüllen. Ein nochmaliger Test. Das Ergebnis ist das Selbe. Plötzlich entdeckt Michi, wie frisches Öl über die Welle in den Motorraum spritzt. Nun scheint die Ursache klar. Der Dichtring zwischen Welle und Getriebe ist wahrscheinlich nicht mehr dicht.

Wir rufen unseren Freund Gerhard K. in Wien an und schildern ihm die Situation. Er ruft einen Bekannten an und beide bestätigen unseren Verdacht. Diesen Schaden können wir selbst nicht beheben. Dazu benötigen wir einen Mechaniker und vor allem eine neue Dichtung. Nun muss es ohne Motor weitergehen.

Was tun in dieser Lage? Sollen wir zurück an den Start, nach Sint Maarten. Oder gleich direkt zu den Azoren. Oder zu den Bermudas, die etwa gleich weit entfernt sind, wie Sint Maarten.

Gerhards Hilfe ist entscheidend. Wir beschließen, weiter zu den Bermudas zu segeln. Dort hoffen wir, die Reparatur durchführen zu können. Das Wetter für die nächsten Tage ist ideal, um die Bermudas zu erreichen. Hoffentlich ändert sich das nicht.

Mein Plan, das Schiff in Sint Maarten stehen zu lassen, eventuell auch einem Makler zum Verkauf zu geben und von dort die Heimreise anzutreten, ist wieder auf Eis gelegt worden. Unser neues Ziel ist St. George auf den Bermudas.

Wir segeln nun mit der Fock. Währenddessen näht Michi die Genua. Doch es ist eine sehr schwierige Arbeit, den dicken Stoff fünfmal zu durchstechen. Und da es in der Zwischenzeit dunkel zu werden beginnt, legt er die Arbeit weg. Morgen ist auch noch ein Tag.

Um die gedrückte Stimmung vergessen zu lassen, gönnen wir uns heute eine Tafel Schokolade – wegen der angeblichen Glückshormone.

Trotz der wirklich unangenehmen Situation liege ich bald in meiner Koje und schlafe tief und fest.


01.05.2009 – Tag 6, 26°29’ N, 62°32’ W, 113 Seemeilen
Der Tag fängt um 02.00 Uhr an. Wir „rasen“ mit fast 6 Knoten durch die Finsternis. Wenn eine Welle bei dieser Geschwindigkeit etwas flacher auf den Rumpf trifft, dann gibt es einen heftigen Knall und Mast, Wanten und Stagen beginnen zu vibrieren. Man hat auch im Cockpit das Gefühl, der ganze Rumpf zittert ängstlich vor den Wassermassen. Aber unsere Tattoo ist von großer Robustheit.

Immer wieder werfe ich einen Blick auf unseren Kartenplotter. Und natürlich beobachte ich auch die Umgebung, ob sich vielleicht ein Schiff von irgendwo her nähert. Aber es bleibt ruhig. Und bis auf eine Begegnung war es total einsam.

Nach dem Frühstück gehen wir unseren täglichen Kontrollen und Wartungsarbeiten nach. Das Wasser, das sich in den Bilgen sammelt, ist nicht bedenklich. Trotzdem schöpfen wir alles bis auf den letzten Tropfen aus. Michi näht die Genua. Obwohl das Ersatzsegel um ein ganzes Stück kleiner ist als unsere Genua, kommen wir sehr gut voran.

Um 12.00 wird das Satellitentelefon wieder aktiviert. Dann fängt es meistens laut zu piepsen, wenn die Kurznachrichten ( = SMS) aus der Heimat eintreffen. Kiesel versorgt uns wieder mit einem guten Wetterbericht.

Nachdem die Genua genäht ist, schlagen wir sie sofort wieder an. Doch nach wenigen Minuten reißt das Segel am Unterliek genau neben der reparierten Stelle. Da scheint das UV-Licht dem Segel schon ordentlich zugesetzt zu haben. Wir setzen also wieder unsere Fock. Der Wind ist uns treu geblieben und bläst mit 20 bis 25 Knoten. Zur Sicherheit verkleinern wir das Vorsegel, obwohl wir uns dadurch etwas langsamer dem Ziel nähern.

Noch sind es 360 Seemeilen bis zu den Bermudas. Voraussichtlich werden wir am Dienstag in der Früh dort eintreffen. Nur der Wind muss uns erhalten bleiben.

Unsere Trinkwasservorräte haben wir größtenteils in 5l-Kanistern eingekauft, aus Kostengründen. Nun füllen Michi und Werner die Kanister in Flaschen um. Die lassen sich leichter verstauen. Und auch Diesel haben wir in 5l-Wasserflaschen am Bug befestigt. Damit wir das Gewicht am Vorschiff etwas reduzieren können, werden die Reserven in den Tank gefüllt. Eine Arbeit, die man mit großer Vorsicht machen muss, damit ja kein Tropfen verschwendet wird. Derzeit zwar nicht notwendig, denn motoren können wir ja im Moment nicht.

Zum Abendessen gibt es Gemüse aus dem Wok mit Reis. Heute spielen wir wieder einmal Jolly.


02.05.2009 – Tag 7, 28°01’ N, 62°51’ W, 93 Seemeilen
Wir haben nun seit Sint Maarten 600 Seemeilen zurückgelegt. Es wird merklich kühler, besonders in der Nacht. Gestern habe ich nach sehr langer Zeit meinen Pullover ausgepackt. Und auch angezogen. Im T-Shirt ist es zu kalt gewesen. Der Tag verläuft wie die Tage zuvor. Gerhard K. versorgt uns wieder mit dem aktuellsten Wetterbericht. Der ist zum Glück wirklich gut für uns. Wäre der Wind nur um eine Spur stärker, dann könnten wir vielleicht schon am Montag am Abend in Saint George landen. Wir segeln unter voller Besegelung mit 5 bis 6 Knoten Kurs 345°. Optimal!

Der Generator leistet auch gute Dienste. Ohne ihn wären wir schon ziemlich stromlos. Die Sonne versteckt sich leider immer wieder hinter Wolken und unsere Solarzellen liegen faul herum.

Heute wagen wir uns das erste Mal an unsere Konservenbestände. Das Reisfleisch von Inzersdorfer (nach neuem Rezept, wie auf der Etikette zu lesen ist) schmeckt ausgezeichnet. Wir verfeinern es mit Parmesan und verzehren den restlichen Salat dazu. Unser Gemüse, welches in Kartons und unter gut abgedunkelt unter einer Decke in der Achterkoje gelagert, wirkt trotz allem nun schon etwas trostlos und sollte bald verzehrt werden.

Die Nacht ist wieder kühl und sehr feucht. Sobald die Dunkelheit hereinbricht, wird an Deck alles sehr schnell von Nässe überzogen. Man kann sich nirgendwo außerhalb der überdachten Orte an Bord mehr hinsetzen, ohne einen feuchten Hintern zu bekommen.


03.05.2009 – Tag 8, 29°51’ N, 63°17’ W, 112 Seemeilen
Die Wache von 00.00 bis 02.00 verläuft ruhig. Am Beginn der zweiten Wache gleich ein Segelmanöver: Michi bäumt das Vorsegel mit dem Spinnakerbaum aus und sichert das Großsegel mit einem Bullenstander. Der Wind ist schwächer geworden und die Segel fangen heftig zu schlagen an, wenn eine größere Welle unsere Tattoo auf die andere Seite schaukeln lässt. So gesichert kann nun der Großbaum nicht mehr von einer Seite auf die andere pendeln.

Unser Kurs hat sich von einem „am Wind-Kurs“ zu einem „halb Wind-Kurs“, fast auf einen Raumschotkurs geändert. Der Wind hat nun auf Ost gedreht und wird leider immer schwächer. Maximale Windstärke 15 Knoten. Mit 4 Knoten kommen wir aber trotzdem noch ganz gut voran.

Doch je weniger Wind wir haben, umso schwerer tut sich auch unsere Windfahne, den Kurs zu halten. Werner schafft es aber dann doch, die Windfahne so zu justieren, dass sie uns wieder halbwegs genau zu unserem Ziel führt. Sonst wäre uns nichts anderes übergeblieben, als mit der Hand zu steuern.

Ein wunderschöner Tag mit einem strahlend blauen Himmel. Nun wird es immer mehr zur Gewissheit. Unsere Ankunft in St. George wird am Dienstag früh am Morgen sein. Heute begegnet uns wieder ein Schiff. Ein riesiger Containerfrachter kreuzt unsere Route und fährt in Richtung USA.

Da nun Wind und Welle wieder mehr von hinten kommen, hat sich das Leben an Bord auch wieder normalisiert. Wir können nun wieder Spagetti kochen. Doch bei einem „Am Wind-Kurs“ ist die Gefahr zu groß, dass man sich mit kochendem Wasser verbrennt.


04.05.2009 – Tag 9, 31°30’ N, 63°55’ W, 105 Seemeilen
Der Wind wird von Tag zu Tag schwächer. Heute pendelt die Anzeigenadel des Anemometers zwischen 10 und 12 Knoten. Mit voller Besegelung schaffen wir aber immerhin 3,5 bis 4 Knoten. Natürlich darf man nicht außer Acht lassen, dass wir derzeit auch noch fast voll beladen sind. Und das Gewicht von Proviant, Wasser und Diesel ist nicht zu unterschätzen.

Wenn eine größere Welle aus etwas anderer Richtung auf den Schiffsrumpf trifft, als der Rest der Wellen, dann beginnen die Segel fürchterlich zu schlagen. Das ist natürlich ein Lärm, der Schmerzen verursacht, wird das Material dadurch einem unnötigen Härtetest unterzogen. Kaputte Segel können wir keineswegs gebrauchen.

In der Zeit meiner zweiten Wache von 08.00 bis 10.00 wird der Wind immer schwächer. Mit 10 Knoten Windgeschwindigkeit schaffen wir gerade 2,5 bis 3,0 Knoten Fahrt. Bei diesen Verhältnissen würde sich unsere Ankunft in St. George um einige Stunden nach hinten verschieben. Dieser Gedanke macht uns nicht glücklich. Bis jetzt haben die Wettervorhersagen immer gestimmt. „Für Montag Wind aus Süden, Windstärke 1 bis 2“, hat uns Gerhard vorgestern mitgeteilt. Und die Vorhersage ist eingetroffen.

Wir werden fürchterlich geschaukelt und alles, was nicht niet- und nagelfest verstaut ist, klirrt, scheppert, fliegt um uns herum. Um 09.00 Uhr sind wir noch etwa 72 Seemeilen von unserem Ziel entfernt. Bei 3 Knoten Geschwindigkeit wären wir in 24 Stunden am Ziel.

Ich sitze vorne am Bug und beobachte das Meer und die Wellen. Plötzlich treibt ein seltsames Wesen neben unserem Schiff. Und nach kurzer Zeit noch eines. Es ist eine bläulich schimmernde, durchsichtige Blase, auf der Oberseite mit einem Kamm, der wie ein Segel aussieht. Sofort blättere ich im Buch „Gefährliche Meerestiere“ nach und finde darin die „Portugiesische Galeere“. Auf diese passt die Beschreibung exakt. Eine der giftigsten Quallenarten, die im Atlantik leben. Michi hat gestern auch schon einige dieser Spezies gesehen.

Nur mehr 5 bis 8 Knoten Wind. Mit weniger als 2 Knoten Fahrt freuen wir uns über jede zurückgelegte Seemeile. Wir segeln nun mit zwei ausgebäumten Vorsegeln – Schmetterling nennt man diese Segelstellung. Immerhin schaffen wir mit dieser Segelstellung 3 Knoten Geschwindigkeit. Morgen sind wir am Ziel.


05.05.2009 – Tag 10, Saint George
Eine schlaflose Nacht. Bei so geringem Tempo lässt fast jede Welle das Schiff wild schaukeln. Um 04.00 beginnt heute meine zweite Wache. Am Horizont kann man schon die Lichter der Bermuda Inseln erkennen. Und in der Dämmerung erkennt man die Inselkonturen. Eine geschwungene Linie, knapp über dem Wasserspiegel.

Die Bermudas bestehen aus etwa 150 Inseln und Inselchen, die meisten mit Dämmen oder Brücken zu einer geschlossenen Kette verbunden. Aus der Vogelperspektive schaut das ganze wie ein riesiger Angelhaken aus. Es gibt nur wenige Erhebungen, und diese sind nur wenige Meter hoch.

Die Sonne hebt sich wenige Minuten vor 06.00 Uhr aus dem Meer. Es sind nur mehr wenige Meilen bis zum Ziel. Werner übernimmt das Steuer und ich funke auf Kanal 16 das Rescue Coordination Center an. Eine sehr freundliche Stimme begrüßt uns im besten Oxford-English. Von nun an bekommen wir genaue Anweisungen, damit wir sicher in den Hafen von St. George einlaufen können. Der Wind kommt uns auch zu Hilfe und wir können bis zum Ankerwerfen in das große Hafenbecken segeln.

Jede Boje, die wir passieren müssen, gibt uns der Mann am Funkturm genau an. Er kann uns auf seinem Radarmonitor erkennen. Und in der Zeit zwischen den Bojen muss ich viele Fragen beantworten. Wie viele Menschen in unserer Rettungsinsel Platz haben, die Telefonnummer unseres Satellitentelefons und die ID-Nummer unserer Epirb.

Unweit eines rostigen Schiffswracks ankern wir. Es ist 09.00 Uhr Ortszeit. Wir haben es geschafft. Es war aber eine nervenaufreibende Fahrt.

Das Leben an Bord ist mit fast keiner andern Form des Zusammenlebens vergleichbar. Die wenigen verfügbaren Quadratmeter müssen immer geteilt werden. Platz auch für nur ganz wenig Privatleben gibt es keinen. Solange man bereit ist, auf vieles zu verzichten, funktioniert das Leben einigermaßen.

In den letzten Tagen ist mir bewusst geworden, dass meine Beziehung zu Michi an einem Tiefpunkt angelangt ist. Neun Monate haben wir auf engstem Raum verbracht. Doch nun scheint der Platz unserer Tattoo für uns beide zu eng zu werden. Die Spannung ist zu spüren. Es gibt keinen Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. Vielleicht sind wir uns auf eine gewisse Art auch zu ähnlich. Machen wir uns doch eigentlich gegenseitig die gleichen Vorwürfe. Jeder will Recht behalten, aber wahrscheinlich sind es viel mehr die vielen kleinen menschlichen Schwächen, die jeder mit sich trägt, und die den anderen nerven, auch wenn darüber nicht gesprochen wird.

Darum habe ich den Entschluss gefasst, die Reise hier für mich zu beenden. Eine sehr lange Etappe zu den Azoren steht an und wenn in dieser Zeit die Chemie zwischen uns nicht stimmt, dann kann das zum Horror werden.

Ich teile Michi und Werner meinen Entschluss mit. Ich fühle mich dabei überhaupt nicht wohl, aber zu diesem Zeitpunkt kenne ich keine andere Lösung. Nachdem wir auf den Bermudas einklariert haben, buche ich mir ein Ticket für den Rückflug. Denn Rest des Tages verbringen wir getrennt.

Abends gehen wir aber dann doch gemeinsam essen und danach sitzen wir an Bord und führen ein langes Gespräch, das wir vielleicht schon zu einem früheren Zeitpunkt hätten führen sollen.


06.05.2009 – Ein Traum geht zu Ende
An diesem Tag endet unsere gemeinsame Reise. Das Ende ist anders als geplant. Michi und ich haben acht Monate sehr gut zusammengelebt, doch im neunten Monat sind dunkle Wolken aufgezogen. Nun müssen Werner und Michi den Atlantik zu zweit bezwingen. Es bleibt weniger Zeit zum ausruhen zwischen den Wachen. Doch ist dieser Weg wahrscheinlich der bessere, als eine vergiftete Stimmung über fast drei Wochen und keiner Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen.

Vorher muss der defekte Dichtring getauscht werden. Henry und sein Mitarbeiter kommen an Bord und schauen sich die Sache an. Dann beginnt der Mechaniker mit dem Ausbauen der Teile. Nach zwei Stunden hat er die Dichtung in der Hand. Nun kann das Ersatzteil bestellt werden. Henry sagt, er kommt nachmittags vorbei. Dann weiß er, wann die Dichtung geliefert wird.

Knapp vor 16.00 Uhr hält der weiße Lieferwagen von Henry in der kleinen Werft „Bermuda Yacht Service“. Henry teilt uns mit, dass das Teil am Freitag bei ihm eintreffen soll. Dann würde er es sofort einbauen.

In der Zwischenzeit haben Werner und ich mein Gepäck an Land gebracht. Ich verabschiede mich von den beiden und wünsche ihnen viel, viel Glück für die weitere Reise.

Henry führt mich zum Flughafen. Am Check-In gibt es noch ein großes Problem zu lösen. Pro Person dürfen nämlich nur maximal zwei Gebäckstücke mit jeweils maximal 23 kg mitgenommen werden. Ich zähle derzeit aber fünf Taschen und Rucksäcke, die mein Eigen sind.

Eine wirklich liebenswerte Mitarbeiterin der British Airways hilft mir dann aber aus der Patsche. Sie holt einen riesigen Karton aus dem Lager und hilft mir mit vollem Einsatz, dass ich mein Gebäck vorschriftsmäßig aufgeben kann. Drei Taschen finden im Karton Platz. Nun muss ich zwar noch immer eine Gebühr von 180 US$ für mein Übergebäck bezahlen, aber immerhin kann ich es so überhaupt mitnehmen.

Um 20.00 sitz ich alleine in einer Sitzreihe der Boing 777. Wir fahren zur Rollbahn. Pünktlich um 20.10 hebt die Maschine ab.


14.05.2009 – Endlich angekommen
Gestern habe ich mit Michi telefoniert. Das heiß ersehnte Ersatzteil soll heute ankommen. Dann muss es nur noch eingebaut werden. In zwei bis drei Stunden sollte es dann soweit sein. Für Morgen, Dienstag, ist die Abfahrt zu den Azoren geplant.


17.05.2009 – Schon wieder
Über mehrere Ecken habe ich erfahren, dass Michi und Werner wegen eines neuerlichen Defektes leider wieder umkehren mussten. Ich bin auf Grund dieser Nachricht in Sorge und will wissen, was passiert ist.

Am Dienstag, den 12.05.2009 verließen sie den Hafen St. George auf den Bermudas. Doch nach nur sechs Stunden war der Traum von einer schnellen Überfahrt zu den Azoren wieder ausgeträumt. Nur einer Routineüberprüfung ist es zu verdanken, dass der Schaden so früh sichtbar wurde. Wieder das gleiche Leiden. Getriebeöl tritt wieder an der Verbindung von Getriebegehäuse und Antriebswelle aus. An der gleichen Stelle, wie vor der Reparatur. Also wieder zurück an den Start.

Am Abend rufe ich Michi an. Sie sind nun schon wieder ein paar Tage auf den Bermudas. Michi erzählt, dass zu dem neuen Dichtring noch ein anderes Teil erneuert hätte werden sollen. Henry, der Mechaniker hatte das jedoch entweder nicht für notwendig gehalten oder schlicht und einfach darauf vergessen. Und nun müssen sie warten, bis auch dieser Teil geliefert wird.

Morgen montags soll das Ersatzteil eintreffen. Hoffentlich klappt die Reparatur diesmal. Ich drücke den Beiden ganz fest die Daumen.

Sonntag, 26. April 2009

22.04 - 25.04.2009 - Karibik ade, scheiden tut (nicht so) weh

22.04.2009 – Letzte Vorbereitungen
Das Scheiden nicht immer wehtun muss, erfahren wir am eigenen Leibe. Das soll aber nicht heißen, dass es uns nicht gefallen hat. Doch ein Jahr von Familie und Freunden getrennt zu sein, ist eine sehr große Belastung. Und das spüren wir alle. Jeder will nur zurück zu seinen liebsten. Und das auf dem schnellsten Weg. Lieber heute als morgen.

Leider ist unsere Tattoo kein „Fliegender Holländer“. Doch wir werden aus ihr herausholen, was möglich ist. Wir bitten den Wettergott, uns gnädig zu sein. Und das alles genauso hält, wie bisher.

Heute wird der Plan gemacht, was noch alles zu erledigen ist. Am Schiff, speziell Motor und Rigg müssen vorher noch auf das Gründlichste überprüft und gewartet werden. Die Proviantkiste muss für zirka dreißig Tage gefüllt werden, Trinkwasser und auch andere Getränke müssen ihren Platz haben.

Klaus von der Friendship ist wirklich ein Fachmann. Mit Hilfe seines Wantenspannungsmessgerätes können Michi und Werner das Rigg unserer Tattoo optimal trimmen. Klaus kommt ein paar Mal vorbei und überprüft die Arbeit. Währenddessen stelle ich den Speiseplan für die nächsten Wochen zusammen. Und danach die Einkaufsliste.

Nach dem Rigg kommt der Motor an die Reihe. Ölwechsel von Motoröl und Getriebeöl. Auch ein Wechsel des Dieselfilters von der Treibstoffzuleitung steht an. Unsere Liste wird zwar kürzer, doch es ist noch eine Reihe von Punkten, die offen sind. Aber Morgen ist auch noch ein Tag.

Abends gibt es einen Salat mit all den Resten, die noch an Bord zu finden sind. Derzeit sind unsere Vorräte ziemlich am Ende, ausgenommen Konservendosen. Die heben wir uns aber für die Rückreise auf.

Über Funk haben wir uns mit Thomas und Kiki ein Treffen bei Lady C vereinbart. Mit einer kleinen Verspätung treffen wir im Lokal ein. Thomas und Kiki warten schon. Eine kleine Band ist mit dem Aufbau ihrer Anlage beschäftigt. Wir bestellen uns Bier im Kübel. Hier gibt es Mengenrabatt. Man bezahlt fünf Bier und bekommt sechs. Thomas bestellt Sparerips, von denen man hier auch soviel bestellen kann, wie man verzehren kann. Doch bei der zweiten Portion müssen wir ihm helfen.

Dann beginnt die Zweimannband zu spielen, und das tun sie super. Der Sänger hat wirklich eine tolle Stimme. Die Nacht wird lang und länger. Und irgendwann zu später Stunde, die Musik ist schon lange aus, verabschieden wir uns und wanken an Bord. Doch wir müssen diese Abende noch genießen, denn bald haben wir eine lange Durststrecke vor uns.


23.04.2009 – Die letzten Einkäufe werden verschoben
Alles schläft, nur ich bin wach. Ein Blick auf die Uhr verrät mir: es ist an der Zeit aufzustehen. Ich hole aus dem Supermarkt des Chinesen frisches Baguette. An Bord schläft noch immer alles. Ich wecke Michi und Werner.

Nach dem Frühstück, ich bin heute noch etwas schlapp vom gestrigen Abend bei Lady C, besprechen wir unseren Tagesplan. Spätestens am Samstag, das ist der 25. April, wollen wir aufbrechen. Um 12.00 Uhr haben wir uns mit Kiki und Thomas verabredet. Sie kommen mit Eiern und Speck und wir frühstücken gemeinsam. Wir zwar schon zum zweiten Mal, aber das macht nichts.

Der Dieselgrobfilter wurde gereinigt, der Dieselfeinfilter wurde getauscht, der Motor muss noch entlüftet werden. Alle Splinte und Sicherungsstifte am Rigg sind zu erneuern, das Material dazu muss bei „Budget“, dem Speziallist für Segler gekauft werden. Die Kurzwellenantenne ist neu zu montieren, derzeit steht sie etwas geknickt da. Die Leuchtstoffröhre über der Pantry muss erneuert werden, usw. Ich bin an Bord, als Kiki und Thomas mit ihrem Dingi anlegen. Thomas sieht auch noch etwas mitgenommen aus. Wir plaudern über dies und das, dann gibt es Eier mit Speck, Käse, Joghurt mit Papaya und Kuchen.

Nachmittags um ungefähr 16.00 Uhr gehe ich in Jimbos Bar und telefoniere über Skype mit Pitty, Pauli und Erwin. Die Kellnerin ist neugierig und schaut mir über die Schulter: „Who ist this, your Wife!“ Ich antworte mit „yes“ und die nächste kommt, um mir neugierig über die Schulter zu schauen.
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Dann wird wieder gearbeitet. Die Liste wird kürzer. Punkt um Punkt kann gestrichen werden. Doch den großen Lebensmitteleinkauf verschieben wir lieber auf morgen. Wir müssen auch noch tanken, alle Reservekanister füllen, Wasser bunkern, das Dingi reinigen und verstauen, und und und. Es gibt noch viel zu erledigen!

Abends verspeisen wir den Rest unseres Baguettes mit Käse und Wurst. Um 20.30 Uhr treffen wir uns wieder mit Kiki und Thomas, in Jimbos Bar. Thomas erzählt, wie sein Schiff Kiki von den Philippinen nach Italien kam. Noch spannender ist aber die Geschichte, wie die beiden bei La Linea ankerten, als der Sturm kam. Riesige Brecher zerrten mit immensen Kräften an der Ankerkette, doch glücklicherweise überstanden alle dieses Unwetter fast schadlos. Auch wir waren zu dieser Zeit in der Nähe, jedoch hatten wir einen sicheren Platz in der Marina Sotogrande. Um 23.00 Uhr verabschieden wir uns.

Nur mehr zwei Tage. Unser größter Wunsch: Gutes Wetter, guten, aber nicht zu starken Wind, sanfte Wellen. Wir werden den Wetterbericht sehr genau betrachten. Gute Nacht!


24.04.2009 – Letzte Handgriffe
Heute ist es soweit. Nein, die Abreise kann noch nicht erfolgen, aber unser Großeinkauf findet heute statt. Vorerst versuchen wir aber noch, ein Manometer für unseren Getriebeöldruck zu bekommen. Wir fahren mit dem Dingi an das gegenüberliegende Ufer der Simpson Bay Lagoon. Hier befinden sich einige große Firmen. Die Mitarbeiter von F.K.G. sind sehr hilfsbereit und auch ihr Chef. Doch sie haben leider nicht die gewünschten Teile und schicken uns zu NAPA. Hier bekommen wir dann unseren Öldruckmesser.

Michi führt Werner und mich zur nächsten Station und fährt dann selbst wieder zurück an Bord, um die offenen Arbeiten zu beenden. Werner und ich gehen dann zum „Grand Marche“, einem wirklich großen Supermarkt. Unsere Einkaufsliste wird kürzer und kürzer. Nach fast zwei Stunden zahlen wir und unsere ganzen Vorräte für die nächsten Wochen werden in einem Kleinbus verladen, dessen Heckklappe leider klemmt.

Michi hat während unserer Abwesenheit die Rollgenua repariert. Es waren einige Nähte aufgegangen. Diese sind nun alle wieder ordentlich vernäht.

Wieder zurück in der Simpson Bay Marina beginnt nun das große Verstauen. Ich muss dann nochmals über die Lagune fahren, um den Öldruckmesser zurück zu bringen. Leider konnten wir ihn nicht montieren. Nun müssen wir die Heimreise leider ohne dieses sehr wichtige Kontrollinstrument antreten. Bei „ACE“ kaufe ich dann noch den für uns lebenswichtigen Brennspiritus. Ohne diesen könnten wir nichts kochen.

Am Abend treffen wir uns wieder mit Thomas bei Lady C. Kiki ist zu müde und kommt heute nicht. Dafür kommt Klaus noch zu später Stunde. Die Nacht ist sehr unterhaltsam und erst zu später Stunde kehren wir an Bord zurück. Leider können wir die Souvenirs, die netten Carib-Küberln nicht mitnehmen. Ein Security-Mann nimmt uns unsere Beute wieder ab. Aber Thomas verspricht, einen zweiten Versuch zu wagen.

Werner führen wir in der Marina vorsichtshalber mit dem Schubkarren zum Steg, damit er uns heute nicht ins Wasser fällt.

Und morgen müssen wir tanken, endlich die Scheuerleiste austauschen und noch ein paar Kleinigkeiten erledigen. Dann müssten wir soweit sein.


25.04.2009 – Letzter Tag Karibik
Nun ist es wirklich soweit. Die Arbeiten an Bord sind so gut wie erledigt. Alles ist überprüft worden, die Vorräte sind verstaut, die Wassertanks sind voll, zusätzlich zu unseren 400l Nutzwasser haben wir noch 150l Trinkwasser in Plastikflaschen mit. Auch unsere Dieselvorräte haben wir aufgestockt, um in einer eventuellen Flaute nicht zuviel Zeit zu verlieren. Insgesamt 18 5l-Flaschen haben wir nun zusätzlich zu den 3 25l-Kanistern an Bord. Das sind nun insgesamt 165l Reserve zu den 400l in den zwei Dieseltanks.

Ich montiere heute noch die neue Scheuerleiste, die uns der Tischler in der Nanny Cay Marina auf Tortola angefertigt hat. Das ist eine unangenehme Arbeit, denn die alten Schrauben halten bombenfest und lassen sich nur mit Gewalt entfernen. Außerdem kann ich nur am Bauch liegend arbeiten. Doch kurz vor 03.00 Uhr bin ich fertig. Eine denkwürdige Arbeit. Gleich am allerersten Tag in der Karibik haben wir uns die Scheuerleiste im Hafen von Barbados zerstört (am 16.12.2008) und nun, am wahrscheinlich letzten Tag in der Karibik haben wir es endlich geschafft, sie zu reparieren.

Nun noch schnell in Jimbos Bar, wo ich mit Patricia, Lilli und Pauli und Erwin über Skype telefoniere. Eine wirklich tolle Sache. Ursl, Robert, Babsi, Walter und Weuzi sind heute bei Pitty zum Essen eingeladen. Eine günstige Gelegenheit, mit allen ein wenig zu plaudern.

Dann rufe ich noch Bodo und Ilona an. Das habe ich mir schon vor Tagen vorgenommen. Die beiden sind am ersten April von Barbuda zu den Azoren aufgebrochen. Nun müssten Sie schon am Ziel sein. Es klingelt. Bodo hebt ab. Er erzählt mir von der Überfahrt. Zwanzig Tage waren sie unterwegs, bevor sie auf der Insel Flores gelandet sind. Die Wind- und Wetterverhältnisse waren für die frühe Fahrt durch dieses Gebiet sehr günstig. Nur zwei Tage hatten sie fast keinen Wind, die restliche Zeit blies er aus Süd auf Nordwest drehend mit 4 bis 7 Windstärken. Die Höchsten Wellen waren ungefähr sechs Meter hoch. Ich habe mir alle wichtigen Daten notiert. Vielleicht hilft uns das bei unserer Routenplanung.

Die letzten Tage waren anstrengend. Auch ist die Anspannung vor dieser großen Überfahrt uns allen anzumerken. Da tut es gut, wenn es etwas Ablenkung gibt. Deshalb verbringen wir den letzten Abend wieder mit Thomas und Kiki. Wir gehen in die Strandbar beim Pelican Point essen, wo wir schon am Montag sehr zufrieden waren. Freundliche Bedienung, gutes Essen und Gute Preise. Ich bin aber hundemüde und könnte auf der Stelle einschlafen. Immer wieder fallen mir die Augen zu.

Im Bett bin ich bald im Reich der Träume. Gute Nacht! Ich freu mich schon auf die Azoren! Warum müssen die denn so weit weg sein?

Mittwoch, 22. April 2009

16.04. - 04.2009 - Vier Monate Karibik

16.04.2009 – Jost van Dyke
Heute sind es auf den Tag genau vier Monate, dass wir uns in der Karibik befinden. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Am 16. Dezember 2008 erreichen wir nach 17 Tagen Überfahrt von den Kap Verdischen Inseln die erste und östlichste unserer karibischen Inseln, Barbados.

Und nun befinden wir uns am westlichsten Punkt der kleinen Antillen, auf den Virgin Islands, genauer gesagt, auf den British Virgin Islands.

Jost van Dyke war ein holländischer Pirat und ist auch der Namensspender dieser winzigen Insel, die wir heute anlaufen. 180 Einwohner sollen auf der Insel heute noch leben. Ein Ort, wo man die Seele noch so richtig baumeln lassen kann.

Unsere Tattoo ist wieder geheilt. Ein neuer Ölkühler für das Getriebe und eine zentrierte Antriebswelle haben ihr gut getan. Bei nur schwachen Winden segeln wir nun durch den Sir Francis Drake – Channel, vorbei an vielen kleinen Inseln, die meisten davon unbewohnt und dicht bewaldet. Manche dieser einsamen grünen Oasen besitzen zum Meer hin auch herrliche Palmenstrände. Und wenn man den Blick nach Süden wendet, dann sieht man St. John. Diese Insel gehört schon zu den Vereinigten Staaten von Amerika.

Um 15.00 Uhr lassen wir den Anker in der Bucht Great Harbour fallen. Doch von einem großen Hafen keine Spur. Vor uns weißer Sand und Palmen, dazwischen stehen bunte Hütten.

Während Michi und Werner heute dem Nichtstun frönen, fahren Philipp und ich an Land. Wir wollen diese Insel entdecken. Die einzige Straße der Insel führt entlang des Ufers und besteht hier aus weißem Sand. Direkt gegenüber dem Holzsteg, wo wir das Dingi festgemacht haben, befindet sich die Polizeistation. Links und rechts gibt es ein paar Restaurants und Souvenirläden. Wir gehen entlang der Hauptstraße in Richtung Westen zum White Bay Beach. Nach einem sehr steilen Anstieg, wo wir gehörig ins Schwitzen kommen, erreichen wir den höchsten Punkt der hier schön asphaltierten Landstraße. Von hier hat man einen wunderbaren Blick über die große Bucht White Bay. Hier ankern wesentlich mehr Schiffe als in Great Harbour.

Heute begnügen wir uns mit dieser Aussicht. Am Rückweg entdecken wir einige Geschäfte, wo man auch Lebensmittel und Brot erhält. Zuletzt kehren wir auf unserer Entdeckungstour in „Foxy’s Bar“ ein. Ein Muss für jeden Inselbesucher. Sagt jeder, der schon hier war und wird auch in allen Reiseführern hervorgehoben. Der mies gelaunte Kellner weiß davon sichtlich nichts. Wir bestellen uns ein Carib und bestaunen die sehr umfangreiche Sammlung an T-Shirts und Visitenkarten. Nur ein Hurrikan darf hier nicht auftauchen, denn dann wäre die Sammlung aufgelöst. Morgen spielt Foxy in seinem Lokal und das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

An Bord gibt es heute die Reste von gestern in Form einer üppigen Omelette. Philipp scheint müde zu sein und fällt danach sofort in seine Koje, während Werner, Michi und ich noch bis spät in die Nacht hinein politisieren. Und aus Foxy’s Bar lassen wir uns mit guter Musik berieseln.


17.04.2009 - Beamtentum
Je kleiner die Insel ist, umso unfreundlicher scheinen die Menschen zu werden. Vorsichtshalber will ich mich beim Zoll erkundigen, wann geöffnet ist. Der Mann in Uniform scheint sehr schlecht gelaunt zu sein und beantwortet meine Frage nur höchst unwirsch. Sichtlich habe ich ihn aus der Ruhe gebracht. Man hat den Eindruck, je kleiner die Insel, umso mächtiger fühlen sich manche der Inselbewohner.

Dann suchen wir die einzige Bäckerei der Insel auf. Auch hier ist die Bedienung nicht gerade die Freundlichkeit in Person. Doch mit etwas Glück kann ich das letzte Brot ergattern, immerhin für stolze fünf Dollar. Und im einzigen Lebensmittelladen der Insel finden wir das Notwendigste, um uns sonntagabends vor der Überfahrt nach St. Martin noch ein paar Toasts zubereiten zu können.

Wir bringen unsere Einkäufe an Bord und verabschieden uns wieder. Zu Fuß marschieren wir dann in die White Bay. Eine steil abfallende Straße führt uns direkt zu Ivan’s stressfreier Bar. Eine skurrile Ansammlung kleiner, bunt gestrichener Hütten. Außen mit einer Unmenge von Muscheln geschmückt. Innen sind die Wände voller Fotos und Bilder sämtlicher Gäste, die Ivan schon Gesellschaft geleistet haben. Eine sehr angenehme Atmosphäre.

Doch bevor wir es uns hier auch gemütlich machen, wandern wir über schönsten weißen Korallensand an das andere Ende des palmengesäumten Strandes. Doch je weiter wir kommen, umso mehr Menschen bevölkern diesen Teil des Strandes. Hinter der Palmenallee reiht sich eine Bar an die Nächste, und die Ankerlieger stehen mit ihren Katamaranen, Einrumpf- oder Motorbooten so nah am Strand, dass kaum Platz zum Schwimmen bleibt.

Da kehren wir gerne um und bleiben bei Ivan. Hier ist es viel gemütlicher. An Bord riecht es nach Leberknödelsuppe. Michi und Werner verspeisen gerade die letzte Dose. Mein Magen muss sich noch etwas gedulden. Abends wollen wir uns heute ein Mahl in Foxy’s Bar gönnen. Doch bis dahin sind es noch ein paar Stunden.

Es gibt Tage, die sollte es eigentlich nicht geben. Das trifft speziell auf den heutigen Abend zu. Kurz nach 18.00 Uhr setzen wir uns an einen Tisch bei Foxy. Bis auf einen Tisch ist noch alles frei. Kellnerinnen mit Scheuklappen ignorieren uns. Wir warten, doch niemand kommt an unseren Tisch. Nach einer viertel Stunde geben wir auf und verlassen das Lokal.

Wir versuchen es im Corsair-Restaurant. Hier sagt man uns wenigstens, dass erst um sieben geöffnet wird. Ein mürrischer Barkeeper lässt sich herab und bedient uns widerwillig. Und nach einem kurzen Blick auf die Speisekarte ist unsere Entscheidung gefallen. Hier werden wir nicht speisen. Eine 14“-Pizza mit Käse um 16,00 US$, jede weitere Auflage um 2,00 US$, Salate ab 10,00 US$, Knoblauchbrot um 6,00 US$. Das ist zu teuer.

Wir wagen einen letzten Versuch im A & B – Restaurant. Es gibt Burger, Curry-Gerichte, Chicken-Wings. Doch die ältere Dame mit ihren blond gefärbten Locken ist sehr nett. Wir bleiben. Jeder bestellt sich etwas zu essen und wir plaudern über dies und das.

Nachdem wir zwar nicht gerade günstig gegessen haben, doch zumindest freundlich behandelt wurden, geben wir Foxy eine zweite Chance. Man hört schon aus der Ferne Livemusik. Doch heute spielt nicht Foxy selbst, sondern irgendeine unbekannte Band. Auch egal. Das Programm ist den vorwiegend amerikanischen Touristen angepasst. Ein Tanzwettbewerb tiefsten Niveaus ist heute der Knüller. Wir stehen außerhalb des Lokals, denn geraucht darf nur unter freiem Himmel werden.

18.04.2009 – Little Harbour
Letzter Tag auf Jost van Dyke. Werner und Michi verbringen den Tag wieder an Bord. Sie erledigen verschiedene Arbeiten. Unter anderem die Behebung unseres Problems mit dem Licht im Bad. Ein Austausch der Lampe mit der baugleichen vom Navigationstisch bringt nun wieder Licht in unser kleines Bad.

Philipp und ich wandern heute nach Little Harbour. Wir gehen entlang der Straße, die auf und ab führt. Die Sonne brennt uns auf den Kopf und es ist drückend heiß. Nach etwa einer dreiviertel Stunde sehen wir von oben in die Bucht. Nur eine einzige Segelyacht hat sich hierher verirrt. Aber es sieht wirklich nicht sehr einladend aus.

Überall liegt Müll herum, nur im Westen gibt es ein paar Stege und Restaurants. Eines sieht aus wie eine Kopie von Foxy’s Bar. So wie auch dort hängen unmengen an T-Shirts von der Decke. Doch der Rest besteht aus billigen Plastikmöbeln.

Aber zum Unterschied von Foxy werden wir hier freundlich empfangen. Das ist hier leider keine Selbstverständlichkeit. Wir trinken ein Bier, lassen uns von den lästigen Fliegen quälen und marschieren dann wieder zurück.

Nun kennen wir die wichtigsten Orte von Jost van Dyke. Eigentlich enttäuschend. Doch die größte Enttäuschung sind die meisten Menschen hier für uns gewesen. Nicht alle, aber leider ein Großteil. Vielleicht schon verdorben durch zu viele Touristen, die sich hier das Geld aus der Tasche ziehen lassen. Man bezahlt hier für Nichts einfach viel zu viel. Oder sind wir vielleicht schon zu sehr verwöhnt worden? Ich weiß es nicht.

Um 16.00 Uhr fahren wir zum Zoll. Ausklarieren. Und spätestens in 24 Stunden müssen wir das Staatsgebiet der British Virgins verlassen haben. Die Eindrücke waren trotzdem sehr vielseitig. Morgen streifen wir noch die Insel Anegada, die etwas abseits liegt. Jeder, mit dem wir über diese nur aus Korallen bestehende extrem flache Insel gesprochen haben, lobte sie in den höchsten Tönen. Traumhaft, wunderschön! Was, nur ein Tag? Das ist ja viel zu kurz. Wir lassen uns überraschen.

Zum Abendessen gibt es heute Spagetti mit Pesto. Einfach, aber gut.


19.04.2009 – Anegada ist abgesagt
Um 07.00 holen Michi und ich den Anker hoch und wir fahren aus der Bucht Great Harbour. Heute verlassen wir Jost van Dyke. Unser geplantes Ziel für heute soll die Insel Anegada sein.

Doch wir ändern unsere Pläne. Der Wind ist schwach und kommt uns am Kurs nach Anegada genau entgegen, sodass wir die gesamte Strecke motoren müssten. Und das wollen wir unserem erst vor wenigen Tagen reparierten Getriebe noch nicht zumuten. Denn das Öl ist noch nicht vollständig vom eingedrungenen Salzwasser gereinigt.

Unser Beschluss ist schnell gefasst. Wir steuern im Nordosten von Vorgin Gorda die große Bucht Gorda Sound an. Hier soll es einige kleine Inseln mit schönen Sandstränden geben. Wir frühstücken heute wieder nach langer Zeit auf hoher See. Doch es ist angenehm, denn die Wellen sind nett zu uns.

Knapp vor 13.00 Uhr erreichen wir unser Ziel und legen an einer Boje an. Philipp und ich rundern an Land. Vor uns weißer Sand und eine bunt gestrichene Bar. Nur wenig Gäste. Wir wollen die kleine Insel Preackly Bears erkunden, doch nach wenigen Metern müssen wir feststellen, dass hier nichts zu erkunden gibt. Wir setzen uns in die Bar und bestellen Carib. Es wird unser letztes auf den British Virgin Islands sein. Philipp genießt seinen letzten Tag an einem karibischen Strand. Schade, die Zeit ist viel zu schnell vergangen.

Knapp nach 15.00 Uhr kehren wir zurück an Bord. In einer Stunde wollen wir mit der Rückfahrt nach St. Maarten beginnen. Die Bedingungen scheinen günstig zu sein. Der Wind kommt aus NO und weht mit 10 bis 15 Knoten. Wir legen ab. Dann fahren wir durch die mit Tonnen markierte Riffeinfahrt wieder hinaus. Es geht vorbei an der Privatinsel Neckar Island. Dieses nette Eiland gehört Richard Branson, dem Besitzer der Virgin-Airline und der Virgin-Musikläden.

Dann fahren wir noch einige Zeit entlang der Küste von Virgin Gorda. Der Kurs nach St. Maarten ist 112°. Wir setzen Großsegel und Genua und aktivieren wieder unsere Windfahne zum steuern des Schiffes. Es benötigt einige Zeit, bis wir endlich den Kurs halten können.

Die Nacht bricht herein. Wir essen der Einfachheit halber heute nur Käse-Schinken-Toasts. Philipp hat nach einem genug. Er begibt sich in waagrechte Position. In dieser Lage kann er den Seegang noch am Besten ertragen. Michi, Werner und ich sitzen im Cockpit und verfolgen unseren Kurs. Leider nicht ganz ideal. Wir fahren zwischen 120° und 130°, doch einen besseren Winkel lässt der Wind nicht zu.

Ich lege mich nieder und versuche, etwas zu schlafen. Meine Wache beginnt um 00.00 Uhr.

20.04.2009 – Höllenritt nach St. Maarten
Aufstehen um 00.00. Wir segeln relativ ruhig dahin. Nur ab und zu weichen wir vom Kurs ab. Meist dann, wenn eine Böe das Schiff etwas stärker nach einer Seite drückt und die Windfahne die Kursänderung nicht mehr korrigieren kann. Nach zwei Stunden wecke ich Werner und lege mich wieder nieder.

Um 06.00 Uhr beginnt die nächste Wache. Der Schreck fährt mir in die Knochen. Ein Blick auf unseren GPS-Plotter zeigt mir, dass sich unser Kurs dramatisch geändert hat. Wir fahren nun zwischen 150° und 170°. Der Wind hat zugelegt, auf 20 Knoten. Die Wellen sind auch stärker geworden. Schon jetzt ist klar, dass wir unser Ziel nicht wie geplant am Vormittag erreichen werden.

Die Lage ändert sich nicht. Sie scheint sich eher noch zu verschlechtern. Mühsam kämpfen wir uns mit 2,5 bis 3,0 Knoten gegen Wind und Welle. Philipp kommt heute nicht aus seiner Koje. Auch er scheint sich nicht wohl zu fühlen. Kein Wunder, denn morgen geht sein Flug, und den will er nicht versäumen.

Unser Ziel liegt nun genau entgegen der Wind- und Wellenrichtung. Der Wind hat leider in der Nacht auf Ost gedreht. Uns ist mittlerweile klar, dass wir unter diesen Bedingungen die Einfahrt in die Lagune nicht mehr schaffen werden. Die Brücke öffnet um 17.30 Uhr. Wir Segeln, kreuzen, setzen das Besansegel, starten den Motor, stoppen den Motor, nehmen Segel weg. Aber wir kommen nicht vorwärts. Nur ganz langsam. Das ist eben auch Segeln

Stunde um Stunde vergeht. Wir müssen mit der Hand steuern, denn der Autopilot ist mit der Situation auch überfordert. Immer wieder drücken uns mächtige Wellen in die eine oder andere Richtung, immer völlig weg von unserer Kurslinie.

Es wird Nacht. Um 19.00 Uhr erreichen wir endlich die Simpson Bay. Um 19.30 werfen wir erschöpft und abgekämpft den Anker. Wir steigen in unser Dingi und rudern mit letzter Kraft an Land.

So ein Glück. Gleich neben der Anlegestelle gibt es ein Grillrestaurant. Genau das Richtige nach so einem Tag. Der Hunger ist riesig. Ganz besonders Philipp’s, denn der hat gestern Abend auch nur einen Toast verzehrt und seit dem keinen Bissen zu sich genommen. Nun fühlt er sich schon wie ein Sibirischer Tiger, der hungrig durch die Taiga schleicht, und alles Essbare sofort verschlingen würde.

Eine gut gelaunte Kellnerin nimmt uns sofort in Empfang. Es dauert nicht lange, und wir sitzen vor gefüllten Papptellern und Plastikschüsseln, ich halte ein Plastikmesser und eine Plastikgabel in der Hand. Für Sparerips reichen die Finger. Ich genieße eine „Cesars Salad“ mit Rindfleisch. Und es schmeckt uns wirklich. Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Rumpunch. Satt und müde rudern wir zurück. An Bord trinken wir dann noch ein letztes Bier und fallen erschöpft in unsere Kojen.


21.04.2009 – Philipp, ade
Schade, die Zeit ist um. Philipp muss uns heute verlassen. Um 15.55 startet sein Flug vom Princess Juliana Airport.

Um 09.30 öffnet sich die Brücke und wir können nun endlich in die Simpson Bay Lagoon zurückkehren, von wo wir vor dreizehn Tagen abgefahren sind. Und von hier werden wir in wenigen Tagen auch unsere Rückreise beginnen.

Wir legen in der Simpson Bay Marina genau an jenem Platz wieder an, von wo wir vor nicht ganz zwei Wochen abgereist sind. Klaus, unser deutscher Freund aus Düsseldorf, ist auch noch immer hier. Wir freuen uns über das Wiedersehen.

Ich nehme die Schiffspapiere, melde uns im Marinabüro an und gehe dann gleich weiter zur Einwanderungsbehörde und zur Hafenmeisterin. Hier bezahle ich für die üblichen Gebühren. Für die Brückendurchfahrt 10 US$ und weitere 20 US$ für das Ankern in der Simpson Bay. Die bezahlt man für eine Woche im Voraus, ganz egal, ob man überhaupt nicht ankert und dann in der Marina nochmals für den Liegeplatz bezahlen muss.

An Bord zurück gibt es nun ein ordentliches Frühstück. Der Magen knurrt schon gewaltig. Danach muss Philipp aber mit dem Packen beginnen, denn die Zeit vergeht leider sehr rasch. Um 12.30 verabschiedet sich Philipp von Michi und Werner und an der Hauptstraße stoppen wir ein Taxi. Zufälliger Weise der Selbe, extrem übergewichtige und extrem gelangweilt dreinschauende Muli, wie vor zwei Wochen bei Philipps Ankunft.

Wir müssen noch bei der Polizeistation halten, hier befindet sich die Einwanderungsbehörde, um Philipp aus der Crewliste streichen zu lassen. Sonst hätten wir nämlich bei unserer nächsten Ankunft größte Schwierigkeiten, wenn plötzlich ein Crewmitgliede, das auf der Liste steht, fehlt.

Am Flughafen läuft alles sehr schnell. Ein Getränk noch, dann verabschieden wir uns. „Ich hoffe, dass es so war, wie du dir vorgestellt hast, Philipp!“

Zu Fuß kehre ich zurück in die Marina. Dann endlich kann ich mein Notebook starten und von Jimbos Bar Patricia und die Kinder anrufen. Das hat mir schon sehr gefehlt in den letzten Tagen. Noch dazu, wo ich von den British Virgin Islands nicht einmal mein Mobiltelefon benutzen konnte.

An Bord gibt es heute Seelenwäsche. Wir reden uns all das vom Leib, was sich so in den letzten Wochen aufgestaut hat. Und das ist nicht wenig gewesen. Doch dieses Gespräch ist extrem wichtig, denn die Rückreise über den Atlantik wird wesentlich anstrengender werden, als die Fahrt herüber. Und da muss die Chemie zu hundert Prozent stimmen. Es ist halt wirklich nicht einfach, auf so einer winzigen Fläche zu dritt, manchmal sogar auch zu viert oder zu fünft, gut miteinander auszukommen.

Pizzaessen ist danach angesagt. Und wir treffen wieder alte Bekannte. Noch vor wenigen Momenten haben wir uns gefragt, wo Thomas und Kiki wohl stecken. Und plötzlich ein Aufschrei. Sie stehen vor uns. Wirklich witzig. Für Morgen vereinbaren wir ein treffen. An Bord genießen wir noch ein letztes Bier und dann wird geträumt. Heute wieder mit einem guten Gefühl.

Donnerstag, 16. April 2009

10.04 - 15.04.2009 - Fette Jungfrauen und andere Schätze

10.04.2009 – Spring Bay Beach
Um 06.00 hält mich heute nichts mehr im Bett. Ich bin ausgeschlafen und setzte mich bei Morgensonne ins Cockpit, um die Erlebnisse der letzten Tage niederzuschreiben. Kurz nach 08.00 kehrt dann Leben an Bord der Tattoo ein.

Wir frühstücken und genießen das herrliche Dinkelbrot, das Philipp von daheim mitgebracht hat. Ab nun müssen wir uns dann leider mit dem weniger geschmackvollen Weizengebäck der Region zufrieden geben.

Zunächst versuchen wir, etwas an Information über die Insel Virgin Gorda zu bekommen. Wir haben aber heute Pech. Es ist Karfreitag – hier ein Feiertag. Fast alle Geschäfte haben geschlossen. So packen wir unsere Badesachen in den Rucksack und erforschen die Insel per Pedes. Ein Taxifahrer hält neben uns an und fragt, ob wir seine Dienste benötigen.

Unser Ziel ist der berühmte Strand „The Bath“. „Zu Fuß mindestens eine Stunde“ erklärt der Mann. „No Problem“, antworten wir, denn das schaffen wir spielend. Wir gehen entlang der Hauptstraße. Ein Kreisverkehr. Zunächst stehen wir vor einer Strandbar und blicken über das Meer. Hier sind wir nicht richtig. Umkehren. Der richtige Weg ist aber schnell gefunden. Nach etwa einer halben Stunde weist ein Schild zum „Spring Bay Beach“. Eine unbefestigte Straße führt zu einem schmalen Pfad, links und rechts riesige Kakteen und bunt blühende Sträucher. Überall liegen riesige Granitblöcke. Die ganze Insel ist mit diesen riesigen Steinen bedeckt. Ihre Herkunft ist uns ein Rätsel.

Stufen führen zum Meer. Dann stehen wir vor kristallblauen Wasser in einem von Granitfelsen umrahmten Becken. Eine Gruppe Touristen genießt hier kühle Getränke. Wir marschieren weiter. Weißer Sand, riesige runde Steine und türkisblaues Wasser, auf der dem Meer abgewandten Seite strahlen rote, lila und orange Blüten und keine Menschenseele ist zu sehen. Ein Paradies. Wir stehen am Spring Bay Beach. Das ist für mich einer der schönsten Strände überhaupt, die ich jemals zu Gesicht bekommen habe.

Das Wasser ist warm und klar. Zum Schwimmen ein Traum. Nach einigen Stunden machen wir uns auf den Rückweg. Wir versuchen nun, gleich hinter dem Strand durch eine Anlage von sehr geschmackvollen Ferienhäusern in schön angelegten Gärten zur Straße zu gelangen. Doch ein versperrtes Gittertor hindert uns daran und wir müssen umkehren und so zurückgehen, wie wir gekommen sind. Dabei fällt uns ein Haus auf, bei dem auf einem Fahnenmast die österreichische Flagge weht. Welcher Landsmann mag hier wohl residieren. Flöttl? Meinl? Niemand ist zu sehen, nur auf einem Schild an der Einfahrt lesen wir „Sugar Mill Plantation“.

An der Hauptstraße kehren wir in einer netten Bar ein. Hier wird spanisch gesprochen, wie auch an vielen Orten der Insel. Die Kellnerin kommt aus der Dominikanischen Republik. Sie ist sehr nett. Nach zwei Bier kehren wir zurück auf unser Schiff.

Zu essen gibt es heute Spagetti mit Broccoli und Schinken. Dann stürzen wir uns in das Nachleben von Spanish Town. Zuerst besuchen wir die Bar „Green House“. Hier waren wir auch gestern. Doch heute ist das Lokal bis auf den letzten Barhocker voll besetzt. Alle Gäste Inselbewohner. Neben der Theke ist aber noch etwas Platz. Wir bestellen uns Carib.. Reggae in extremer Lautstärke macht eine Unterhaltung unmöglich. Aber auch die anderen Gäste schreien sich gegenseitig nur Wortfetzen in die Ohren. Und wir dachten, wir hätten ein zu empfindliches Gehör.

So verlassen wir nach kurzer Zeit diesen Ort. Michi und Werner begeben sich an Bord, während Philipp und ich noch unternehmungslustig sind. Nur wenige Meter entfernt finden wir ein Lokal mit Livemusik. Die Gäste fast ausschließlich Touristen. Die Stimmung ist gut. Wir bestellen zwei Rumpunch. Als die Band zu spielen aufhört, verabschieden wir uns auch.

Auch in der Marina ist noch alles Wach. Hier liegen vorwiegend Motorboote, deren Besitzer aus Puerto Rico kommen. Untertags fahren sie zum Fischen und abends wird gefeiert. An Bord erzählen wir uns auch noch Geschichten, bevor wir in das Land der Träume wandern.


11.04.2009 – Marina Cay
Unser Ziel ist die winzige Insel Marina Cay. Ich bin schon vor den anderen auf und kann heute die Homepage wieder aktualisieren. Während dieser Zeit beginne ich auch schon, das Frühstück vorzubereiten.

Dann muss ich etwas Geld abheben, bezahle im Marinabüro 90,00 US$ für zwei Tage am Steg und besorge mit Philipp in „Buck’s Supermarkt lebensmittel für die nächsten Tage. Wie wir an Bord zurückkehren herrscht Aufregung. Vor wenigen Momenten hat ein Motorboot mit seinem weit auskragenden Bugspitz unser Heck touchiert. Glücklicherweise konnten Michi und Werner das Schlimmste verhindern. Nur der Lack am Schaft des Außenborders ist etwas zerkratzt. Der Besitzer des Motorbootes entschuldigt sich vielmals. Die Fahrwege zwischen den Stegen sind oft wirklich eng angelegt und machen das Manövrieren mit einem größeren Schiff zu einem Hassardspiel.

Mittags verlassen wir Virgin Gorda Harbour. Der Weg nach Marina Cay, es liegt nördlich von Tortola, beträgt etwa 5 Seemeilen. Nach einer knappen Stunde erreichen wir das winzige Eiland, rundherum umgeben von Riffen. Nur im Westen der Insel kann man anlegen, hier gibt es Ankerplätze und Bojen. Wir binden uns an einer der Bojen fest.

Dann machen wir unser Dingi startklar. Alle außer Michi rudern wir zum Dingisteg. Michi gelangt schwimmend auf die Insel. Und am weg dorthin findet er schon einige Conche-Schnecken, die er an einem Platz sammelt, um Sie dann am Rückweg mitzunehmen.

Nach dem Dingisteg befindet sich das Marinabüro. Hier bezahle ich die Liegegebühr für eine Nacht: 25,00 US$. Wir gehen zum Strand. Alles sieht hier sehr schmuck aus. Pusser’s Restaurant ist wirklich sehr geschmackvoll. Davor stehen mit Stroh gedeckte Sonnenschirme. Auf jedem ein Schild, mit der Bitte, das Rauchen am Strand zu unterlassen.

Wir gehen in das herrliche Wasser. Heute habe ich die Unterwasserkamera bei mir. Ich hoffe, dass es unter Wasser einiges zu sehen gibt. Vom Ufer fällt der Boden schnell um einige Meter ab. Unter mir sehe ich viele Korallen, leider sind die meisten abgestorben. Doch viele Fische, meist in Schwärmen ziehen ungestört an mir vorbei.

Auf der Insel gibt es außer dem Restaurant noch ein Hotel und am höchsten Punkt eine Bar. Alles ist gut versteckt in einem Kleid aus vielen Pflanzen.

Am Weg zurück führt uns Michi zu den Stellen, wo er seine Conche-Schnecken gelagert hat. Wir beladen das Dingi. Aus einem riesigen Schneckenhaus kriecht plötzlich eine kleine Krabbe. Wir befürdern sie zurück ins Meer.

An Bord beginnt nun das große Schlachten. Gabi und Michi haben schon in Guadeloupe diese sehr schönen Schnecken gefunden und auch zubereitet und gegessen. Doch besitzen diese Tiere außergewöhnliche Kräfte. Mit einem Eisenhacken und vereinten Kräften können Werner und Michi gerade eine kleine Schnecke aus ihrem Haus locken, die anderen lassen sich dadurch nicht beeindrucken. Weder mit der Säge, noch mit unserer wirklich starken Bohrmaschine lassen sich die Häuser kaputt machen.

Und dabei haben wir schon das Rezept vor uns liegen: Conche Fritti. Leider wird nichts daraus. Obwohl mir Gabi noch extra einen Artikel aus Wien mitgegeben hat. Hier wird beschrieben, wie die Frauen der Sacula-Indianer, wahrscheinlich Nachkommen der Arawaks oder Kariben, diese Tiere ganz einfach und ohne Gewalt aus ihren sehr massiven Schalen geholt haben. Die Methode ist aber nicht minder grausam. Man hängt die armen Geschöpfe mit ihrer Öffnungsklappe, dem Operculum, an einem Ast auf und wartet, bis die armen Tiere durch das Gewicht ihrer Schale förmlich aus ihrem Haus gezogen werden. Das dauert Stunden bis Tage.

Diese Methode wenden wir nun auch an und hängen einige der karibischen Riesenflügelschnecken an der Reling auf. Doch der anfangs große Appetit auf diese karibische Spezialität hat schon stark nachgelassen.

So essen wir Abends dann doch unsere Schweinekoteletts. Philipp mariniert die sehr schön aussehenden riesigen Fleischstücke in einer Sauce, bestehend aus Öl, Senf, Tomatenketchup, Honig und Sojasauce. Dazu gibt es Salat. Es schmeckt köstlich.


12.04.2009 – ein aufregender Ostersonntag
Heute ist Ostersonntag. Ein Festtag auch hier auf den British Virgin Islands. Auf Virgin Gorda war schon das halbe Inselvolk seit tagen mit den Aufbauarbeiten für Verkaufsstände, Bühnen und Rummelplatz beschäftigt. Hier auf Marina Cay ist es aber etwas ruhiger.

Heute gibt es dafür auch bei uns weiche Eier. Anstelle der bunten hartgekochten Eier. Dann beginnen wir mit den Vorbereitungen für den Aufbruch. Unser Ziel sind heute die Inseln Cooper Island und am Abend Norman Island. Norman Island soll Robert Louis Stevenson als Vorlage zu seinem Roman „Die Schatzinsel“ gedient haben. Doch bis wir dort sind, ereignen sich heute noch einige Erlebnisse.

Ein Schnellboot der Zollwache treibt langsam in die Bucht, wo wir liegen. Ich grüße freundlich und auch die Besatzung hebt den Arm zum Gruß. Aufmerksame begutachten Sie jedes Schiff. Auch wir werden genau betrachtet. Dann kreisen sie um unser Schiff herum, werfen ihre Fender an die Außenseite und machen zum Anlegen klar. Das Ziel ihrer Begierde sind wir.

Mit zwei Leinen binden sie ihr 825 PS starkes Geschoss an unserer Reling fest. Sie verlangen nach den Zollpapieren und den Reisepässen. Zu viert studieren Sie die Dokumente. Dann belehrt uns der beleibteste von Ihnen, was nun geschieht.

Alle müssen an Deck, er als Einsatzleiter und ein Kollege kommen zu uns an Bord. Ich muss mit ihm in die Kabinen kommen. Nun beginnt er, alles auf den Kopf zu stellen. Nichts entgeht seinem Blick, alles wird genau inspiziert, obwohl ihm das mit seiner Leibesfülle gar nicht so leicht fällt. Und wir führen nebenbei Gespräche über unser Schiff, unsere Reise und was wir so treiben. Nach ungefähr einer Stunde hat er noch immer nicht das gefunden, wonach er sucht. Wonach sucht er eigentlich? Er streift seine Gummihandschuhe ab und verabschiedet sich freundlich. Aber das gehört eben zu seinen Pflichten, wie er uns abschließend erklärt.

Nun können wir beruhigt ablegen. Der Wind ist sehr schwach. Mit Genua und Großsegel segeln wir gerade mit 2,5 bis 3,0 Knoten unserem ersten Ziel entgegen. Wir rollen die Genua ein und starten den Motor. Michi bemerkt, dass das Anzeige des Getriebe-Manometers heute sehr unruhig ist. Immer wieder fällt der Druck stark ab. Wir stoppen den Motor und öffnen den Deckel. Michi kontrolliert den Messstab des Getriebeöls. Es fehlt Öl. Doch wo ist das Leck. Fünf Messbecher sind erforderlich, um das fehlende Öl zu ergänzen. Dann starten wir den Motor und fahren in die Manchioneel Bay auf Cooper Island.

Hier legen wir an einer Boje an und gehen baden. Das Wasser ist herrlich klar. Nach einer Stunde segeln wir weiter in Richtung Norman Island. Nach kurzer Zeit wiederholt sich das Spiel mit dem Manometer. Der Zeiger pendelt wild hin und her. Nun geht Michi der Sache auf den Grund. Im Elektroschrank findet er dann endlich die Ursache. Das Manometer selbst ist schuld am Ölverlust. Das 32 Jahre alte Instrument ist undicht geworden.

Eine Lösung muss nun rasch gefunden werden. Die Ölleitung muss wieder abgedichtet werden. Wir segeln bei wenig Wind, während Michi und Werner das Manometer komplett zerlegen. Nur mit Gewalt kommt man in das Innere der Armatur. Das Anschlussstück aus Messing wird mit einer stumpfen Metallsäge abgeschnitten. Dann steckt Michi eine dünne Schraube durch die Bohrung und dichtet diese mit einer Dichtung und einer Mutter am oberen Ende ab. Nun kann das Verbindungsstück mit der Überwurfmutter an der Kupferleitung wieder angeschraubt werden.

Der Motor wird gestartet. Die Leitung ist dicht. Ein Stein der Erleichterung fällt herab. Es ist später Nachmittag als wir in die schöne Bucht „Pirates Bight“ einlaufen und an einer Boje festmachen. Heute gibt es Eierspeis mit dem Fleisch der Conche-Schnecke, hier auch Lambi genannt.

Anschließend wird gepokert, mit Würfeln. Philipp ist der Star des Abends. Sein Glück ist heute grenzenlos. Und ich bin der Glückliche an seiner Seite. Wir gewinnen in Rekordhöhe. Dann lauschen wir der Liveband – die „Uprising Band“ spielt heute im Restaurant am Strand. Als es vorbei ist, kehrt in der Bucht Stille ein. Auch wir begeben uns nun zu Bett.

Dieser Ostersonntag war ein wahrlich aufregender Tag.


13.04.2009 – Die Schatzinsel
Nach einer sehr angenehmen Nacht wollen Philipp und ich die Schatzinsel entdecken. Nachdem wir gefrühstückt haben, machen wir uns auf den Weg. Zehn Minuten müssen wir rundern, bis wir am Dingisteg anlegen können. Ein Restaurant, ein Tauchshop und ein Souvenirladen sind die wenigen Häuser, die auf der Insel stehen. Noch ist alles geschlossen. Doch gerade als wir über den schmalen Sandstrand gehen, legt die Fähre aus Tortola an und das Personal der Inselgeschäfte geht von Bord.

Philipp und ich marschieren entlang eines staubigen Pfades. Der Weg führt durch trockene Landschaft, bewachsen mit Sträuchern und Bäumen, dazwischen ragen die wie Arme aussehenden Triebe großer Kakteen aus dem Buschwerk. Wir erreichen die erste Anhöhe und werden mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Der Weg führt entlang des Kammes, vorbei an einem Hubschrauberlandeplatz. Wir gehen solange, bis wir in die nächste Ankerbucht blicken, dann kehren wir um.

Im Restaurant erfrischen wir uns bei einem kühlen Getränk und dann rudern wir zurüc an Bord. Hier herrscht Aufregung. Eine Hiobsbotschaft erwartet mich. Als Michi das fehlende Getriebeöl ergänzen wollte und den Einfüllstutzen öffnete, ist ihm eine milchige Sauce entgegengespritzt. Irgendwo muss ein Salzwasser in das Getriebe eindringen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt das Leck im Wärmetauscher.

Wir müssen also eine Möglichkeit finden, den Ölkühler zu tauschen. Die Marina Nanny liegt etwa fünf Seemeilen entfernt auf der Nachbarinsel Tortola. Hier ist die Chance am Größten, die notwendigen Teile zu bekommen. Wir legen unter Segel ab und steuern unser Ziel an. Trotz wenig Wind erreichen wir die Nanny Cay Marina nach etwa eineinhalb Stunden und um 15 Uhr legen wir hier an.

Die Damen im Büro empfangen uns sehr freundlich und weisen uns einen Liegeplatz zu. Ich bekomme auch die Telefonnummer eines Mechanikers, der hier in der Werft, die unmittelbar neben der Marina angesiedelt ist. Nur heute ist Ostermontag und wir müssen uns noch bis morgen gedulden.

Trotzdem beginnen wir schon mit den Vorbereitungen und demontieren den Wärmetauscher. Unseren Vermutungen nach ist er die Wurzel des Übels, denn nur von hier ist es möglich, das Salzwasser durch ein Leck in das Innere des Getriebes gelangt.

Den Rest des Tages verbringen wir gemütlich. Zunächst freuen wir uns wieder über eine ordentliche Dusche. Und hier werden wir regelrecht verwöhnt. Jedem steht ein eigenes Badezimmer zur Verfügung. So einen Komfort hatten wir noch nirgends. Dusche, Waschbecken und WC in einem gemütlichen Raum, das ist wirklich toll.

Es gibt heute Palatschinken. Doch irgendwie wollen die heute nicht so werden wie beim letzten Mal. Ich komme aber nicht dahinter, warum. Wahrscheinlich liegt es an der Pfanne. Trotzdem lassen wir es uns dann schmecken, denn gefüllt mit der Brombeermarmelade von Michi und Gabi ist mein Ärger schnell verflogen.

Danach gehen wir an Land und suchen eine Bar, wo man ein kühles Bier bekommt. Außerhalb der Marina sehen wir eine Carib-Leuchtreklame – da müssen wir richtig sein. Um die viereckige Bar herum sitzen einige Gäste und starren auf eine riesige Leinwand. Hier wird gerade der Film „Fluch der Karibik“, Teil 3, gespielt. Wir nehmen Platz in der ersten Reihe und schauen uns das monströse Finale dieses Abenteuerspektakels an. Wie passend.

Die Nacht ist sehr ungemütlich. Es ist drückend heiß und windstill und Heerscharen von Mosquitos machen das Schlafen unmöglich. Alleine ihr Summen bringt mich an den Rande des Wahnsinns. Glücklicherweise finde ich noch etwas Mückenspray, sodass ich mir die Viecher so doch etwas vom Leib halten kann.


14.04.2009 – Mr. Lincoln
Eigentlich sind wir heute alle froh, dass diese Nacht vorüber ist. Und wir setzen große Hoffnungen in diesen Tag. Das Frühstück lassen wir trotzdem nicht sausen. Doch gleich danach mach ich mich auf die Suche nach dem Mechaniker, von dem wir gestern die Telefonnummer erhalten haben. Nach zweimal Fragen in der Werft stehe ich vor der Türe von Mr. Lincolns Büro. Verschlossen. Nebenan ist eine Tischlerwerkstatt. Ich trete ein und frage nach Mr. Lincoln, den man hier zum Glück überall kennt. Der Meister geht in sein Büro und bittet seine Frau, Mr. Lincoln anzurufen. Er hebt ab und meint, in etwa einer halben Stunde in der Werft zu sein. Ich kehre um.

Nachdem eine halbe Stunde vergangen ist, starten Michi und ich einen zweiten Versuch. Auch diesmal ist die Türe seines Büros verschlossen. Doch als wir an der Türe stehen und uns umsehen, fragt von hinten eine Stimme, was wir wollen. Ein Mann steht auf einem Boot und wiegt gerade frisch gefangene Fische. Er erklärt, ein Freund von Mr. Lincoln zu sein. Wir erklären ihm unser Problem mit dem Getriebe. Er nimmt sein Telefon, wählt mr. Lincolns Nummer und reicht mit den Apparat. Eine freundliche Stimme grüßt und ich erzähle die Geschichte ein zweites Mal. Mr. Lincoln verspricht, in einer Stunde bei uns am Schiff zu sein.

Und wirklich, es ist nicht viel mehr als eine Stunde vergangen, da taucht ein Mann auf einem Fahrrad auf und kommt auf uns zu. Er grüßt freundlich, doch scheint er nicht Mr. Lincoln zu sein. Er fragt nach unserem Problem und wir zeigen ihm die ausgebauten Teile und öffnen auch den Motordeckel. Seinem Blick nach zu schließen, erfasst er die Situation in wenigen Momenten und meint, dass er in Kürze zurück ist. Er verschwindet wieder.

Philipp und ich verabschieden sich nun auch. Wir wollen einkaufen gehen, denn wir benötigen frisches Obst und noch einige andere Lebensmittel. Wir marschieren aus dem Marinagelände und biegen auf der Hauptstraße nach rechts ab, in Richtung Road Town. Road Town ist die Hauptstadt Tortolas. Philipp erklärt mir, dass der Name dieser Stadt übersetzt nicht etwa „Straßenstadt“ heißt, wie ich eigentlich vermutet habe, sondern aus dem spanischen kommt und „Großer Hafen“ bedeutet.

Es ist sehr heiß und der Weg auf der engen Straße ist nicht ungefährlich. Die an uns vorbeirasenden Fahrzeuge weichen meist nur knapp aus, sodass man immer auf die Seite springen muss, wenn sich eines dieser Monsterfahrzeuge nähert. Wir befinden uns im Ort „Sea Cow Bay“ und hier gibt es gar nichts. Wir fragen in einer Tischlerei nach einem Supermarkt. Der freundliche Mann meint, dass wir da schon nach Road Town müssen. Road Town ist etwa sieben Meilen entfernt. Viel zu weit, um es zu Fuß zu erreichen. Busse fahren aber nur ab und zu, es gibt keinen regelmäßigen Verkehr. Am Besten sei es per Autostopp. Ich winke also einmal mit beiden Händen, als gerade wieder ein Auto an uns vorbeifährt und auch der Fahrer hält sofort an.

In wenigen Minuten haben wir die Stadtgrenze erreicht. Das waren sicher keine sieben Meilen. Wir sehen auch gleich einen kleinen Supermarkt und beginnen, unsere Einkaufsliste abzuarbeiten. Doch das Angebot ist nicht sehr üppig und so ziehen wir weiter. Es muss doch im Zentrum von Tortola noch bessere Einkaufsmöglichkeiten geben. Und tatsächlich, nachdem wir die eher trostlos wirkende Metropole der Insel fast durchquert haben, zeigt uns ein Bursche den richtigen Weg. Etwas versteckt stehen wir nun vor einem Geschäft, wo es wirklich alles gibt.

Philipp und ich füllen unseren Einkaufswagen und voll gepackt mit frischen Lebensmitteln lassen wir uns mit einem Taxi zurück in die Marina führen. Hier gibt es auch Fortschritte. Der Mechaniker von Mr. Lincoln hat unseren Ölkühler einer Druckprobe unterzogen und festgestellt, dass er ein Leck hat. Dies ist also die Ursache, warum Salzwasser im Getriebe ist. Er hat auch schnell das passende Ersatzteil zur Hand. Es ist zwar nicht billig, aber wir müssen in den sauren Apfel beissen. 520,00 US$ kostet es. Und dann kommt noch etwas Arbeitszeit dazu.

Während am Schiff fleißig gearbeitet wird, gehen Philipp und ich an den nahen Strand baden. Als wir zurückkehren, ist der Ölkühler schon eingebaut. Mr. Lincolns Sohn führt mich mit seinem Boot zu einem Geschäft, wo ich Getriebeöl besorgen kann. Beim Aussteigen aus dem Boot wäre es fast wieder zu einer kleinen Katastrophe gekommen. Wir legen an einer relativ hohen Mauer an. Ich greife nach oben, in einer Hand meine Geldbörse. Um mich hochziehen zu können, muss ich die Geldbörse aber aus der Hand geben. Und nur einen Bruchteil später fällt dieses wichtige Stück in das Wasser. Dahinter war nämlich leider ein Hohlraum, den ich nicht sehen konnte. Glücklicherweise fällt dieses wichtige Stück neben mir in das Wasser und mit einem schnellen Griff kann ich sie retten. Puhh, das war knapp.

An Bord erklärt uns Mr. Lincoln, wie wir nun unser Getriebe pflegen müssen. Spätestens in einer Woche müssen wir das Öl nochmals vollständig wechseln, damit ja kein Wasser im Getriebe zurückbleibt. Abends kocht heute Philipp Nudeln mit Broccoli und Shrimps. Das schmeckt wirklich ausgezeichnet. Danach gibt es nun das Rückspiel im Würfelpokern. Heute haben Michi und Werner jedoch mehr Glück als beim letzten Spiel.


15.04.2009 – Sandstrände und Strandbars
Die Reparatur ist noch nicht abgeschlossen. Um 08.30 hat der Mechaniker gesagt, nochmals zu kommen und die Arbeit zu beenden. Daher wird heute schon zeitig gefrühstückt.

Auch um 09.30 ist noch kein Mechaniker zu sehen. Ich mache mich auf den Weg zur Werkstatt. Dort fragt man mich, ob wir das Getriebeöl schon gekauft haben. Eigentlich war vereinbart, dass er das Öl mitbringt. Ein Missverständnis. Werner holt das Öl und endlich steht der Mechaniker an Bord. Er stellt bei näherer Betrachtung des Motors und der Antriebswelle fest, dass diese auch zentriert werden sollte. Das dauert etwa drei bis vier Stunden. Also noch ein Tag in der Marina.

Philipp und ich werden an Bord nicht benötigt und so wollen wir die schönsten Plätze der Insel von land aus erkunden. Wir nehmen ein Taxi und lassen uns für 21,00 US$ zum Long Bay Beach führen. Dieser 1,6 km lange Sandstrand soll einer der schönsten auf Tortola sein. Nach kurzer Fahrzeit lässt uns der Fahrer aussteigen.

Wir stehen an einem langen weißen Sandstrand, der mit Palmen gesäumt ist. Nur auf den ersten Metern liegen viele Menschen, dann wird es zusehends einsamer. Hinter einem schwarzen Felsen entdecken wir eine winzige Strandbar. Wir wandern bis ans Ende, wo der Sand dann von Geröll ersetzt wird. Ein schmaler Pfad führt in ein Wäldchen. Wir marschieren den Pfad entlang und stehen an einem Salzsee, wo der weg endet. Wir kehren um und machen an der Bar von „Nature Boy“ eine Pause. Hier fühlt man sich wieder in der Karibik. Sonne, Sand, nur das Rauschen des Meeres ist zu hören. Eine SMS von Michi reißt mich aus den Träumen: „Alles erledigt und Okay!“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. Fast hätten wir vergessen, dass wir uns auch noch andere Plätze auf Tortola ansehen wollten.

Wir gehen also weiter über eine unbefestigte Straße zur Smuggler Cove. Die Dame im Marinabüro hat uns diesen Platz als einen der schönsten und ruhigsten der Insel empfohlen. Wir stehen nach kurzer Zeit in einer Bucht mit glasklaren türkisblauen Wasser, umrandet mit weißen Sand und Palmen. Philipp stürzt sich sofort ins Meer.

Auf einem einfachen Gerüst stehen Flaschen mit verschiedenen Getränken und dahinter steigt Rauch von einem Holzkohlengrill in die Höhe. Zwei Damen betreiben hier ein kleines Restaurant. Wir lassen uns auf zwei Liegen nieder und genießen die Atmosphäre.

Dann wandern wir den Weg weiter. Die Aussicht ist phantastisch. Man sieht von hier die Inselwelt der Jungfraueninseln besonders schön. Jost van Dyke, Saint John und dahinter Saint Thomas, die beide schon zu Amerika gehören. Dazwischen eine Vielzahl winziger Inseln. Nach etwa einer halben Stunde liegt Soper Hole vor uns. Ein große Bucht, in der viele Schiffe ankern. Eigentlich wollten wir heute auch schon hier liegen, wäre uns nicht das Malheur mit dem Getriebe passiert.

Von hier fahren wir wieder mit einem Taxi zu unserer Marina. Der Fahrer heißt Valentin und rast, trotz seines nicht mehr jugendlichen Alters, wie ein Verrückter. Wir sitzen hinten in einem dieser riesigen Taxis, die auf der Ladefläche Sitzbänke und ein Dach haben und meist bunt bemalt sind. Vor der Marinaenfahrt hält er an und wir steigen erleichtert aus.

Philipp ist auch heute der Küchenchef. Es gibt thailändische Kost. Gemüse, Huhn und Shrimps mit Curry in Kokosmilch. Und Reis. Der Wok ist randvoll, doch nichts bleibt über. Mit einer Runde Bauernschnapsen beenden wir den Tag. Müde falle ich heute in meine Koje. Der Tag war herrlich. Heute habe ich endlich weißen Sand in eine Flasche füllen können, denn das habe ich Patricia versprochen, ihr von einem der schönsten Strände ein wenig davon mitzubringen.

Samstag, 11. April 2009

06.04.2009 - 09.04.2009 - Karibik pur

06.04.2009 – Wieder an Bord
Um 07.30 weckt mich Adelaide. Es gibt Kaffee und Baguette mit Marmelade. Um 08.00 verlassen wir die Wohnung. Adelaide begleitet mich noch zur Metrostation und hilft mir beim Kauf des Tickets. Ohne ihre Hilfe hätte ich das nie geschafft.

Dann fahren wir noch gemeinsam eine Station mit der M4. Um 09.30 stehe ich wieder am riesigen Flughafen Charles de Gaulle und nun kämpfe mich von Schalter zu Schalter. Glücklicherweise nur mit dem Handgepäck, denn die schweren Stücke, voll mit Proviant für die Rückreise, konnte ich schon am Flughafen Schwechat abgeben.

Ich bekomme einen Fensterplatz in der 45sten Sitzreihe. Neben mir nimmt ein älterer Herr Platz. Wir kommen ins Gespräch. Sein Name ist Brian Daniels und er kommt aus Wales. Heute lebt er jedoch die meiste Zeit des Jahres in Griechenland bei Athen. Nun fliegt er nach Antigua, wo er seinen Bruder auf dessen Yacht besucht, die in English Harbour vor Anker liegt.

Die Reise ist unterhaltsam. Brian ist begeisterter Trial- und Motorradfahrer. Wir erzählen uns gegenseitig von unseren Abenteuern. Dazwischen werden wir mit guten Speisen und Getränken vom Bordpersonal verwöhnt. Die Zeit vergeht wie im Flug. Nur mit geringer Verspätung landen wir am Princess Juliana Airport in der Simpson Bay. Vorher dreht der Pilot noch eine Runde über die Insel St. Martin und ich bin vom Blau des Meeres fasziniert. Nur das Wasser der Lagune strahlt aus der Luft nicht in diesen wunderschönen Farbtönen. Es sieht auch von oben eher trüb und grau aus.

Um 13.52 setzen wir auf St. Martin auf. Bis alle Fluggäste, es sind an die 300 Personen, das Flugzeug verlassen haben, vergeht noch viel Zeit. Ich bin auch nicht in Eile und einer der letzten. Vor dem Schalter der Einwanderungsbehörde treffe ich alle meine Begleiter wieder.

Es dauert dann eine halbe Ewigkeit, bis auch ich abgefertigt bin. Jeder Einreisende muss haargenau angeben, wo er sich auf der Insel aufhält. Wer z.B. ein Schiff gechartert hat, muss den Namen der Marina und des Schiffes kennen. Ohne diese Angaben wird dem Urlaubsgast der Pass solange abgenommen, bis diese Informationen bekannt sind. Seltsam, aber wahr.

Das Gepäck liegt schon bereit. In der Ankunftshalle führt mich ein Mann zu einem Taxi. In einer endlosen Autoschlange schleichen wir zur Simpson bei Marina. Der Fahrer ist gereizt und flucht ununterbrochen, wahrscheinlich wegen der vielen entgangenen Geschäfte. Es ist wirklich unglaublich, wie viele Fahrzeuge auf dieser kleinen Insel unterwegs sind. Und diese Fahrzeuge sind wahrlich keine Kleinwagen, sondern meist riesige Pickups.

Um 15.30 stehe ich auf der Pier der Simpson Bay Marina. Michi und Werner sind noch mit dem Putzen des Schiffes beschäftigt. Der Liegeplatz ist der Selbe wie vor meiner Abreise. Auch Klaus von der Friendship ist wieder nach St. Martin zurückgekehrt. Schon vor Wochen haben wir mittels Email vereinbart, den heutigen Abend gemeinsam zu verbringen.

Wie ich so an Bord sitze und mir die Schilderungen der letzten Woche anhöre, spüre ich, wie mich plötzlich eine große Müdigkeit überfällt. Erst jetzt wird mir bewusst, dass dieser Tag ein sehr langer ist. Denn daheim wäre es nun schon wieder fast 22.00 Uhr, hier scheint aber die Sonne und es ist erst 16.00 Uhr.

Am Abend essen wir Spagetti mit Tomatensauce. Anschließend treffen wir uns mit Klaus und seinem Sohn Swen und marschieren zu „Lady C“. Das ist das Lokal, wo wir schon einmal Spare Rips aßen.

Heute gibt es kübelweise Bier und Unmengen zu erzählen. Als schon fast alle Gäste das Lokal verlassen haben, begeben wir uns auch wieder an Bord. Klaus holt noch ein paar Flaschen Bier und das Erzählen geht weiter. Irgendwann übermannt mich die Müdigkeit aber endgültig und ich falle in meine Koje.


07.04.2009 – Philipp ist da
Gut ausgeschlafen erwache ich. Auf ein ordentliches Frühstück freue ich mich nun auch schon. Vormittags möchte ich die Homepage auf den letzten Stand bringen. Michi und Werner fahren mit dem Dingi zum Supermarkt und bestellen Bier und Wasser für die nächsten zwei Wochen. In diesem Geschäft bekommt man seine Einkäufe dann direkt in die Marina geliefert.

Ich sitze gerade in Jimbos Bar und surfe im Internet, als mir plötzlich zwei bekannte Gesichter auffallen. Sabine und Hannes aus der Steiermark betreten das Lokal. Die beiden ankern derzeit mit ihrer Amel 46 in der Simpson Bay. Kennen gelernt haben wir die uns durch Thomas und Kiki auf Dominica bei Portsmouth. Das liegt nun schon wieder viele Wochen zurück.

Knapp vor 13.00 Uhr muss ich mich aber von den beiden verabschieden. Heute trifft unser neues Crewmitglied ein, mein ehemaliger Arbeitskollege Philipp. Ich begebe mich zum Flughafen. Am Monitor in der Ankunftshalle sehe ich, dass Flug AF488 pünktlich um 13.40 landet. Und genau auf die Minute springt die Anzeige auf „gelandet“.

Es dauert dann aber noch geraume Zeit, bis Philipp endlich vor mir steht. Doch das wundert mich keinesfalls. Vorher läutet mein Telefon und Philipp fragt nach dem Namen der Marina. Ohne diese Angabe hätte er sonst nicht einreisen dürfen.

Wir besteigen ein Taxi und quälen uns, so wie ich gestern, in einer endlosen Kolonne bis zu unserem Ziel. Als wir vor der Tattoo stehen, sehe ich, dass die Lieferung des Supermarktes auch gerade angekommen sein muss. Dass Cockpit und auch der Salon sind voll mit Kartons voll Bier und Plastikflaschen mit Wasser.


Am Abend gibt es Koteletts mit Kartoffeln und Salat. Auch Philipp scheint von der langen Reise geschlaucht zu sein und fällt bald müde in seine Koje.

Es ist überhaupt seine erste Nacht auf einem Schiff.


08.04.2009 – Wir legen ab
Heute am Nachmittag wollen wir ablegen. Unser Ziel sind die British Virgins Islands, eine Gruppe von kleinen und kleinsten Inseln, etwa 90 Seemeilen westlich von Sint Maarten.

Nachdem wir gefrühstückt haben, erledigen Michi und Werner noch einige Arbeiten am Schiff, währenddessen Philipp Souvenirs besorgt und ich zum Zoll und zur Immigration gehe, um uns ordnungsgemäß abzumelden. Dann besorgen wir frisches Obst und Gemüse im Gourmet Marche.

Philipp und ich sind am Weg zur Marina. Kurz vor der Hebebrücke, die die Simpson Bay von der Simpson Bay Lagoon trennt, erblicke ich zwei völlig unerwartete Gesichter. Thomas und Kiki lachen uns entgegen. Sie haben kurzfristig ihre Pläne geändert. Gestern sind sie von Barbuda losgesegelt Ursprünglich wollten sie nach St. Barth. Der Wind war schwach und so erreichten sie die kleine Insel erst bei Dunkelheit. Da es dort jedoch unmöglich ist, in der Nacht zu ankern, sind sie weiter nach Sint Maarten gefahren. Nun ankern Sie mit Hannes und Sabine in der Simpson Bay

Wir erreichen die Marina. In Jimbos Bar, das Lokal liegt direkt vor dem Marinaeingang sitzen schon Michi und Werner und unterhalten sich mit Sabine und Hannes. Kurze Zeit später stoßen auch Thomas und Kiki dazu.

Leider müssen wir uns aber bald von diesen lieben Menschen verabschieden. Doch wir sehen uns hoffentlich wieder, wenn wir von den B.V.Is. zurückkehren. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen.

Klaus, unser deutscher Nachbar, hängt heute den ganzen Tag am Mast. Er muss seinen demolierten Radarreflektor tauschen. Swen, sein Sohn, hilft ihm bei dieser anstrengenden Arbeit. Dieses kleine Gerät ist lebenswichtig, speziell wenn man, so wie Klaus, alleine auf hoher See unterwegs ist. Es zeigt sein Schiff am Radar anderer Schiffe an, und das noch dazu in starker Vergrößerung. So besteht kaum Gefahr, dass man von anderen Schiffen überfahren wird. Auch Klaus hat den Plan begraben, sein Schiff huckepack über den Atlantik zurückführen zu lassen. Der Preis dafür ist einfach zu hoch. Ursprünglich war es genau dieser Klaus, der uns auch auf diese Idee brachte.

Klaus ist wirklich ein witziger Typ. Nur von der Karibik hat er nicht viel gesehen. Insgesamt nur drei Inseln: Barbados, Grenada und Sint Maarten. Diese dafür aber ausgiebig. Dafür hat er anscheinend die Liebe seines Lebens kennen gelernt.

Wir verabschieden uns, aber Klaus werden wir sicher wieder hier treffen, bevor wir dann alle die Rückreise antreten.

Glücklicherweise habe ich am Zoll nochmals gefragt, wann die Brücke geöffnet wird. Die Zeitangabe im Hafenhandbuch ist falsch. Nicht um 17.30, sondern schon eine Stunde früher hebt der Brückenmeister das schwere Stahlgerüst. Glück gehabt, denn sonst hätten wir einen ganzen Tag verloren. Um 16.00 Uhr legen wir ab. Vor der Brücke drehen wir kleine Runden. Die Schlange der Wartenden wird länger und länger. Riesige Yachten warten ebenfalls auf die Ausfahrt.

Pünktlich um 16.30 schaltet die Ampel von rot auf grün – freie Fahrt. Als eine der letzten Yachten passieren wir die Durchfahrt. Wir nehmen Kurs auf Virgin Gorda, die uns am nächsten liegende Insel der British Virgin Islands. Kurs 285°, Wind aus NO, Windstärke zirka 10 bis 12 Knoten, die Wellen kommen auch aus dieser Richtung. Gemütlich schaukeln wir dem Ziel entgegen. Wir rollen die Genua aus und segeln mit knappen 4 Knoten unserem Ziel entgegen.

Eine günstige Gelegenheit, wieder einmal zu fischen. Und es dauert nicht lange, da dehnt sich das rote Gummiband – unsere Bissanzeige. Ein Fisch hat angebissen. Schnell rollt Michi die Leine auf. Schon aus der Ferne ist die Beute zu sehen. An Bord bemerken wir, dass auch noch ein anderer an unserem Fang Interesse hatte. Denn die Schwanzflosse ist abgebissen und auch am Rücken sind Spuren scharfer Zähne zu sehen.

In der Dämmerung tauchen plötzlich Delfinflossen aus dem Wasser. Ein Rudel begleitet uns fast eine halbe Stunde. Dann verschwinden sie in der Nacht so wie sie aufgetaucht sind.

Michi zerlegt den Fisch fachgerecht. Wir braten die saftigen Filets in der Pfanne und essen dazu Gemüse und Brot. Keine einzige Gräte trübt den Genuss. Michi, dass hast du wirklich gut gemacht! Nur Philipp fehlt es etwas an Appetit. Aber das ist kein Wunder, ist es doch heute der erste Segeltag in seinem Leben. Und eine Nachtfahrt am Atlantik ist sicher kein Honiglecken. Dafür hält er sich wirklich tapfer.

Um 22.00 beginnt meine erste Wache. Am Radar tauchen immer wieder kleine Punkte auf. Irgendwann kommt uns auch ein Segler entgegen, der über die Wellen hüpft. Ich bin froh, dass es Mitternacht ist. Nun kann ich endlich schlafen.


09.04.2009 – Virgin Gorda
Virgin Gorda nannte Columbus die Insel angeblich, weil sie angeblich die Form einer fetten Jungfrau hat. Darüber lässt sich sicher streiten. Doch noch liegen einige Seemeilen vor uns.

Um 04.00 beginnt meine nächste Wache. Ich habe heutevkaum ein Auge geschlossen. Entsprechend unausgeschlafen fühle ich mich nun auch. Und auch danach kann ich kaum schlafen. Warum? Keine Ahnung.

Um die Mittagszeit erreichen wir die Marina Virgin Gorda Harbour. Wir sind schon sehr hungrig, doch wir müssen noch geduldig warten, bis man uns einen Liegeplatz zuweist. Die Mitarbeiterin im Marinabüro ist nicht gerade die Freundlichkeit in Person und würdigt uns keines Blickes. Doch endlich können wir an einem der Stege festmachen. Endlich kann gefrühstückt werden.

Anschließend müssen wir zu Zoll und Einwanderungsbehörde. Um auf den British Virgins einzureisen, muss man pro Person zwei Formulare ausfüllen und zusätzlich eines für alle. Macht also neun Formulare. Natürlich will man von uns wissen, ob wir auch Drogen, Alkohol, Haustiere, Krankheiten oder andere Dinge einführen. Die Dame vom Zoll unterstellt uns außerdem, dass wir schon gestern eingereist sind. Wir hätten Sie nicht anlügen müssen. Endlich sind alle Papiere gestempelt, wir bezahlen 13,00 US$ für die Einreise und können das Büro verlassen.

Draußen vor dem Zollgebäude werden auf einer großen Wiese Zelte für das Osterfest aufgestellt. Philipp und ich holen unsere Badehose und suchen einen Strand. Hinter dem Zoll gibt es einen kleinen Sandstrand. Es reicht zum Baden, doch besonders beeindruckend finden wir es hier nicht. Unmittelbar neben uns wird gerade ein kleiner Frachter entladen. Am Himmel ziehen dunkle Wolken auf.

Wir kehren zurück und bestellen in der Marinabar ein Bier. Dann wollen wir uns in Spanish Town, dem größten Ort der Insel, ein bisschen umsehen. Nach nur wenigen Metern Fußmarsch erkundigen wir uns nach dem Zentrum. Wir befinden uns im Zentrum. Ein netter Herr bietet sich an, uns mit seinem Auto in eine nette Bar zu führen. Nach ungefähr 100 Metern Autofahrt lässt er uns wieder aussteigen. Wir haben das Ziel erreicht, die Green Bar. Wir bestellen Carib-Bier. Es beginnt zu regnen. Der Regen wird stärker und stärker. Es tropft durch das Dach.

Endlich lässt der Regen etwas nach und wir können an Bord zurückkehren. Auch hier ist alles total nass. Und auch dunkel ist es nun schon geworden. Wir essen Salat und Brot. Im Cockpit ist das Sitzen nicht sehr gemütlich, denn schwere Regentropfen lassen nur wenig Platz. Das ist aber heute nicht schlimm, denn die Müdigkeit übermannt mich und bald schlafe ich tief und fest.