Donnerstag, 26. Februar 2009

21.02 - 24.02.2009 - Narrentreiben

21.02.2009 – Liliput
Um 08.00 ist die Zeit reif, das warme Bett zu verlassen. Die Sonne steht am Himmel. Immer wieder wühlen heftige Böen das Meer auf. Auch schon während der Nachtstunden. Aber das stand schon im Wetterbericht. Ich mach mich bereit, um mit dem Dingi an Land zu rudern und frisches Baguette zu besorgen.

Es herrscht schon reges Treiben in den schmalen Gassen. Die Mofaverleiher putzen und tanken ihre Mofas, die Lebensmittelhändler holen die letzten Reserven aus ihren Lagern und die wartende Menge räumt die Regale sofort wieder leer. Ich habe Glück. Außer zwei ofenfrischen Broten bekomme ich im Supermark auch noch Eier, eine Zuckermelone und eine Ananas. Mit vollen Händen eile ich zurück an den Steg, denn Plastiksäcke sind aus.

Der Wind treibt mich zurück zu unserem Schiff und das Frühstück wartet schon. Nach dieser Stärkung fahren Gabi und ich nochmals in den kleinen Ort, um Lebensmittel für ein Abendessen zu besorgen. Michi und Werner bleiben an Bord zurück. Und das war ein riesiges Glück.

Noch bevor wir an Land ruderten ist uns ein Schiff bedrohlich nah gekommen. Michi hat schon vorher den Verdacht geäußert, dass der Anker schlieren könnte. Damit wir den Abstand zu diesem Schiff etwas vergrößern können, haben wir die Ankerkette verkürzt. Bei fast 40m Ankerkette haben wir uns keine großen Gedanken darüber gemacht.

Als wir von unseren Einkäufen zurückkehren, wundern wir uns noch, dass unsere Tattoo plötzlich wo anders liegt. Zurück an Bord ist helle Aufregung zu spüren. Der Anker hat sich gelöst. Glücklicherweise haben Michi und Werner sofort reagiert, den Motor gestartet und Kollisionen mit den Schiffen, die hier leider relativ knapp aneinander liegen, verhindert. Ein neuer Platz war schnell gefunden, doch da immer wieder heftige Windböen mit Spitzen bis über 30 Knoten über den Berg herab kamen, war auch der neue Platz kein ruhiger. Der Anker drohte neuerdings auszubrechen.

Neben uns liegt zum Glück ein ortskundiger Segler aus Guadeloupe. Er ist so hilfsbereit und bietet uns seinen Platz an, denn er will an anderer Stelle ankern. Sein Schiff hat er an einem Betonblock mit einer Leine festgemacht. Michi taucht mit unserer Leine hinab und fädelt sie durch einen festen Metallring, sodass wir nun wie an einer Boje hängen.

Nachmittags begeben wir uns dann auf Exkursion. Wir werden diese Inseln per Pedes erkunden. Die Größe macht es möglich. Unser Weg führt über einen Hügel, wo links und rechts neben der schmalen Straße viele nette, meist kleine Häuschen, ab und zu aber auch stattliche Villen stehen. Dazwischen weiden Schafe, Ziegen und Kühe auf grünen Wiesen. Auch Hühner und Hähne laufen in den Gärten auf der Suche nach Futter umher.

Wir kommen am Fußballstadion vorbei. Als Fußgänger muss man aber auch hier vorsichtig sein, denn viele Mopeds bevölkern die wenigen Straßen. Das sind jedoch nicht nur Touristen. Auch viele Einheimische nützen dieses Transportmittel. Nun führt die Straße wieder bergauf. Plötzlich sitzt ein riesiger Iguana vor uns auf der Straße. Leider sind diese schönen Leguane sehr Menschenscheu. Sofort flüchtet er auf einen nahen Baum. Doch diesmal ist mir das Glück hold – der Schnappschuss gelingt diesmal zumindest teilweise.

Dann zweigt ein Weg zum Fort Napoleon ab. Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Stein erbaute sechseckige Verteidigungsanlage, steht auf einem grünen Hügel und man hat von hier einen herrlichen Blick über die gesamte Insel. Leider gibt es nur vormittags Führungen, am Nachmittag ist das Fort geschlossen.

Wir gehen die Straße abwärts. Hier sollte man auch keinesfalls auf die Idee kommen, durch die Wälder zu streifen. Denn überall stehen Bäume mit einem roten Farbstreifen – der Manchinelli-Baum, an dem alles giftig ist. Der Stamm, die Blätter, die Früchte und würde man sich bei Regen unterstellen, dann hätte man von den herabfallenden Tropfen Verätzungen auf der Haut.

Am Schiff bereiten wir uns eine kleine Jause zu. Abends wollen wir heute nochmals in den ort, denn am Strand gibt es heute ein kleines Fest der Fischer von Terre du Haut. Um 19.30 sind wir auf dem Platz, wo unter einem Zeltdach ein paar Tische stehen, daneben liegen schöne Fischstücke auf einem Holzkohlengrill. Um 6 Euro gibt es eine herrliche Dorade (auch als Goldmakrele oder Dolphin bekannt) mit Reis. Auch Bodo und Ilona sind mit von der Partie. Nur Michi ist an Bord geblieben, denn er traut dem Frieden nicht. Wir sind ihm auch dankbar, dass er unser Schiff nicht im stich lässt.

Leider gibt es nur Musik aus der Konserve. Die Band, die noch kurz vorher für ihren Auftritt geprobt hat, tritt wegen des starken Windes nicht auf. So kommt leider auch nicht die richtige Stimmung auf. Und Michi wollen wir auch nicht allzu lange alleine lassen. Knapp nach 21.00 Uhr sind wir wieder zurück an Bord und machen uns hier noch einen lustigen Abend.


22.02.2009 – Karneval in Terre du Haute
Auch heute Nacht bläst der Wind stürmisch über die kleine Insel. Auch einige Regenschauer ziehen über uns, sodass wir in der Nacht unsere Luken schließen, um trocken zu bleiben. Am Morgen rudere ich wieder an Land, um Brot zu kaufen. Ich komme an der Kirche vorbei, wo gerade der Gottesdienst stattfindet. Das Gotteshaus ist brechend voll, auch vor den Toren stehen Menschen singend und betend.

In der Bäckerei wartet eine Menschentraube auf frische Baguettes. Das Warten lohnt sich – mit ofenwarmen Baguettes kehre ich an Bord zurück. Unser Frühstück wird aber leider immer wieder von sehr heftigen Sturmböen gestört. Da müssen wir schnell alles festhalten, damit nichts davon fliegt.

Danach geht jeder seine eigenen Wege. Werner liest, Gabi und Michi fahren in den Ort und kaufen Ansichtskarten, ich sitz vor dem Computer und schreibe Tagebuch.

Zwischendurch erreicht uns eine Übersetzungsanfrage von Pitty:
„Nach tagelangen Protesten hat der Windischgartstener Pfarrer Gerhard Maria Wagner den Verzicht auf das Amt des Linzer Weihbischofs bekanntgegeben. Im ö1-Morgenjournal betonte Wagner, dass es sich um einen Rücktritt aus freien Stücken handle.“

und Gabi Übersetzt:
„Après des protestations qui duraient plusieurs jours, le prêtre de W., G M W a annoncé qu’il renonce à la fonction du Weihbischof (dieses Wort weiß ich nicht)
de Linz. Dans le journal du matin de Ö1 (une chaine de radio autrichienne) W a souligné que son renoncement est volontaire.“

Heute finden geheime Dreharbeiten statt, über deren Inhalt ich kein Wort verlieren darf. Nach tagelangen Vorbereitungen haben wir endlich ein Konzept erarbeitet, dass wir nun umsetzen. Nach dieser Arbeit bereiten wir uns für den Karnevalsumzug vor.

Man hört schon die rhythmischen Trommelklänge und Gesang und so beeilen wir uns, an Land zu kommen. Leider waren wir sichtlich aber doch zu langsam. Als wir den Hauptplatz erreichen, dauert es nur mehr wenige Minuten und dann ist es vorbei. Die Musiker packen ihre Instrumente weg und die Menschenmassen zerstreuen sich in alle Richtungen (etwa 100 neugierige Zuschauer). Es ist ungefähr 19.30.

Die soll der Karneval sein? Vom Karneval in der Karibik haben wir uns alle eigentlich mehr erwartet. Und für Morgen sollen alle Umzüge auf Guadeloupe abgesagt worden sein. Auf Grund der Vorfälle der letzten Tage haben die Bürgermeister alle Paraden abgesagt. Ich verstehe diese Maßnahme auch teilweise, denn einen Grund zum Feiern dürften die Menschen hier wirklich nicht haben. Andererseits haben sich die Karnevalsgruppen für dieses Ereignis monatelang vorbereitet und da muss die Enttäuschung besonders groß sein. Auch unsere Enttäuschung ist groß, denn wir haben uns auf den Karneval in der Karibik sehr gefreut.


23.02.2009 – Le Chameau (Das Kamel), 309m
Im Bett lese ich noch die letzte schaurige Erzählung von Edgar Allan Poe’s „Die Maske des Roten Todes“ zu Ende. Dann mach ich mich wieder auf den Weg zur Bäckerei, um frisches Brot zu holen. Wir frühstücken und anschließend muss ich ein sehr wichtiges und geheimes Paket gut verpacken und zur Post bringen. Die Post ist aber wegen des Karnevals bis am 25. Februar geschlossen. Eigentlich komisch, wo doch alle Veranstaltungen abgesagt wurden.

Ich kehre an Bord zurück und telefoniere kurz mit Pitty. Wir hoffen, gute Nachrichten von Guadeloupe zu hören. Auch Gabi verfolgt das Geschehen auf der Nachbarinsel im Radio und im Internet. Glücklicherweise scheint sich die Lage wieder beruhigt zu haben, nachdem es in den letzten Tagen ziemlich wild zugegangen sein soll. Sogar ein Toter ist bei den Protestmärschen zu beklagen gewesen.

Am Nachmittag gehen Gabi, Michi und Werner schwimmen und tauchen. Ich fahre wieder an Land und will mir die Landschaft der Insel ansehen. Zuerst wandere ich zum Plage de Figuier. Nur wenige Menschen bevölkern diesen Sandstrand, denn die Wellen sind heute hoch und es schein hier nicht ungefährlich zum Baden zu sein. Ich kehre wieder um und nehme nun den Weg auf den Le Chameau, die höchste Erhebung dieser Insel. Immerhin 309m. Fast bis ganz nach oben führt eine betonierte Straße bergauf, vorbei an der Mülldeponie, wo gerade Rauchschwaden über den Berg hochziehen und das Atmen erschweren. Das letzte Stück des Weges führt durch Wald über einen schmalen Pfad bis zu einem Wachturm, den man schon von unten sehen kann. Nur eine Gruppe von sechs Franzosen sind zur selben Zeit unterwegs wie ich, sonst ist hier sehr ruhig. Am Weg sind mir eine Menge Ziegen und Zicklein begegnet, auf Futtersuche.

Für das Abendessen stöbere ich in den Regalen mehrerer Lebensmittelgeschäfte und suche die letzten Reste an Fleisch und Gemüse. Doch die Regale sind wirklich schon fast zur Gänze ausgeräumt. Nur mehr wenige Konserven warten auf Abnehmer.

An Bord zurück plaudere ich noch kurz mit Pitty über Skype. Dann melden sich Bodo und Ilona aus Le Gosier auf Guadeloupe. „Keine besonderen Vorkommnisse, alles okay! Wir werden morgen auch folgen.

Es gibt heute Boef Saumier, das ist Rindfleisch, „Saumier“ heißt wahrscheinlich salzig – wir wissen es aber nicht. Denn das Fleisch ist viel zu salzig. Dazu gibt es Salat und Knoblauchbrot. Trotz des hohen Salzgehaltes schmeckt das Essen nicht schlecht. Gabi hat wieder gezaubert.

Während wir beim Essen sitzen, hören wir plötzlich wieder Musik und Karnevalstreiben aus dem Dorf. Also beschließen wir, uns in das Treiben zu begeben. Wir rudern schnell an Land, leider jedoch um eine Spur zu langsam. Denn als wir den Dorfplatz erreichen, verlässt der Umzug gerade diesen Ort. So wollen wir unsere Enttäuschung runter spülen, doch auch dazu bietet sich keine Gelegenheit. Kein Lokal hat mehr geöffnet.

Wir rudern wieder heimwärts. Und als wir so im Cockpit sitzen, hören wir plötzlich wieder Lärm, Trommeln und Musik. Der Umzug ist um die Insel gewandert und kehrt nun wieder zurück. Doch diesmal bleiben wir an Bord und beobachten die Menschenmassen vom Boot aus. Der Umzug scheint zumindest einen Rekord zu halten – es ist wahrscheinlich der kleinste der gesamten Karibik.


Unterwasseraufnahmen vom 22.02. und 23.02.2009
Die Unterwasseraufnahmen wurden mit einer PENTAX Optio W30 - Digitalkamera in Martinique in Anse a Bourg von Gabi und Michi aufgenommen.

Bildindex
Reihe 1
1307 Kleinpolypige Sternkoralle
1310 Fahrrad am Meeresboden
1317 Franzosen-Grunzer und Jacobus-Soldatenfisch
1329 Karibische Pferdeaktinie (Anemone) und Jacobus-Soldatenfisch
1341 Gelbstreifen-Grunzer
1342 Karibischer Trompetenfisch

Reihe 2
1346 Pfauenbutt im Sand
1348 Bunter Spiralröhrenwurm


24.02.2009 – Friede auf Guadeloupe
Nachdem alles an Bord klar gemacht ist, wollen wir ablegen. Doch leider geht das heute nicht so einfach. Da unser Anker nicht gehalten hat, haben wir uns an einem Betonblock mit einem Metallring mit einer Leine festgemacht. Um ganz sicher zu gehen, auch noch mit einer zweiten Leine. Der Wind hat sein Spiel mit uns getrieben. Einmal sehr heftig, dann wieder fast nicht vorhanden, haben wir uns einige Male um uns selbst gedreht und dabei haben sich die Leinen mehrmals vertörnt. Michi muss ins Wasser und nur mühevoll kann er uns von diesem Wirrwarr befreien. Unsere beiden längsten Festmacher sind durch das ständige Reiben am Metallring in diesem Bereich leider schwer beschädigt worden.

Um 11.15 fahren wir aus der geschützten Bucht von Anse a Bourg auf das offene Meer. Hohe Wellen lassen unsere Tattoo hin und her schlagen und der Wind bläst mit etwa 20 bis 25 Knoten aus Osten. Zunächst segeln wir an die nur 5 Seemeilen entfernte Südküste von Basse Terre. Basse Terre ist der linke Flügel des Schmetterlings Guadeloupe. Sehr Grün und mit hohen Bergen bedeckt. Mühevoll arbeiten wir uns an der Küste hoch, gegen Wind und Welle. Endlich erreichen wir den Punkt, von wo wir den Kurs ändern können und nun mit 30° dem heutigen Ziel entgegenfahren.

Um 17.20 können wir die Maschine stoppen. Der Anker liegt in ca. 3,5m Tiefe auf sandigem Boden und hält eisern. Vor uns liegen Ilona und Bodo mit ihrer „Ausreisser“.
Die beiden sind gerade schwimmen und plötzlich taucht ein blonder Kopf aus dem Wasser und ruft: „Ik binns, Ilona!“ Bodo kommt mit dem Dingi vorbei, um sich den Druckregler abzuholen, den wir in Bourg für ihn besorgt haben. Nun gibt es wieder warme Mahlzeiten.

Bald nach Sonnenuntergang machen wir uns für den ersten Landgang in Le Gosier bereit. Bei der Landung mit dem Dingi am Sandstrand werden wir ordentlich gewaschen. Werner am gründlichsten. Gerade als Werner aus dem Boot steigt, schiebt uns eine hohe Welle um einige Meter höher an den Strand. Werner stürzt und ist völlig durchnässt. Uns geht es etwas besser, doch trocken steigt keiner von uns aus dem Dingi.

Wir versuchen, aus der Situation das Beste zu machen und marschieren einmal die Hauptstraße entlang, um einigermaßen zu trocknen. Es ist ruhig, nur wenige Menschen bevölkern die Straßen. Bushaltestellen mit zerstörten Glasscheiben sind die einzigen Zeugen von Ausschreitungen.

Wir kehren in ein vietnamesisches Lokal ein. Außer uns sind keine Gäste hier. Das essen schmeckt sehr gut. Dann erzählt die nette Wirtin von den letzten Tagen. Es war sichtlich wirklich schlimm, fast wie im Krieg. Die Polizei hat gestreikt und diese Situation wollten sich einige Randalierer zunutze machen, um Geschäfte zu plündern. Doch deren Treiben wurde durch das Eingreifen der aus Frankreich entsandten Ordnungshüter bald gestoppt. Nun ist wieder Ruhe eingekehrt, der Streik wurde beendet und die Regale in den Geschäften sind wieder gefüllt. Auch die Verhandlungen für höherer Löhne scheinen erfolgreich zu sein.

Wir kehren wieder an den Strand zurück, wo unser Dingi unversperrt liegt. Es liegt auch noch bei unserer Rückkehr da. Vorher kaufen wir Bananen und Mangos bei einer Familie ein, die ihre Ware aus dem Kofferraum ihres Wagens anbieten. Und dann stürzen wir uns wieder in die tosende Brandung. Doch diesmal etwas klüger. Nur mit Unterhose bekleidet, den Rest der Wäsche haben wir sicher im Rucksack verstaut.

Wieder an Bord, müssen wir uns zuerst vom feinen Sand reinigen, der sich in Hautfalten an Füßen, Händen und am gesamten Körper versteckt hat. Dann sitzen wir noch eine Weile, lauschen dem Wind und unterhalten uns über die kommenden Tage.

Samstag, 21. Februar 2009

18.02. - 20.02.2009 - Karneval

18.02.2009 – Thomas und Kiki sind gelandet
Um 07.30 stehen Michi, Gabi und ich auf, um den Leihwagen zurück zu bringen. Vorher wollen wir noch einiges für die Bordspeisekammer besorgen, doch leider gibt es fast nichts in den Geschäften. Der Streik auf Guadeloupe zeigt auch hier seine Auswirkungen. Schon seit Wochen warten die Leute auf Lebensmittel, die meist von Frankreich geliefert werden. Michi führt mich zurück zum Dingi, dann fahrt er mit Gabi zum Autoverleih, um den Wagen zurück zu geben.

Ich rudere mit unseren wenigen Einkäufen an Bord, wo Werner gerade aus dem Bett gekrochen ist. Gerade als wir bei den Vorbereitungen zu unserem Frühstück sind, legt ein Dingi seitlich an. Es sind Thomas und Kiki vom Katamarin „Kiki“. Die beiden haben endlich nach vierundzwanzig mühevollen Tagen wieder festen Boden unter den Füßen. Beschwerlich war es deswegen, weil einige Schäden während der Überfahrt aufgetreten sind. Wir plaudern ein wenig, als plötzlich Michi angeschwommen kommt. Michi und Gabi haben wir glatt überhört, obwohl sich Michi vom Ufer aus die Lunge aus dem Körper gepfiffen hat.

Ich sitze im Salon und schreibe nun Tagebuch. Die Zeit vergeht dabei immer viel zu schnell. Endlich sind alle Arbeiten erledigt. Nun begebe ich mich zu „Big Papa“, wo es Internet gratis gibt. Hier kann ich bei einem kühlen Grapefruitjuice die Homepage aktualisieren und nebenbei mit Patricia und den Kindern telefonieren.

Über eine Email von Thomas und Kiki erfahre ich, weshalb die beiden in Dominica gelandet sind. Weil Heike, eine Freundin der beiden, heute ihren Geburtstag neben dem Purple Turtle Restaurant feiert. Heike und ihr Freund Stefan sind vor wenigen Tagen mit ihrem Alu-Katamarin in der Prince Rupert Bay angekommen. Gestern ist noch ein zweites Paar aus Österreich angekommen, Josef und Sabine aus der Steiermark auf einer wunderschönen Amel 46, ebenso Einhandsegler Bertl, auch auf einer Amel.

Um 17.00 muss ich zurück an Bord. Gabi kocht heute wieder diesen leckeren Gemüseeintopf, den wir schon vor ein paar Tagen genossen haben, diesmal mit Truthahnfleisch. Das Ergebnis ist wieder einmalig.

Am Strand ist schon alles für ein schönes Fest vorbereitet, ein kleines Buffet, Holz für ein Lagerfeuer und gute Laune gibt es überall. Es ist kurz vor 20.00 Uhr, als wir uns auch zu dieser netten Runde gesellen. Hier treffen wir die richtigen Blauwassersegler. Menschen mit unbegrenzt viel Zeit und wahrscheinlich auch dem notwendigen Kleingeld.

Die Geschichte von Josef* ist allerdings nicht nur eine blumige. Josef war Gendarm und wurde bei einem Einsatz lebensgefährlich verletzt. Glücklicherweise sind die Wunden nach Jahren zumindest außen verheilt. Einige Jahre danach wurde Josef dann pensioniert. Nun konnte er sich wenigstens einen Traum erfüllen. Er kaufte sich eine wunderschöne Segelyacht, eine Amel 46, und ist nun seit 2006 mit seiner Frau Christa* auf große Reise.

Ein paar Meter neben der überdachten Laube, unter der das Geburtstagskind ein gutes Buffet aufgestellt hat, brennt im Sand unter einer Palme ein großes Lagerfeuer – eine sehr romantische Stimmung verbreitet das flackernde Licht der Flammen. Plötzlich taucht Hamilton auf. Ich habe diesen netten Burschen bei meinem Ersten Besuch in Portsmouth mit Patricia, Pauli und Lilli kennen gelernt. Er ist ein sehr spontaner Mensch und hat sofort eine selbst gemalte Geburtstagskarte für das Geburtstagskind zur Hand. Nur mehr ein paar Glückwünsche und die Unterschrift der Gratulanten, und schon ist Heike ganz sprachlos, als ich ihr die Geburtstagsglückwünsche überreiche.

Hamilton möchte plötzlich singen, eines seiner selbst komponierten und getexteten (in englischer und französischer Sprache, wie er betont) Lieder. Alle, die die Party noch nicht verlassen haben, stehen rund um Hamilton und hören andächtig zu. Hamilton steigert sich richtig hinein und nach jeder Nummer erhält er „tosenden“ Applaus. Doch irgendwann geht auch ihm die Luft aus und wir wünschen uns alle eine Gute Nacht, steigen in unsere Dingis und rudern heimwärts.

(*Namen von der Redaktion geändert)


19.02.2009 – Dominica ade, scheiden tut weh
Gleich nach dem Frühstück müssen wir an Land, denn wir wollen heute bei einem Tischler oder Holzhändler eine Leiste für unser Schiff kaufen. Wir wollen Teakholz oder eine gleichwertige Holzart, mit dem Querschnitt 1“ x ¾“ (25 x 17mm), mit einer Gesamtlänge von ungefähr zehn Metern. Damit könnten wir die beschädigten Stellen und auch etwas mehr unserer Scheuerleiste erneuern.

Es ist jedoch leider unmöglich, das passende Material zu finden, weder beim Tischler, noch beim Holzhändler. Beide schauen uns nur ratlos an. Wir verschieben das Projekt nach hinten. Auch unsere Lebensmitteleinkäufe sind nicht sehr erfolgreich. In den meisten Supermärkten sind die Regale ziemlich leer, und in den Kühlfächern ist ebenfalls gähnende Leere. Der Streik in Guadeloupe zeigt auch hier Auswirkungen.

Wir kehren also fast mit leeren Händen an Bord zurück. Einige Stück Obst retten unsere Ehre. Ich setz mich gleich nach der Rückkehr wieder ins Dingi und rudere zu Thomas und Kiki. Ihr Katamaran liegt weit draußen und ich rudere eine Zeit lang, bis ich ihr Schiff, ebenfalls mit dem Namen „Kiki“ endlich erreicht habe.

Es ist schon sehr lustig und skurill, wenn man jemanden so weit fern der Heimat zufällig trifft, den man eigentlich doch ein wenig kennt, und das letzte Mal zufällig in Wien auf der Straße getroffen hat. Da gibt es schon einiges zu erzählen. Um 15.00 führen mich Thomas und Kiki zur Tattoo zurück, denn mit Gabi und Michi ist noch ein Ausflug in den Cabrits-Nationalpark geplant. Werner ruht indessen und erspart sich so wieder ein wenig Geld.

Wir gehen die Straße entlang, vorher schwingen wir uns noch ein paar Mal mit den Lianen, die zwischen Straße und Meer am Sandstrand von den Kokospalmen hängen. Wir gehen die gleiche Strecke, die ich schon vor nicht ganz zwei Wochen mit Lilli, Patricia und Pauli gegangen bin. Gleich auf den ersten Metern begegnet uns eine schöne Grove-Snake. Sie ist harmlos, wie überall betont wird. Etwas weiter hebt Gabi eine schöne Muschel vom Boden auf. Der eigentliche Eigentümer, ein kleiner Einsiedlerkrebs lässt sich das aber nicht gefallen und zwickt Gabi in den Finger. Gabi spricht schon von Delogierung, die Muschel wäre so schön und dieser Krebs kann sich ja eine andere Muschel suchen. Michis und mein lautstarker Protest stößt aber Gott sei Dank nicht auf taube Ohren. Wir kommen an den Ruinen der Kommandatur und der Batterie vorbei. Es sieht wirklich gespenstisch aus. Gabi meint, man könnte hier sofort „King-Kong“ drehen. Auch der Rückweg ist der Gleiche. Zuerst geht der Weg hinauf über eine lange Naturtreppe, dann führt er rechts ein Stück entlang der Steilküste und zurück gehen wir dann wieder durch den Wald bis zu Fort Shirley.

Zurück schwimmen Gabi und Michi direkt von der Anlegestelle der Kreuzfahrtschiffe, ein ordentliches Stück Weg bis zu unserer Tattoo. Ich gehe wieder zum Dingi und rudere zurück. Hohe Wellen, die sich direkt am Ende des Holzsteges brechen, machen das Einsteigen zum Abenteuer.

Zurück an Bord essen wir heute Abend Salat mit geräuchertem Rindfleisch. Wir sind bereit zu „Bigpapa“ zu fahren, zwischen halb neun und neun Uhr wollen wir uns dort mit Thomas und Kiki treffen, als es plötzlich heftig zu regnen beginnt. Wir warten den Schauer ab, meistens ist der Spuk nach wenigen Minuten vorbei, dann rudern wir an Land. Auch beim Aussteigen ist es nicht einfach, trocken an Land zu kommen. Glücklicherweise ist nur das rechte Bein bis zum Knie im Wasser gestanden.

Bei Bigpapa ist heute der Teufel los. Außer uns vieren, Thomas und Kik und einer Kellnerin ist das Lokal menschenleer. Wir sitzen und Thomas erzählt seine spannende Geschichte vom Kauf und der Überführung seines Katamarans „Kiki“ von den Philippinen nach Italien. Erst als das letzte Tischtuch vom Tisch genommen ist und die Schank mit einer versperrbaren Holzwand einbruchsicher abgeschlossen wird, denken wir ans Heimgehen. Und genau in diesem Moment beginnt es wieder fürchterlich zu Regnen. Unter einem Balkon finden wir notdürftig Schutz.

Endlich ist das Unwetter über uns hinweg gezogen, der Himmel ist wieder sternenklar und wir rudern müde zurück auf unsere Tattoo. Vorher rufen wir uns noch gegenseitig zu, das wir uns um 11.00 Uhr über Funk melden werden.


20.02.2009 - Anse du Bourg – Iles les Saintes
Für heute ist die Abreise geplant. Unser nächstes Ziel ist die Inselgruppe Iles les Saintes, die Heiligeninseln, 5 Seemeilen vor Guadeloupe. Bevor wir aber alles seefest verstauen ruf ich um 11.00 Uhr Thomas über UKW-Funk an. Bevor wir uns verabschieden bitte ich ihn noch, uns einen Wetterbericht einzuholen. Nach wenigen Minuten höre ich seine Stimme im Funk: „Wind aus Ost bis Ostnordost, 22 bis 26 Knoten.

Das Wetter ist heute schon ab den frühen Morgenstunden nicht so wie in den letzten Tagen. Der Himmel ist mit weißgrauen Wolken fast vollständig bedeckt. Die Sonne lässt sich nicht blicken und von den Bergen blasen immer wieder heftige Fallböen herunter, manchmal mit bis zu 35 Knoten.

Doch wir schenken dem Wetterbericht Glauben. Immerhin haben die Vorhersagen von www.passageweather.com bisher immer gehalten, was sie versprochen haben. Und auch heute stimmt die Vorhersage exakt.

Nach etwa vier Stunden erreichen wir die kleine Inselgruppe der Les Saintes. Laut meinem Ivanovski-Reiseführer sollen die Inseln als eine der schönsten in der Karibik gelten. Unsere Erwartungen sind daher groß, ob solcher Ankündigungen. Wir ankern unweit der „Ausreisser“, die wir also wieder eingefangen haben. Wir machen das Dingi startklar, heute mit Motor, und fahren an Land.

Die Insel „Terre du Haut“ ist die Hauptinsel von insgesamt neun Inseln und Inselchen, die nur teilweise bewohnt sind. Einwohnerzahl insgesamt 1.200. Wir legen am Dingisteg an und gehen in das belebte Dorf. Viele Menschen, vorwiegend französische Touristen tummeln sich in den schmalen Gassen.

Wir wollen Yoghurt, Käse und Obst kaufen, doch die Regale sind leer. Die Verkäufer hoffen, dass die Streiks in Guadeloupe endlich aufhören. Es wird nämlich schon alles sehr knapp. Auch ein Mofa können wir uns nicht ausborgen, denn es gibt kein Benzin mehr. Kein Wunder, auf einer Insel mit fünf Kilometer Straße, 30 Autos und 200 Mofas.

Wir treffen ilona und Bodo und gehen auf einen Kaffee. Anschließend begeben wir uns gleich in eine Pizzaria. Als Vorspeise bekommen wir hier die kleinen Blutwürste, die hier als eine Spezialität gelten. Sie schmecken ausgezeichnet, ebenso wie die Pizza. Und der Preis ist auch ok.

Wir sitzen dann noch eine Weile im Cockpit und plaudern, ehe wir uns zu Bett begeben.

Mittwoch, 18. Februar 2009

13.02. - 17.02.2009 - Im Land der Kariben

13.02.2009 - Ruhetag
Zur Vorbeugung eines Muskelkaters habe ich mir gestern, vor dem Schlafen gehen, die Beine mit Franzbrandwein eingerieben. Wahrscheinlich habe ich zu wenig davon erwischt, denn die Anstrengung des gestrigen Tages spüre ich trotzdem in jedem Muskel meiner Beine.

Aber um 08.30 beginnt der Tag für mich. In der Nacht hat es wieder oft geregnet und an Deck ist alles Feucht. Ich hole meine Wanderschuhe hinein, denn die sind im Regen gestanden und kein bisschen trockener seit gestern.

Ich kleide mich an, hänge mir meine Rucksack um und nehme die Bordkasse zu mir. Ich rudere an Land und marschiere in die Bäckerei, um frisches Brot zu kaufen. Wieder zurück, ist das Frühstück schon fertig zubereitet und wir lassen es uns schmecken.

Nach dem Morgenmahl pflegt heute jeder die eigenen Vorlieben. Michi schwimmt, Werner putzt die Salondecke, Gabi schreibt Postkarten. Plötzlich entdeckt Michi unter der Tattoo einen großen Fisch, im Wasser etwa ein Meter, ob Thunfisch, Barakuda. Oder sonst was ist nicht klar zu erkennen und Michi ruft Werner zu, das er die Angelschnur sofort ins Wasser lassen soll. Doch dieser Fisch ist nicht dumm. Vorsichtig beäugt er den Köder, umkreist ihn, scheint aber nicht hungrig genug zu sein um Anzubeißen und entfernt sich kurzer Zeit aus dem Sichtfeld.

Die Angelleine hängt bis am Abend im Wasser, aber kein Fisch scheint daran Interesse zu finden. Es ist später Nachmittag, etwa 16.00 Uhr. Ich rudere an Land mit einer großen Einkaufsliste und gehe die Hauptstraße in Richtung Roseau. Einmal ein „ya man“ nach rechts, dann nach links, jeder grüßt, man fühlt sich wohl unter den Dominicas.

In Roseau angekommen, suche ich zuerst den hypermodernen Supermarkt auf, der sich unweit des Stadions von Roseau befindet. Aber auch hier gibt’s keinen echten italienischen Parmesan. Ich nehme einen Gouda als Ersatz und ein Glas Mayonnaise, dann zahle ich und halte nach wenigen Metern am Gehsteig gleich nach dem Supermarkt bei einer alten Dame, die Karotten und Paradeiser verkauft. Genau das steht auch auf meiner Einkaufsliste. Mühevoll versucht sie mir zu zeigen, was das alles kostet. 17,50 – siebzehnfünfzig, okay! Ich bezahle und gehe weiter in Richtung Markt. Heute ist Markttag. Und es sind noch viele Stände geöffnet. Das Angebot ist meist sehr ähnlich. Kürbis, Yams, Pasternaken, Karotten, Papaya, Mango, Zitrusfrüchte, und, und, und. Kauft und zahlt man an einem Stand Gemüse oder Obst, dann nähert sich sofort eine offene Hand von irgendeiner Seite und erwartet das Wechselgeld oder zumindest einen Teil dessen in dieser Hand.

Aber diese Momente sind rar und für Dominica nicht typisch. Mit dem Sammeltaxi begebe ich mich auf den Rückweg. Nachdem ich wieder zurück an Bord bin, beginnt die Sonne am Horizont zu versinken. Dieser Sonnenuntergang ist herrlich, heute verdeckt fast keine Wolke den Himmel.

Das Abendessen: Spagetti mit Tomaten, Knoblauch, Basilikum. Köstlich!

Wir sitzen und plaudern. Es ist hier wirklich sehr schön. Ich bin froh, das wir ein zweites Mal in Dominica angelegt haben. Schlaft gut!


14.02.2009 – Scotts Head und Champaigne Riff
In der Nacht hat es zwar wieder geregnet, als aber die Sonne durch die Luke strahlt, und ich einen Blick nach draußen werfe, ist davon nichts mehr zu sehen. Wir frühstücken üppig wie meistens, dann packen wir unsere Rucksäcke und warten auf Dexter.

Pünktlich um 11.00 Uhr legt Dexter an der Tattoo an. Wir steigen in sein Motorboot und nach wenigen Momenten steigen wir am Steg des Anchorage Hotel an Land. An der Hoteleinfahrt warten wir auf Dexter, der sein Boot an eine Boje hängen muss. Nach wenigen Momenten hält ein Minibus, indem Dexter neben dem Fahrer sitzt.

Es geht entlang der Küste. Nach dem Ortsende wird die Straße plötzlich breit und komfortabel. Man meint, man fährt auf einem Highway. Vorbei geht’s an dem großen Steinbruch, wo an der Küste im flachen Wasser, gegenüber dieser Narbe in der grünen Haut, ein riesiger Schwimmkahn darauf wartet, mit Schotter für andere Orte auf dieser Insel beladen zu werden.

Dann kommt man in kleine Ortschaft. Die kleinen Hütten stehen direkt an der Straße und eine Hälfte der Fahrbahn existiert nicht mehr. Sie wurde vom letzten Hurrikan abgerissen und dem Meer übergeben. Menschen sitzen in ihren Eingangstüren und grüßen jeden, der vorbei kommt. Am Ende des Dorfes entfernt sich die Straße von der Küste und verläuft kurvenreich durch tropischen Regenwald. Wir fahren am Champaigne Riff vorbei, wo wir dann bei der Rückfahrt einen Halt machen werden.

Die Straße fällt ab zur Küste und wir erreichen am Meer die kleine Ortschaft Soufriere. Die Straße teilt den Ort in ein oberhalb und ein Unterhalb der Straße. Auf beiden Seiten stehen fröhlich bunte Hütten, dazwischen tummeln sich viele Menschen. Das letzte Stück der Straße führt zuerst über eine staubige und Enge Baustelle, danach ist der Bau abgeschlossen und man fährt auf einer ganz neuen und breiten Betonpiste.

Scotts Head liegt am Ende dieser Straße. Scotts Head ist ein kleines Fischerdorf direkt zwischen Atlantik und Karibik. Dexters Heimat. Er zeigt uns die Schule, die Kirche, sein Elternhaus. Dexter ist Fischer, wenn keine Yachten in Roseau anlegen. Stolz zeigt er uns sein selbstgebautes Boot – God is Good – der viel sagende Name des Bootes.

Wir gehen über die schmale steinige Landzunge - links Atlantik, rechts Karibik. Die große Bucht vor Scotts Head und Soufriere ist ein Naturschutzgebiet. Ankern ist verboten. Nur die Boote der Fischer dürfen hier liegen. Und die Boote, die die vielen Taucher an diesen schönen Platz bringen.

Gabi, Michi und Werner schnorcheln entlang des Felsens, der sich im Anschluss an die schmale Landzunge aus dem Meer erhebt und mit Gras bewachsen ist. Ich sitze am Ufer auf einem Stein und sehe mir das türkisblaue Meer aus dieser Perspektive an. Ein Verkäufer bietet mir frisch geerntete Kokosnüsse an. Ich nehme zwei und lass mir eine mit der Machete öffnen. Die Milch ist schmackhaft und warm, das Fruchtfleisch ganz zart.

Werner kommt an Land, etwas später auch Gabi und Michi. Das Meer ist hier voller bunter Fische, Korallen und anderen Schönheiten, die Michi mit der Unterwasserkamera geknipst hat. Die Taucher kleiden sich um und wir wandern zurück in den Ortv Scotts Head zur Bushaltestelle. Es ist nicht viel los um die Mittagszeit. Ein paar Kinder spielen am Strand, Fischer sitzen im Schatten und unterhalten sich.

Nach wenigen Minuten kommen gleich drei Busse hintereinander. Wir nehmen den zweiten und fahren nun die gleiche Straße zurück bis zum Champaigne Riff. Hier gibt es auf dem Meeresboden Schwefelquellen, aus denen ständig heiße Dampfwolken aufsteigen. Der Bus hält direkt vor der Einfahrt zu diesem Strand. Gleich am Eingang erwartet ein Bursche, dass man sofort 5 EC$ bezahlt, wenn man mit Taucherbrille und Schnorchel das Meer erforschen will. Wir einigen uns, dann zu zahlen, wenn wir auch wirklich tauchen waren. Er ist einverstanden.

Es gibt hier traumhaft schöne Fische, Korallen und überall stiegen kleine Luftblasen vom Boden auf. Es sieht wundervoll aus. Irgendwann kehren wir an den Strand zurück, trocknen uns ab und kleiden uns an. Dexter kommt mit dem Bus und holt uns wie vereinbart ab.

Ein privater Bus der „Kirche der Nazarener“ macht sich zur selben Zeit auch am Weg nach Roseau. Dexter erkennt die Situation, und schon sitzen wir im Bus und werden kostenlos bis zu unserem Steg beim Anchorage Hotel geführt.

Michi und Gabi fahren noch nach Roseau mit, um vielleicht noch einen Fisch für das Abendessen zu bekommen. Es gibt aber nur mehr eingesalzenen Fisch. Als Beilage Reis und Gemüse brät Gabi den Fisch in der Pfanne. Leider ist der Fisch aber stärker gesalzen, als wir vermutet haben. Leider, denn sonst wäre die Speise traumhaft gut gewesen.


Unterwasseraufnahmen vom 04.02. und 14.02.2009
Die Unterwasseraufnahmen wurden mit einer PENTAX Optio W30 - Digitalkamera in Martinique in der Grande Anse d’Arlet von Patricia aufgenommen, in Dominica in Scotts Head und am Champaigne Riff von Michi.

Bildindex
Reihe 1
1162 Juwelen-Riffbarsch vor Riff-Sternkoralle
1194 Aufsteigende Dampfblasen aus Schwefelquellen (Champagne Riff, Dominica)
1195 Aufsteigende Dampfblasen aus Schwefelquellen (Champagne Riff, Dominica)
0897 Schlangenaal (Grande Anse d’Arlet, Martinique)
0931 Mexikanische Seegurke (Grande Anse d’Arlet, Martinique)
0942 Blaugefleckter Flötenfisch (Grande Anse d’Arlet, Martinique)

Reihe 2
0934 Warziger Seestern (Grande Anse d’Arlet, Martinique)
1098 Gestreifter Sergeant, Riff-Sternkoralle
1103 Seefächer (Nesseltier)
1106 nicht zuordenbar, Seefächer
1110 Röhrenschwamm (Art nicht eindeutig zuordenbar, wahrscheinlich Vasenschwamm)
1113 Riff-Sternkoralle und im Inneren eine Geweihkoralle

Reihe 3
1115 Riff-Sternkoralle, davor Juwelen Riffbarsch
1119 Gelber Röhrenschwamm und Riff-Seeigel
1121 Seefächer
1122 Perlen-Kofferfisch
1128 Taucher
1131 aufsteigende Luftblase
1154 Kaiserfisch (nicht eindeutig)

Reihe 4
1180 Blauer Doktorfisch
1184 Nicht zuordenbar
1191 Riesenhornhecht oder Kielschwanz-Hornhecht

15.02.2009 – Ravioli Lover
Wir verlassen Roseau. Unser Ziel ist die schöne Prince Rupert Bucht im Norden Dominicas. Dexter kommt vorbei, um sich von uns zu verabschieden. Er ist wirklich ein lieber Mensch. Wir tauschen unsere Adressen aus und Dexter will wissen, ob wir nächstes Jahr wieder kommen. Ich würde sehr gerne wieder kommen, doch glaube ich nicht, dass es nächstes Jahr sein wird. Irgendwann bin ich sicher wieder auf dieser Insel, die soviel an wunderschöner Natur und sympathischen Menschen zu bieten hat.

Wir heben den Anker und fahren an die nahe gelegene Tankstelle, um unsere Diesel- und Wassertanks zu füllen. Dort treffen wir auch „Roots“ noch einmal, der wieder versucht, für seine nicht erbrachten Dienste, Geld zu fordern Doch auch heute beißt er auf Granit. Denn seine Art, Geld für etwas zu fordern, das entweder von uns schon bezahlt wurde – wie etwa die Hilfe für das Legen der Landleine - oder für die nicht vorhandene Führung zu den Victoria Wasserfällen, ist mehr als unfreundlich. Seine Bekanntschaft war eine Enttäuschung. Wir lassen uns nicht erpressen. Wütend murmelt er irgendwelche Verwünschungen in seinen Bart und verzieht sich grußlos. Das können wir aber verkraften.

Mit vollen Tanks geht es nun ca. 22 Seemeilen nordwärts. Wir sind noch etwa eine Stunde von unserem Ziel entfernt, als ein kleines Motorboot auf uns zukommt. Und wer sitzt drinnen? Ravioli - mit lachendem Gesicht begrüßt er uns freundlich! Mit ihm sind Patricia, Lilli, Pauli, Werner und ich vor zwei Wochen am Indian River gewesen. Wir freuen uns beide über dieses Wiedersehen und vereinbaren, uns nach dem Ankern nochmals zu treffen, um für morgen einen Zeitpunkt für eine Tour am Indian River zu vereinbaren.

Wir rudern gegen 17.00 Uhr zum Steg des „Purple-Turtle-Restaurants, um für heute Abend zu bestellen. Wir einigen uns auf Huhn und Fisch. Das essen war hier schon vor zwei Wochen ausgezeichnet. Um 19.00 sitzen wir hungrig auf der Terrasse und freuen uns schon auf das heutige Menü.

Zuerst gibt es eine Callaloo-Soup, ähnlich einer Spinatsuppe, sehr angenehm scharf gewürzt. Dann wir ein Teller mit Salat, Reis, Nudeln, Kochbananen und Dashes, Bohnen serviert – das sind die Beilagen. Zum Schluss bekommen Werner und Michi Huhn, Gabi und ich Fisch. Das Essen schmeckt wirklich köstlich. Zum Nachtisch können wir noch zwischen Kuchen und Eis wählen. Der Kuchen ist ein Traum. Glücklich und Zufrieden rudern wir zu unserer Tattoo.

Müde fall ich heute schon sehr früh in die Federn, denn sichtlich war der Tag anstrengender, als es den Anschein hatte.


16.02.2009 – Indian River, diesmal am Nachmittag
Schon in der Nacht ist es sehr windig. Immer wieder zerren heftige Böen an der Ankerkette. Durch ein dumpfes scherendes Geräusch ist das zu spüren. Dafür ist es angenehm kühl im Salon. Der erste Blick durch die Luke lässt für heute kein gutes Wetter erwarten – schwere graue Regenwolken hängen über den Bergen und immer wieder spürt man feine Tropfen, die der Wind vom Land herüber bläst.

An Bord schlafen noch alle, außer mir. Kurz nach 08.00 Uhr mach ich mich am Weg, um frisches Brot zu besorgen. Ich rudere zum Holzsteg vor dem Purple-Turtle-Restaurants und marschiere nach Portsmouth. In einer kleinen Holzhütte neben der Straße riecht es nach frischem Brot, hier bin ich richtig. Ich beeile mich wieder zurück an Bord, wo Michi und Werner auch schon fleißig am werken sind.

Um 13.15 - schon etwas spät - fahren Michi und ich nochmals an Land. Wir wollen für morgen einen Leihwagen reservieren und wenn es möglich ist, auch Lebensmittel besorgen. Flotten Schrittes marschieren wir in Richtung Ortszentrum. Doch der Weg ist nicht zu unterschätzen, knappe zwei Kilometer sollen es angeblich sein. Wir fragen in einem Geschäft nach einem Autoverleih und die Dame hinter im Minimarkt beschreibt uns den Weg zu „Silver Lining“. Gleich nach der Brücke über den Indian River, noch vor der Bank finden wir den Autoverleih.

Es ist nicht zu übersehen, die Wiese mit den vielen parkenden Autos. Eric George, der Chef, begrüßt uns sehr freundlich. Er kennt Österreich und Wien, und so ist es nicht verwunderlich, dass er unsere Herkunft schnell erraten hat. Schon seit vielen Jahren besucht ihn ein Freund aus Wien regelmäßig auf Dominica, erzählt er uns freudig. Und Eric war auch schon einmal in Wien, im Prater und in Schönbrunn.

Wir lassen uns eine Suzuki Escudo, einen bequemen Geländewagen mit Allradantrieb,
reservieren. Michi schlägt dann noch einen Rabatt von 5 US$ heraus, bei einem Preis von stolzen 60 US$ zumindest eine kleine Ersparnis, bevor wir uns flotten Schrittes wieder am Rückweg machen. Es ist schon 14.15 Uhr - um 15.00 soll Ravioli kommen, um uns vom Schiff abzuholen.

Michi muss noch zur Polizeistation, um sich eine Lenkerlizenz für den Leihwagen zu lösen. Das ist auf fast allen Inseln der Karibik notwendig, um einen Leihwagen lenken zu dürfen. Auch wenn man im Besitz eines internationalen Führerscheins ist. Aber damit lässt sich das Staatsäckel halt auch ein wenig füllen.

Währenddessen hole ich meine Einkaufsliste heraus und begebe mich von einem Supermarkt zum nächsten. Die Ausbeute ist leider gering, denn die Regale sind eher leer. Manche Lebensmittel, wie Yoghurt zum Beispiel, sind derzeit hier überhaupt nicht zu bekommen.

Mit dem typischen Cheddar-Käse und Brot warte ich beim Purple-Turtle-Restaurant. Michi kommt keuchend an, er hat am Weg in jedes Geschäft geschaut, ob ich noch irgendwo stecke. Flott rudern wir zurück und kommen gerade noch rechtzeitig zurück. Ravioli ist gerade am Weg zu uns. Schnell verstauen wir noch unseren Proviant, dann steigen wir in das Motorboot unseres Führers.

Heute sind wir fast alleine am Indian River. Ravioli macht seine Arbeit sehr gut. Wir sehen gleich an der Mündung einen Reiher und ein Mohrhuhn. Die Mohrhühner wurden von den Engländern auf die Insel gebracht, erzählt uns Ravioli. Es gibt 21 Arten von Krabben auf Dominica, wovon wir ein schönes rotes Exemplar an der Abzweigung zu einem Nebenarm am Ufer entdecken. Hier in der Nähe befindet sich eine Stelle, an der eine Szene aus „Fluch der Karibik“ gedreht wurde. Dann geht es entlang des wunderschönen Flusses stromaufwärts. Unter einer dieser riesigen Wurzeln eines Mangrovenbaumes liegt eine Riesenkrabbe in perfekter Tarnung auf Nahrungssuche. Sie ist nur deshalb zu erkennen, weil sie mit dem Ruder aufgescheucht wird und ärgerlich ihren Platz verlässt.

Wir legen an einem Steg an und wandern noch ein Stück durch den dichten Regenwald neben dem Fluss einen schmalen Pfad entlang. Das Flussbett ist hier nur mehr ein Flüsschen, fast schon ein Bach. Rund um uns wachsen riesige Bäume mit ebenso riesigen Blättern, der lehmige Boden ist weich und an manchen Stellen versinkt man tief darin.

Während wir so durch diese üppige und wunderschöne Natur wandern, erzählt Ravioli aus seinem Leben. Von seiner Schulzeit, die er schon mit elf Jahren beenden musste. Er musste seiner Familie bei der Ernte helfen. Als er dann wieder zurück zur Schule wollte, sagte ihm Schwester Gisela eiskalt, man habe schon vierundfünfzig Nichtsnutze und einen fünfundfünfzigsten bräuchte man nicht mehr. Von seiner Mutter, die vor einem Jahr verstarb – hier kann er seine Tränen nicht mehr zurückhalten und muss seiner Trauer freien Lauf lassen. Auch erzählt er von seinem behinderten Bruder, der viel mehr Zuwendung benötigen würde, und natürlich fehlt es an allem, auch wenn sich seine Geschwister und er noch so sehr Mühe geben. Ravioli ist heute 32 Jahre alt und er bereut es sehr, dass er keine ordentliche Ausbildung besitzt.

Zurück am Ausgangspunkt unseres Spazierweges bestellt sich jeder von uns in der romantischen Dschungelbar einen schmackhaften Punsch mit Passionsfrüchten.

Leider müssen wir kurz vor Sonneuntergang den Rückweg antreten. Es ist fast dunkel, als wir auf unsere Tattoo klettern. Am Fluss fliegen Fledermäuse um uns herum, zumindest ein paar von den insgesamt 14 Arten, die hier auf Dominica beheimatet sind. Einen Papagei haben wir auch kurz zu Gesicht bekommen, aber eben nur kurz. Denn der hat sich in einer Baumkrone verschanzt und dann mit hühnereigroßen Baumsamen auf die neugierigen Beobachter geschossen. Außer uns hat sich nur noch eine Gruppe französischer Touristen am Indian River aufgehalten.

Zum Abendessen gibt es heute Thunfischsalat. Gerade als wir mit dem Essen fertig sind, klopft es am Rumpf. Ilona und Bodo, die beiden Deutschen vom „Ausreisser“ kommen vorbei, um Bücher zu tauschen. Wir sitzen dann noch einige Stunden gemütlich zusammen und unterhalten uns über Dies und Das. Es ist sehr interessant, was die beiden erlebt haben, denn sie kommen aus der DDR und Bodo hat sowohl den Mauerbau, als auch den Mauerfall selbst miterlebt. Beiden haben jeweils zwei erwachsene Kinder und haben sich vor drei Jahren kennen gelernt. Nun segeln sie so wie wir ein Jahr durch die Karibik. Wir tauschen Telefonnummern aus und verienbaren, dass wir uns vor dem Karneval auf Guadeloupe treffen werden.


17.02.2009 – Carib Territory
Um 07.30 stehen wir heute auf. Ich bin schon etwas früher auf den Beinen, um Wäsche zu waschen. Dann wird gefrühstückt, aber heute nur einfach. Jeder muss noch schnell ins Bad, bevor wir um 08.30 das schiff verlassen. Knapp vor 09.00 erreichen wir den Autoverleih. Gabi, Werner und ich gehen nebenan zur Bank, um Geld für die Bordkasse abzuheben.

Bevor wir uns auf die Fahrt begeben, besprechen wir noch kurz unsere Route: Zuerst fahren wir in den Norden bis nach Capucin. Dann müssen wir wieder ein Stück zurück bis zur Northern Link Road. Diese führt an die Ostseite der Insel. Hier liegt das „Carib Territory“, das wollen wir unbedingt besuchen. Der Rückweg führt durch das Landesinnere, vorbei am Emerald Pool, zur Westküste wieder nach Portsmouth.

Die Straßen auf Dominica sind bis auf ganz wenige Ausnahmen sehr eng, kurvenreich und mit tiefen Schlaglöchern übersäht. Michi hat keine leichte Aufgabe. Immer wieder muss er den Wagen abbremsen oder verreisen, um diesen Hindernissen ausweichen zu können. Nach der Ortschaft Capucin wird aus der asphaltierten Straße ein Feldweg. Wir stellen den Wagen ab und marschieren ein Stück zu Fuß. Die Gegend scheint menschenleer. Wir sehen von hier die Inseln Le Saints, dahinter Guadeloupe, wo wir in einigen Tagen sein werden.

Dann geht es wieder retour, durch kleine Dörfer mit wunderschönen Palmenstränden. Überall sind noch die Spuren der Verwüstung vom letzten Hurrikan Omar zu sehen. Straßen und Ufermauern sind vernichtet und müssen mühevoll wieder aufgebaut werden. Hoffentlich bieten sie beim nächsten Sturm mehr Schutz.

Wir erreichen die Abzweigung. Doch Wegweiser und Verkehrszeichen gibt es nur ganz selten auf Dominica. Hier kennt man sich aus – oder - wir fragen lieber vorher nach dem Weg. Die Straße führt über den Morne aux Diables. Gabi entdeckt eine Baum voll mit reifen Orangen. Da fällt es nicht auf, wenn eine fehlt. Steil und mit engen kurven führt die Straße bis zur Passhöhe. Berge im Nebel, Einsamkeit. Nur einige Rinder grasen auf den saftigen Wiesen. Auf der anderen Seite des Morne aux Diables sieht man den Atlantik. Abwärts wird die Straße nun noch schmäler. Links und rechts wachsen Bananenpalmen, Kokospalmen und viele andere Pflanzen. Hier beginnt die Landschaft der Bauern und Plantagenbesitzer. Wir erreichen den Ozean im Ort Pennville. Von hier ist eine Straße entlang der Küste in den Westen geplant, doch derzeit führt nur ein Fußweg dorthin.

Von hier fahren wir nun südwärts in Richtung Carib Territory. An einer Kreuzung nehmen wir eine Autostopperin mit, eine ältere Frau. Als sie sich auf die hintere Sitzbank zu Gabi und Werner gedrängt hat, beginnt sie, in unverständlichen Dialekt auf Gabi einzureden. Trotz ihrer Sprachgewandheit fällt es Gabi sehr schwer, die Frau nur ein wenig zu verstehen. Und diese beginnt dann auch noch immer wieder fürchterlich zu lachen, wahrscheinlich über ihre eigenen Witze. Wir sind etwas verwirrt und recht froh, als sie nach einigen Meilen aussteigen will.

Plötzlich bremst Michi scharf ab! Was ist los? Ich hatte gerade nicht auf die Straße geschaut. Ich werfe einen Blick durch die Scheibe und nun ist mir klar, warum wir abrupt anhalten mussten. Mitten auf der Fahrbahn, direkt vor uns, sitzt ein schöner grüner, ca. 1m langer, Leguan. Sofort hole ich die Kamera und öffne meine Seitentüre. Leider etwas zu rasch. Sofort verschwindet die große Eidechse im dichten Grün des Regenwaldes.

Bei Marigot führt die Straße über eine große Baustelle. Hier wird gerade die Start- und Landebahn des Mellville Hall Airport erweitert. Wahrscheinlich fliegen in einigen Jahren auch große Flugzeuge diese paradiesische Insel an. Eigentlich schade!

Um etwa 13.00 Uhr erreichen wir das Land der letzten karibischen Ureinwohner, die sich selbst „Kalinago“ nennen. Zuerst fahren wir zum „Carib Council Office“. Eine nette Dame begrüßt uns sehr freundlich und wir erfahren ein wenig über dieses Gebiet. Wir können hier nun ein Dorf besuchen, wo wir von Führern die Lebensweise der Cariben kennen lernen.

Bei der Polizeistation zweigt die Straße nach links ab und führt steil abfallend bis zu einem Parkplatz vor dem Schaudorf. Dieses liegt direkt an der felsigen Küste des Atlantiks. Fatima heißt unsere Führerin und wir lernen ein wenig über das ursprüngliche Leben der Kariben kennen. Man hat die traditionellen Hütten, ein Langhaus für Männer, eine Kochhütte und ein paar andere Unterkünfte mit Holz und Stroh aufgebaut. Auf einem Dorfplatz mit grüner Wiese gibt es ein kleines Restaurant und gegenüber flechten Frauen die traditionellen Korbwaren, die früher vor allem zum Fischfang und für die Nahrungsaufbewahrung wichtig waren. Diese kann man hier auch gleich kaufen.

Man erfährt einiges über das sicher beschwerliche Leben dieser Menschen, die schon vor einigen Jahrhunderten mit ihren Einbäumen die Karibischen Inseln von Südamerika aus besiedelt haben.

Wir verabschieden uns von diesen netten Menschen und fahren wieder zurück auf die Hauptstraße. Auch hier stehen Frauen am Straßenrand und verkaufen ihre selbst hergestellt Ware. Wir halten nochmals an und jeder ersteht einen Korb oder ein anderes kleines Souvenir.

In Castle Bruce teilt sich die Straße. Wir fahren nun nach rechts in das Innere der Insel. Hohe Berge liegen in dichten Wolken. Rund um uns wächst dichter Regenwald. Nur wenige Menschen wohnen in diesem Dschungel. Wir erreichen die Tafel, die den Weg zum Emerald Pool ankündigt. Hier soll ein Schweizer in den siebziger Jahren mitten im Dschungel ein Restaurant eröffnet haben. Doch scheint sich dieser Platz auch etwas gewandelt zu haben und von der ursprünglichen Romantik ist nicht viel übrig geblieben. So fahren wir weiter, bis wir wieder die Westküste bei St. Joseph erreichen. Am Castaway Beach finden wir ein nettes Lokal, wo wir wieder Fisch und Huhn zu essen bekommen.
Es ist finster, als wir uns auf den Heimweg machen. Die Fahrt ist nicht leicht, es gibt keine Bodenmarkierungen, keine seitlichen Randbegrenzungen der Straße und auch keine Verkehrszeichen oder Wegweiser, nur Asphalt. Michi bringt uns aber heil zurück. Wir sitzen noch ein Weilchen im Cockpit und genießen Banane mit Schokopudding, bevor wir schlafen gehen.

Samstag, 14. Februar 2009

Lebenslust und kochende Seen - 11.02 - 12.02.2009

11.02.2009 - Stadtbesichtigung
Heute steht eine ausgedehnte Stadtbesichtigung von Roseau am Programm. Wir rudern bald nach dem Frühstück an Land. Das Wetter ist genau das Richtige für so ein Unternehmen. Immer wieder ziehen dunkle Wolken über die Bucht und dann regnet es meist für einige Minuten, hinterher scheint wieder die Sonne und man schwitzt fürchterlich.

Roseau haben Werner und ich mit Pitty, Paul und Lilli schon besucht. Aber die Stadt ist größer, als man auf den ersten Blick meint. Und das Leben ist an einem Wochentag in vollem Gange. Nur an den Wochenenden ist hier alles ausgestorben, wie fast überall in der Karibik. Die Menschen verbringen ihre freien Tage mit der Familie an einem Strand bei Picknick und Musik.

Überall gibt es kleine Bars in der netten, farbenfrohen Stadt. Alte Frauen verkaufen am Straßenrand Gemüse und Obst aus ihrem Garten, in den engen Straßen und Gassen staut sich der Verkehr, Kinder in ihren Schuluniformen strömen aus den Schulen und warten auf den Bus, der sie dann heim, meist außerhalb der Stadt, bringt. Die Lust am Leben hier auf dieser Insel ist den meisten Menschen anzusehen.

Am Markt erstehen wir frischen Kürbis, Süßkartoffel, Yams und eine weitere Wurzel, deren Namen ich leider vergessen habe, außerdem besorgen wir Paradeiser und Hühnerfleisch. Das alles wird dann abends zu einem schmackhaften Gericht zubereitet.

Werner und ich fahren am frühen Nachmittag mit einem Sammeltaxi zum Schiff zurück. Michi und Gabi begeben sich noch auf die Suche nach Souvenirs und treffen dabei Bodo und Ilona. Die Beiden hatten gestern so wie wir die Victoria Wasserfälle besucht, wobei sie für dieses Erlebnis wesentlich tiefer in die Tasche greifen mussten als wir – 50,00 US$ pro Person. Das ist soviel, wie wir zu dritt bezahlten. Man muss wirklich vorsichtig sein, denn als ahnungsloser Tourist ist man immer ein willkommenes Opfer.

Zum Abendessen gibt es heute Gemüse im Wok und dazu Hendlhaxerln aus der Pfanne. Es war köstlich, was uns Gabi da wieder auf den Tisch gezaubert hat. Hier eine kurze Anleitung: Kürbis, Süßkartoffel, Yamswurzel und eine unbekannte Wurzel werden würfelig geschnitten und im Wok zirka eine halbe Stunde gegart, dann mit Salz, Pfeffer und etwas Pepper-Sauce gewürzt. Das Huhn wird gewürzt, mit Honig bestrichen und anschließend im Mehl gewälzt, dann in der Pfanne gebraten, bis die Haut knusprig ist. Anschließend kann man noch etwas Rotwein darüber gießen, das ergibt einen herrlichen Saft.

Morgen müssen wir früh aus den Federn. Wir wollen zum Boiling Lake. Mit „Roots“ haben wir diesen Ausflug vereinbart: Wir wollen nur ein Taxi, keinen Führer! Es hat eine Weile gebraucht, bis er unserem Wunsch entsprochen hat. Bodo und Ilona haben sich heute auch noch angeschlossen.

Zwischen drei und vier Stunden dauert die Tour zu diesem einzigartigen Naturphänomen. Der Weg zurück ist der Selbe und dauert daher noch einmal solange, insgesamt also mindestens sechs Stunden Fußmarsch. Vor dem Einschlafen lese ich noch die Tourbeschreibung in Patricias Dominica-Reiseführer, bevor ich davon träume.


12.02.2009 – Boiling Lake
Der Boiling Lake ist ein Naturphänomen, wie es angeblich auf Dominica das Größte seiner Art auf unserem Planeten ist. Andere Quellen meinen, dass es einen noch größeren See dieser Art in Neuseeland gibt. Aber darüber lass ich andere streiten.

Es handelt dabei sich um den Krater eines noch nicht erloschenen Vulkans, der mit Wasser gefüllt ist und von unten aus dem Erdinneren so erhitzt wird, dass das Wasser wie in einem Kessel ständig kocht. Dieses kochend heiße Wasser fließt dann über eine Felskante aus dem See und etwas weiter unten im Regenwald kann man unter den Victoria-Wasserfällen darin baden. Auch dort ist die Wassertemperatur noch immer angenehm warm. Obwohl man das Gefühl hat, in einem Wildbach im Gebirge zu sein.

Um 06.00 läutet mein Wecker. Heute gibt es nur eine Tasse Tee zum Frühstück, denn um 07.00 müssen wir schon vor dem Anchorage Hotel stehen. Jones Younis, der schon vor einigen Tagen unser Führer zu den Victoria-Wasserfällen war, ist heute unser Fahrer.

Gemeinsam mit einem amerikanischen Paar, sowie einem Belgier mit seiner kalifornischen Freundin und deren Führer Pancho sitzen wir nun im Toyota Kleinbus von Jones und fahren durch Roseau und nehmen eine Abkürzung durch den Botanischen Garten. Dann führt der Weg in ein grünes Tal über eine große Baustelle – die Ausfallstraße aus Roseau wird hier saniert. Die Straße verjüngt sich mehr und mehr und windet sich nun mit engen Haarnadelkurven steil bergauf entlang eines Berghangs, der dicht mit Regenwald bewachsen ist. Bei Gegenverkehr muss meist einer warten, bis der andere die Stelle passiert hat. In Laudat erreichen wir das höchstgelegene Bergdorf Dominicas. Von dort sind es nur mehr wenige Meter, bis wir den Bus verlassen. Nun beginnt die Wanderung.

Zuerst führt ein breiter aber steiniger Weg bis zu einer schmalen Brücke, auf der wir einen Wildbach überqueren. Dann kommen wir zu einem gemauerten Bassin des Titou Gorge, dessen Wasser das einzige Wasserkraftwerk Dominicas speist. Hier fließt das Wasser aus einer tiefen und sehr schmalen Schlucht aus dem Berg in das Speicherbecken. Nun führt der Wanderweg durch dichten Regenwald, abwechselnd über Holzstufen aus Baumstämmen, aber stetig in die Höhe. Gestern hat es viel geregnet, deshalb ist der Boden heute sehr feucht und tief. Immer wieder versinkt man im schlammigen Erdreich, manchmal bis zu den Knöcheln. Ilona und Bodo folgen uns brav, trotz ihrer kurzen Beine, wie sie schon am Beginn der Wanderung selbst ironisch meinten.

Nach einer Stunde bergauf und bergab erreichen wir den Breakfast River, einen Bergfluss, den wir überqueren müssen. Gleich hinter dem Fluss geht es steil über Treppen bergan, bis zu der Stelle, von wo man links und rechts tief nach unten in üppigst grüne Täler blickt. Von hier führt der Weg entlang des Bergkamms, einmal rauf, dann wieder runter. Bodos Füße spielen nicht mehr mit. Eine Blase am Fuß quält ihn, sodass er barfuss weitergeht. Der Regenwald wird niedriger und man blickt über eine tolle Berglandschaft, ganz weit entfernt ist der Atlantik und das Karibische Meer zu sehen.

Bodo ist mit seinen Kräften am Ende. Ilona und er kehren an einer Stelle des Weges um, von wo der Pfad extrem steil in das „Valley of Desolation“ – in „das Tal der Trostlosigkeit“ abfällt. Unter uns steigen Schwefeldämpfe aus dem felsigen Boden empor. Bäche mit heißem Wasser fließen über den durch Schwefel gelblich und grau gefärbten Stein.

Es geht von hier ein Stück entlang eines kleinen Flusses, verschlungen von der üppigen Vegetation des Waldes, der sich über viele kleine Kaskaden das Tal hinab windet. Dann verlässt unser Weg den Flusslauf und führt über Treppen in den nächsten dampfenden Krater.

Nachdem wir die letzte felsige Passage überwunden haben, erreichen wir endlich den tiefen Krater des Boiling Lake. Tief unter uns brodelt kochend heißes Wasser und riesige Dampfschwaden schweben über diesem Kessel. Auf der anderen Seite erkennt man eine Öffnung in der Felswand, wo das heiße Wasser aus dem Becken in das Tal stürzt. Immer wieder verdecken dichte Wolken aus Schwefel- und Wasserdampf den Ausblick. Doch der stürmische Wind, der hier oben bläst, öffnet immer wieder neue Luken, durch die man etwas mehr von dem Tosen in der Tiefe dieser Hölle erkennen kann.

Nun können wir unser Frühstück endlich genießen. Auch die Gruppe von Pancho sitzt hier und alle haben ihr Gesicht mit grauem Schlamm eingerieben – das soll sehr gesund für die Haut sein.

Wir genießen noch eine Tafel Schokolade, bevor wir zum Rückweg aufbrechen. Nun müssen wir zuerst aus den Tiefen wieder in die Höhe steigen, was schon recht anstrengend ist. Doch ab dem Zeitpunkt, wo man den Bergkamm erreicht hat, geht es angenehm in die Tiefe und nach exakt sechs Stunden erreichen wir den Ausgangspunkt dieser traumhaft schönen, aber auch sehr anstrengenden Wanderung.

Gabi und Michi baden noch im erfrischenden Wasser des Titou Gorge. Hier kann man auch einige Meter in die enge Schlucht schwimmen, aus der das Wasser strömt.

Erschöpft sitzen wir alle wieder im Bus und fahren nun zurück nach Roseau. Im Anchorage Hotel trinken wir gemeinsam mit Bodo und Ilona ein Abschlussgetränk. Werner, der den Tag an Bord verbracht hat, stößt nun auch zu uns. An Bord zurückgekehrt, es ist 16.00 Uhr, fällt fast alles in tiefen Schlaf. Ich nütze die Ruhe und widme mich den vielen Fotos von diesem Ausflug.

Zu Abend essen wir heute ganz im Anchorage Hotel. Donnerstag ist Barbecue-Abend. Es gibt Huhn, Schwein und Fisch. Alles schmeckt ausgezeichnet, bis auf den Kaffee. Der riecht wirklich grauslich. Mit vollem Bauch kehren wir zurück an Bord und fallen bald in unsere Betten. Es war wieder ein herrlicher Tag.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Wiederholung - 07.02. - 10.02.2009

07.02.2009 – Letzter Tag in Pointe du Bout
Heute ist nicht viel los. Gestern sind wir erst spät ins Bett gekommen. Michi und Gabi haben während ihres Aufenthalts in Fort de France Ralph kennen gelernt. In der Mayflower-Bar am Hafenkai sind sie mit ihm ins Gespräch gekommen.

Ralph ist Schiffsschrauben- und Antriebswellenmonteur für Containerfrachter und andere ähnlich große Schiffe und wurde von seiner Firma für einige Wochen in der Werft in Fort de France geschickt. Er kommt eigentlich aus dem ehemaligen Ostdeutschland, aus der Nähe von Zwickau und er ist wirklich ein sehr sympathischer Kerl.

Nun hat er zufälligerweise seit wenigen Tagen sein Zimmer im Hotel Caryacou, genau vis a vis unseres Liegeplatzes in der Marina Somatra. Er blickt von seinem Fenster direkt auf unser Schiff. Ralph sitzt nun mit uns an Bord und wir quatschen über Gott und die Welt. Dabei übersehen wir, dass es eigentlich schon nach 02.00 Uhr ist. Eigentlich Zeit zum Schlafen. Irgendwann verabschiedet sich Ralph und wir legen uns nieder.

Nach einem dafür sehr späten Frühstück um 10.00 Uhr treffen sich Michi, Gabi und Werner mit Ralph und machen mit dessen Leihwagen einen Ausflug in den Süden Martiniques, nach Le Marin und zu einem der schönsten Strände dieser Insel, an den Grande Anse Salines.

Währenddessen sitze ich heute am Computer und schreibe die Erlebnisse der letzten Tage, bearbeite die Fotos, und aktualisiere unsere Homepage. Es waren wunderschöne Tage und die Zeit für Tagebuch schreiben war einfach nicht vorhanden. Das kann ich heute dafür in Ruhe nachholen.

Knapp vor Sonnenuntergang höre ich die Stimmen von den drei Ausflüglern. Sie kehren mit Rindschnitzel und Schweinekoteletts und Krebsfleisch für ein üppiges Abendessen zurück.

Gabi zaubert ein dreigängiges Menü auf den Tisch und wir lassen es uns so richtig schmecken. Als Vorspeise gibt es Krebsfleisch mit einer traumhaft guten Sauce und als Hauptgang Rindsbraten und die Koteletts in der Pfanne gebraten, dazu Reis. Einfach köstlich. Auch Ralph ist eingeladen und lässt sich es schmecken.

Dann sitzen wir wieder zusammen in unserem Cockpit und plaudern bis spät in die Nacht. Aber es gibt eben viel zu erzählen, sodass an Schlaf noch nicht zu denken ist.


08.02.2009 – Alte Bekannte
Heute geht die Reise nach St. Pierre, unserer nun endgültig letzten Station auf Martinique. Die Strecke legen wir unter Motor zurück, denn der Wind hält sich heute sehr zurück. In der Bucht vor dem netten Ort liegen heute schon einige Yachten, wesentlich mehr, als beim ersten Mal. Das Ankermanöver verläuft heute nicht so reibungslos. Sichtlich sind wir auf jene Bereiche am Meeresboden gestoßen, vor denen im Hafenhandbuch gewarnt wird. Der Boden fällt vom Ufer schnell steil ab und an manchen Stellen ist der Ankergrund felsig – ungeeignet zum Ankern.

Nachdem der Anker beim dritten Versuch endlich so liegt, dass wir beruhigt das Schiff verlassen können, zieht wieder eine Karnevalstruppe mit viel Getöse durch den Ort. Die Frau in der Bar L’Escapade, wo ich wieder ausklariere, erklärt mir, dass sich dieses Ritual jeden Sonntag von Neujahr bis vor den Faschingssamstag wiederholt, an diesem findet dann der richtige Umzug statt. Sie scheint von diesen „warm up’s“ nicht so begeistert zu sein.

Wir treffen Bodo und Ilona von der Segelyacht „Ausreisser“. Die beiden kennen wir seit Barbados, wo wir uns nach der Atlantiküberquerung das erste Mal gesehen haben. Ich stand Bodo damals beim Einklarieren zur Seite. Er stammt aus der DDR und in seiner Schulzeit lernte er zwar russisch, aber leider kein Wort Englisch. Am 24.12. haben wir in der „Red Mens Bar“ gemeinsam den Heiligen Abend verbracht. Die beiden sind nun so wie wir nach Norden unterwegs, wo Sie dann Anfang April zurück über den Atlantik segeln wollen. Sehr zeitig für diese Tour, aber sie müssen schon Ende Juni wieder daheim in der Nähe von Berlin sein.

Heute gibt es Gemüse im Wok mit Krebsfleisch und Schweinefleisch. Dazu essen wir Weißbrot. Abends sitzen wir dann noch im Cockpit und planen die nächsten Tage. Morgen wollen wir wieder nach Dominica fahren. Ich freu mich schon sehr darauf.


09.02.2009 – „Welcome to Dominica“
In der Früh rudere ich an Land, um frisches Brot zu kaufen. Dann frühstücken wir und um 09.00 holen wir den Anker vom Grund und fahren los. Die Überfahrt heute ist angenehm und geht gut voran. Wir segeln mit Vollzeug mit über 6 Knoten und erreichen knapp vor 15.00 Uhr Roseau.

Weit vor der Bucht von Roseau kommt uns „Roots“ in seinem Motorboot entgegen. Er lotst uns in die Bucht, wo wir wieder an einer Boje anlegen wollen. Doch alle Bojen sind heute besetzt. So ankern wir vor dem Yacht-Inn Hotel und sichern uns mit einer Landleine. Das Manöver ist ganz schön kompliziert, denn erst nachdem wir unsere drei längsten Leinen miteinander verbunden haben, reicht sie bis an Land.

Als an Bord alles erledigt ist, rudern wir zum nahen Steg. Er sieht zwar sehr wackelig aus, doch zum Festmachen des Dingis reicht es aus. Von hier müssen wir durch einen durch eine Mauer eingezäunten Garten zur Hauptstraße. Glücklicherweise wird der Wachhund gerade von seiner Besitzerin beruhigt. Wie wird das sein, wenn wir abends zurückkehren?

Nun marschieren wir in die Stadt. In der „Garage-Bar“ kehren wir für ein Abendessen ein. Das Lokal liegt im Zentrum der netten Stadt und das Essen schmeckt ausgezeichnet. Für den Rückweg leisten wir uns ein Sammeltaxi. Vor dem Yacht-Inn Hotel steigen wir aus. Hier müssen wir wieder über dieses von dem Hund bewachte Privatgrundstück zu unserem Steg, wo das Dingi hängt. Glücklicherweise ist der Wachhund nun eingesperrt, das erspart uns einen großen Umweg.

Morgen geht’s zu den Victoria-Wasserfällen. Für mich zwar schon zum zweiten Mal, aber dieses Erlebnis ist es Wert. Da müssen wir uns heute bald niederlegen, damit wir morgen fit sind. Also dann: schlaft gut!


10.02.2009 – Victoria-Falls und Rastarant
Pünktlich um 10.00 Uhr holt uns „Roots“ mit seinem Boot ab. Wenige Minuten später stehen wir an der Hauptstraße vor dem Anchorage Hotel und warten auf unseren Führer. „Roots“ ist nervös, denn vor wenigen Minuten hat ihm der Fahrer, den er für uns engagiert hatte, abgesagt. Dieser meinte, dass heute zwei Kreuzfahrtschiffe angelegt haben und er damit sicher mehr verdienen kann.

„Roots“ stoppt das nächste Taxi und erklärt dem Fahrer in seiner Muttersprache Patois, für uns absolut unverständlich, das er einen Führer und einen Wagen für uns benötigt. Der Lenker des Taxis ist zwar mit dem Transport von uns dreien, Gabi, Michi und mir, einverstanden, von einer Wanderung zu den Victoria Wasserfällen hält er allerdings nichts. Trotzdem gibt uns „Roots“ zu verstehen, das nun alles geregelt sei und wir uns in den Wagen setzen sollen.

Joseph heißt unser „Führer“. Er ist ein netter Kerl, doch außer das Lenken seines Fahrzeuges scheint er wenige Interessen zu besitzen. Weder für Pflanzen, noch für wichtige Orte seiner Heimat. Ganz das Gegenteil unseres Führers vom letzten Mal. Johns wusste den Namen jeder Pflanze und konnte uns sehr viel über die Insel Dominica erzählen.

Als Joseph an der Abzweigung zu den Victoria Fällen vorbei fährt, ist mir klar, dass er nicht die geringste Ahnung hat, wo sich diese befinden. Glücklicherweise habe ich ein gutes Erinnerungsvermögen und nach einer Wende biegen wir nun richtig in den schmalen Pfad ein, der uns zum „Rastarant“ von Moses James bringt. Heute sind viele Menschen in seiner Hütte: sein Bruder Lion, sein Sohn und sein Enkel. Als er mich sieht, bricht er in ein herzliches Lachen aus. Er kann sich noch an unseren Besuch vor nicht ganz zwei Wochen erinnern. Auf seinem Herd brodelt dieser köstliche Eintopf.

Wir besuchen die Victoria Fälle heute ohne Führer. Joseph hat sehr deutlich zu verstehen gegeben, das Wandern nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Aber er verspricht, hier im „Rastarant“ auf uns zu warten.

Die Wanderung ist traumhaft schön. Auch ohne Führer erreichen wir die Wasserfälle. Wir sind völlig alleine. Das Bad im Becken des Wasserfalls ist eine herrliche Erfrischung. Gerade als wir uns für den Rückweg bereit machen, kommt uns eine Gruppe von etwa zehn Franzosen entgegen. Wir sind zwar wieder völlig durchnässt, aber heute entsprechend vorbereitet mit einer trockener Hose und Schuhen. Und der Eintopf bei Moses ist nach so einer Anstrengung genau das Richtige.

Am Rückweg führt uns Joseph noch in ein kleines Fischerdorf an der Atlantikküste und durch den Ort Grande Bay. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Menschen strömen sofort aus ihren Hütten, wenn Sie ein Auto kommen hören – freundlich wird man von allen Seiten empfangen.

Wir kommen um 16.00 Uhr zurück und fragen Joseph, was er für seine Dienste verlangt. Er überlässt es uns, und wir bezahlen ihm 140,00 EC$. Den vorher vereinbarten Preis von 80 EC$ pro Person sind wir nicht bereit zu zahlen, denn Joseph hat uns ja auch nicht zu den Wasserfällen geführt.

Das sieht „Roots“, der sich als Agent betrachtet, jedoch ganz anders. Joseph hätte ihm sogar gesagt, dass wir keinen Führer wollen. Erbost besteht er auf die Bezahlung von 80.00 EC$, so wie ursprünglich vereinbart.

Doch auch wir lassen uns nicht über den Tisch ziehen. Der Hotelmanager vom Anchorage Hotel hat sich in die Diskussion eingemischt und nach kurzer Zeit ist die Situation wieder bereinigt. Alle haben sich wieder beruhigt und wir lassen uns von „Roots“ zu unserer Tattoo zurückführen.

Es gibt Palatschinken mit Schoko- und Marmeladefüllung. Dann plaudern wir noch, bis wir müde ins Bett fallen.

Sonntag, 8. Februar 2009

29.01. - 06.02.2009 - Halbzeit

29.01.2009 – Victoria Falls
Um 09.30 werden wir von Dexter mit seinem Boot abgeholt. An Land wartet schon John Younis (Kanal 16 – Code „Pancho“) mit seinem Toyota Kleinbus, zugelassen für 16 Personen.

Bequem nimmt jeder von uns Platz in einer eigenen Sitzreihe des schon 14 Jahre alten, aber liebevoll gepflegten Fahrzeugs. John ist hauptberuflich Taxilenker, daneben betätigt er sich als Führer, so wie etwa heute. Wir fahren pünktlich los. Es geht nach Süden bis Loubiere, von dort biegen wir links ab und fahren nun über eine enge und kurvenreiche Bergstraße, vorbei an der Kubuli-Brauerei“, bis wir auf der Passhöhe das Meer wieder vor uns erblicken.

Die Straße führt von hier wieder steil und kurvig bergab. Es geht durch dichtesten Regenwald, durch kleine Bergdörfer, vorbei an vielen Menschen, alt und jung. Jeder trägt seine Einkäufe, Werkzeuge oder Schultasche am Rücken, unter den Armen oder auf dem Kopf. John hält sein Fahrzeug immer wieder an und deutet mit der Hand in den Dschungel: Wir sehen einen Kaffee-Baum, einen Kakao-Baum, einen Mango-Baum, einen Brotnuss-Baum (das ist die kernreiche Schwester des Brotfruchtbaumes), Passionsfrüchte, Guaven, einen Afrikanischer Tulpenbaum, verschiedene Gewürze, usw. Er steigt aus und kehrt mit grünen Zweigen in den Händen zurück. Dann nimmt er ein Blatt, zerreibt es zwischen seinen Fingern und ist es dann. Alles hier scheint genießbar zu sein, zumindest riecht es herrlich.

Aber stehen lassen oder vergessen darf man nichts in diesem Urwald, denn das ist nach kürzester Zeit von üppigem Grün unauffindbar überwuchert. Diesen Umstand machen sich sichtlich einige Autobesitzer zunutze. Nicht wenige Autowracks sieht man links und rechts neben den engen Straßen stehen. Sie sind aber fast nicht mehr zu erkennen, denn dichtes Blattwerk überzieht nun die Karosserie und verdeckt diese Schandflecke. So können die Wracks ungestört vor sich hin rosten.

Nach etwas mehr als einer Stunde und einigen Bergetappen erreichen wir unser Ziel. Die letzten Meter unserer Strecke führen über einen zerfurchten und vom Regen ausgewaschenen Waldweg. Am Ende halten wir vor einer Hütte, aus der das lachende Gesicht eines Rastas strahlt. John kennt ihn gut und bestellt für nachher ein nahrhaftes Eintopfgericht für uns alle.

Vorher geht es nun durch den Regenwald zu den „Victoria Falls“. Schon während der Fahrt hierher konnten wir aus der Ferne die herabstürzenden Wassermassen sehen. Doch die wahre Pracht dieses Naturschauspiels bekommt man erst nach anstrengenden Flußdurchquerungen und Aufstiegen über glitschige Felsen zu Gesicht. Ohne Führer hat man keine Chance, den Weg zu diesen Wasserfällen zu entdecken.

Bis zu den Hüften im Wasser waten wir durch einen reißenden Wildbach, dessen Wasser aber angenehm warm ist. Denn der Fluss zu diesem Wasserfall entspringt dem Vulkansee „Boiled Lake“, dessen Wasser nach wie vor aus dem Erdinneren erwärmt wird. Es ist dies das zweitgrößte Naturphänomen dieser Art auf unserem Planeten, nur in Neuseeland gibt es einen noch größeren See, der auf diese Art beheizt wird. Der schmale Pfad führt hindurch unter einem Dach aus riesigen grünen Blättern, vorbei an riesigen Baummonstern, manche am Boden liegend und das letzte Stück des Weges müssen wir über riesige Felsblöcke im Flussbett klettern. John steht immer helfend zur Seite und reicht einem die Hand, wenn man nicht den richtigen Pfad im Wasser findet.

Dann steht man plötzlich vor den „Victoria Falls“. Gigantische Wassermassen stürzen mit ohrenbetäubendem Getöse aus großer Höhe in ein türkisblaues Becken. Die Felswand im Hintergrund der herabstürzenden Wassermassen sieht aus, als wenn sich die Schatten von Menschen dahinter versteckten. Pitty, Lilli und Pauli erklimmen das Becken und baden in diesem herrlichen Wasser.

Der Abstieg von diesem Naturschauspiel ist nicht minder aufregend. Wir begegnen den vier Französinnen, die den Aufstieg ohne Führer wagen wollten. Doch sie scheinen verzweifelt zu sein, da trotz ihres Tourenbuches der Weg nicht zu finden ist. Sie müssen aufgeben, denn ohne ortskundige Führung ist die Tour einfach zu gefährlich.

Hungrig von diesem Abenteuer kehren wir in das „Rastarant“ ein. Dort brodelt auf offenem Feuer ein Eintopf aus Früchten, Gemüse, Wurzeln und Kräutern, die hier überall sprießen und gedeihen. Es ist ein unvergessliches Erlebnis. Wir wären gerne noch länger geblieben, doch John ruft zum Aufbruch.

Am Heimweg bleibt John auf der Straße kurz vor Loubiere stehen, wechselt mit einem Mann am Straßenrand ein paar Worte und dieser kehrt nach wenigen Minuten mit einer reifen Kakaofrucht aus dem Regenwald zurück. Darauf hat Lilli schon sehnsüchtig gewartet.

Leider ist dieser Ausflug nun bald zu Ende. Vorbei geht es wieder an der KUBULI-Brauerei und nach wenigen Minuten erreichen wir wieder das Anchorage Hotel. Noch immer sehr beeindruckt von diesem einzigartigen Tag empfängt uns Dexter hier am Steg und in wenigen Minuten sitzen wir an Bord der Tattoo.

Unsere Kleidung wurde heute sehr strapaziert. Die Flussdurchquerungen in Hose und Schuhen haben Spuren hinterlassen. Nun wird alles an der Reling zum Trocknen aufgehängt. Hoffentlich regnet es nicht!

Das Abendessen fällt heute amerikanisch aus. Nach einer Empfehlung von Pauli und Lilli kehren wir bei KFC ein und bestellen uns Huhn mit Pommes Frites, Ketchup und Cola oder Juice. Satt wird man jedenfalls und es schmeckt nicht einmal so schlecht.

Zurück an Bord fallen wir alle bald in die Betten – der Tag war ein Traum!


30.01.2009 – Markttag in Roseau
Gestern war ein traumhaft schöner Tag – Sonne und strahlend blauer Himmel. Heute sieht es leider nicht so aus – Wolken verdecken die Sonne und immer wieder regnet es, ab und zu sogar recht heftig. So war es schon während der Nachtstunden. Einheimische meinen, dass es Jahre gibt, wo es weniger Niederschlag gibt, und in anderen Jahren regnet es mehr, nicht nur während der Regenzeit.

Wir hatten gestern mit Dexter vereinbart, dass er um 08.00 Uhr frisches Brot vorbeibringt. Doch als bis um dreiviertel neun noch immer kein Dexter mit Brot in Sicht ist, mach ich mich selbst auf den Weg. Am Weg zur Bäckerei läuft mir Dexter plötzlich entgegen. Er sieht mich und reumütig gesteht er, dass er vergessen hat. Dafür begleitet er mich aber dann zur Bäckerei und bald darauf sitzen wir im Cockpit und frühstücken.

Und um 11.00 Uhr hätte uns Dexter abholen sollen. Sichtlich hat er das auch verschwitzt. Aber plötzlich winkt jemand vom Steg – es ist Dexter! Er hat sichtlich gemeint, dass er uns vom Steg abholen soll. Ich deute ihm, dass er zum Schiff kommen soll. Nach wenigen Minuten besteigen wir sein schwimmendes Taxi und erreichen bald darauf den Anlegesteg von Roseau.

Freitag und Samstag ist Markttag. Außerdem haben heute morgen wieder zwei riesige Kreuzfahrtschiffe vor der Stadt angelegt und in den Souvenirläden stauen sich die Touristen. Patricia und die Kinder wollen heute auch einige Andenken erstehen und am Markt Obst für einen tropischen Früchtecocktail besorgen. Gleich neben dem Ausgang für die Gäste der Kreuzfahrtschiffe trommelt und singt ein einsamer Musiker. Wie er uns sieht, ruft er, wir sollen doch kommen und mitspielen. Gesagt – getan. Jeder bekommt ein Instrument in der Hand gedrückt und nun sind wir selbst das Motiv für viele Touristen.

Nach der gemeinsam gesungenen Nummer „Welcome to Dominica“ bedanken wir uns und begeben uns nun als normale Touristen auf die Suche nach Andenken und Geschenken für Familie und Freunde.

Hier im Hafen von Roseau sind während der Zeit, wo Kreuzfahrtschiffe angelegt haben, viele kleine Marktstände mit Schmuck, Kleidung, usw. aufgebaut. Sobald die Schiffe am späten Nachmittag ablegen, verschwindet alles sehr schnell und Ruhe kehrt ein. Nicht so am Obst- und Gemüsemarkt. Neugierig begutachten wir die uns meist unbekannten Früchte und die Verkäufer nennen uns die meist unaussprechlichen Namen und erklären uns, wie man sie verspeist, bzw. zubereitet.

An einem Stand lässt uns eine ältere Frau von ihren Früchten kosten. Die zwetschkengroßen braunen Bälle mit einer harten Schale sind zwar süß, schmecken aber eigentümlich. Sichtlich haben wir damit die Ehre der Markthändlerin so verletzt, dass wir nun diese Kostprobe bezahlen müssen. Trotzdem verlassen wir den bunten Platz mit vielen frischen Früchten.

In der Markthalle am Stand eines älteren Herrn, er war früher Taxilenker in New York, hören wir die für die Karibik so typische Musik wie Reggae und Soca (Soul & Calypso), Natürlich sind alle CDs selbst hergestellt. Keine Einzige CD oder DVD auf diesem Stand ist ein Originalprodukt. Pitty und Lilli suchen sich drei Musik-CDs aus und bekommen eine vierte dafür geschenkt.

Nachmittags lassen wir die Seele baumeln. Zum Abendessen gibt’s Spagetti mit Thunfischsauce, danach den tropischen Fruchtsalatm, den Lilli und Patricia zubereitet haben.

Während wir so beim Essen im Salon sitzen hören wir plötzlich ein dumpfes Klopfen außen am Rumpf. Schnell ist Werner an Deck und erkennt mit Schrecken, dass sich das neben uns liegende, ebenfalls an einer Boje festgemachte Tauchschiff „Olga“, so sehr genähert hat, dass wir nur mehr mit einem Fender in der Hand das schlimmste verhindern können. Dann dreht sich das Schiff wieder weg, so weit, dass man meint, ein Zusammenstoß sei niemals möglich.

Werner und Pauli rudern daraufhin an Land zur Tauchbasis im „Anchorage Hotel“. Pancho, der Chef, wird von der Rezeption sofort angerufen und steht in wenigen Minuten im Hotel. Werner, Pauli und Pancho kehren nun zurück. Damit wir eine ruhige Nacht haben, müssen wir die Boje wechseln. Der Motor wird gestartet und Pancho führt uns zu einer Boje, die etwas weiter außerhalb der Bucht liegt. Bald hängen wir wieder fest und können nun die Nacht in Ruhe genießen.

Irrtum! Leider werden wir hier ordentlich geschaukelt, denn die Wellen laufen hier ungestört aus dem offenen Meer ein. Sie sorgen für eine wahrlich ungemütliche Nacht. Eine Eisenkugel an der Boje sorgt für ein ständiges Klopfen am Rumpf. Da ist die Musik aus der nahen Disco fast ein Ohrenschmaus!


31.01.2009 – Pauli hat Geburtstag
Heute geht es nach Portsmouth im Norden von Dominica. In der Prince Rupert Bay mündet der berühmte Indian River in das Karibische Meer. Man kann diesen Fluss von hier mit einem kleinen Ruderboot stromaufwärts befahren. Darüber habe ich schon viel in meinen Reisehandbüchern gelesen. „Man sollte die Expedition auf diesem Fluss unbedingt machen“, wird überall empfohlen.

Zuerst wird gefrühstückt. Dann bereiten wir uns für die Abfahrt vor. Um 10.15 binden wir uns von der ungemütlichen Boje los. Es ist heute fast windstill. So müssen wir uns mit Motorkraft nach Norden hocharbeiten.

Um 13.45 Uhr erreichen wir die Prince Rupert Bay. Vor der ehemaligen Hauptstadt Portsmouth ankern schon einige Segler, wesentlich mehr als in Roseau. Am Beginn der Bucht kommt uns ein Motorboot entgegen und Raymond Prevost übergibt uns seine Visitenkarte. Er bietet Führungen am Indian River an. Um 14.20 liegt unser Anker fest im Sand der Bucht. Und wenige Minuten später hängt auch schon das bunte Motorboot von Raymond an unserer Reling. Raymond beschreibt uns die Tour über den Indian River – wir sind schon sehr neugierig. Für Morgen um 10.00 Uhr vereinbaren wir, dass uns Raymond abholt und wir dann mit ihm den Indian River besuchen.

Dann begeben wir uns mit unserem winzigen Dingi zu fünft an Land. Es ist zwar eng, aber solange die See nicht zu bewegt ist, gibt es keine Schwierigkeiten. Am Steg des Restaurants „Purple Turtle“ können wir festmachen. Heute Abend werden wir Paulis 18. Geburtstag feiern. Die Wirtin vom „Purple Turtle“ bietet uns ein gutes Menü an: Kürbissuppe, Huhn mit Reis, Gemüse, Salat und zum Nachtisch Eis. Der Preis stimmt auch – 28,00 EC$, das sind ca. 10,00 EUR. Wir bestellen für 19.00 Uhr (07.00 PM, wie die Leute hier sagen).

Dann marschieren wir Straße entlang nach Portsmouth. Der Ort erweckt nicht den Eindruck, dass hier einmal die Hauptstadt von Dominica war. Kein Großstadtflair, sondern viele kleine, bunte Hütten, ein Kino, ein paar Läden mit fast leeren Regalen, eine Polizeistation und überall wird man freundlich gegrüßt. Die Menschen erzählen ihre Geschichten. Viele erkundigen sich nach unserer Herkunft: Austria? – Australia? No, Austria.

Hamilton sitzt in einer Veranda neben der Straße und zeigt uns seine Arbeiten. Er malt kleine Bilder und stellt Halsketten und Armbänder aus Holzperlen her, in einer sehr einfachen, aber ehrlichen Art. Außerdem verkauft er Muscheln und andere Relikte, die das Meer an den Strand legt.

„Das Leben hier ist nicht einfach, wenn man kein Boot besitzt oder ein Auto, mit dem man Gästen die Insel zeigen kann.“ So versucht Hamilton, mit etwas Kunst und Handwerk seinen kargen Lebensunterhalt zu vermehren. Er malt ein kleines Bild für uns, das wir bei unserer Rückkehr bei ihm abholen, Geld verlangt er keines und er freut sich sehr über eine kleine Spende. Auch seine Mutter ist sehr dankbar, dass wir etwas Gemüse bei ihr kaufen.

Die Menschen auf Dominica scheinen mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Immer wieder werden wir von Lobgesängen überschüttet. Man sieht hier auch fast keine Menschen, die betteln. Das war auf den Inseln vorher nicht überall so.

Die Sonne geht unter und schnell bricht die Dunkelheit herein. Wir sitzen auf der offenen Terrasse des Restaurants „Purple Turtle“ und warten auf unser Essen, als plötzlich die Mosquitos über uns herfallen. Pauli und ich rudern schnell zum Schiff, um Insektenschutzmittel zu holen. Währenddessen werden Pitty, Lilli und Werner aber schon von der Wirtin versorgt. Bald nach unserer Rückkehr steht das Essen am Tisch. Es schmeckt ausgezeichnet.
Mit vollen Bäuchen kehren wir auf unser Schiff zurück und genießen den schönen Abend. Das Wetter hat sich in den letzten Tagen positiv verändert. Endlich ist es so, wie wir uns das vorgestellt haben. Ein paar kurze Regenschauer sind üblich, aber nicht mehr. Und genauso ist es jetzt.


01.02.2009 – Indian River
Ravioli, so nennt sich unser Boatboy Raymond Prevesa, holt uns pünktlich um 10.00 Uhr ab. Wir stehen schon an Deck, mit Kamera und Mosquitoabwehr bereit und steigen in sein kleines Motorboot. Es geht quer durch die Bucht zur Mündung des Indian River. Vorher laden wir noch unsere Müllsäcke an der Sammelstelle von Portsmouth ab.

Schon auf den ersten Metern des Indian River tut sich einiges. Führer warten neben ihren Motorbooten auf Kundschaft. Ein holländisches Beiboot von der Sea Cloud II wartet auf Einlass. Die Flussmündung ist vom Meer aus nicht zu sehen, denn das Wrack eines Frachters, der vor Jahren Opfer eines Hurrikans wurde, liegt unmittelbar davor.

In der Prince Rupert Bay liegt überhaupt eine große Anzahl von Wracks, sowohl am Ufer, wie auch unter der Wasseroberfläche. Die meisten der Schiffe wurden während eines Hurrikans 1995 an den Strand gespült oder versenkt, einige Schiffe kamen dann letztes Jahr noch dazu, als der Hurrikan Omar über die Insel zog. Auch der gesamte Sandstrand verschwand während dieses Unwetters, erzählen uns die Leute aus Portsmouth.

Ravioli steuert sein Boot gefühlvoll zu einem betonierten Steg, wo wir anlegen. An der nahen TEXACO-Tankstelle kaufen wir Tickets für den Nationalpark, das Stück für 13,35 EC$. In dieser Zeit rüstet Raymond sein Boot auf Ruderantrieb um. Denn mit Motoren aller Art ist es strengstens verboten, den Indian River zu befahren. Ab hier geht es nun eine dreiviertel Meile stromaufwärts durch dichtesten tropischen Regenwald.

Gleich nach der Brücke, worüber die Hauptstraße von Portsmouth führt, zeigt Raymond nach rechts, unter einer überhängende Grasnabe am Flussufer: Hier fühlen sich zwei Riesenkrabben sichtlich sehr wohl. Die Flusslandschaft und das Leben darin ist von Beginn an beeindruckend. Und das, obwohl wir ganz und gar nicht die Einzigen sind, die den Indian River heute entdecken wollen. Vor und hinter uns rudern mehrer Boote mit den Passagieren des holländischen Dreimasters. Ständig muss sich Raymond den Kopf verdrehen, um bei Gegenverkehr rechtzeitig ausweichen zu können.

Lilli ruft: “Eine Schlange - da vorne am Ast?“, der sich einige Meter vor uns vom linken Ufer aus über den Fluss neigt. Raymond stoppt sofort, dreht sich um und schaut nach oben, dorthin, wohin Lillis Arm zeigt.

Und wirklich - das Knäuel auf dem Ast ist eine junge Boa Constrictor. Ungefährlich, aber ausgewachsen bis zu vier Meter lang, und erschrecken sollte man sie keinesfalls. Sie könnte hungrig sein und auf diesem Ast auf ein Opfer warten. Und würde sie eines unter sich erblicken, dann lässt sie sich völlig lautlos vom Ast fallen und erwürgt ihr Opfer mit ihrem kräftigen Körper. Aber erfahrungsgemäß ernährt sich eine Boa dieser Größe von kleinen Nagern oder ähnlichem.

In einer Flussbiegung hält Raymond sein Boot an und erzählt, dass genau hier eine Szene von „Fluch der Karibik“, Teil II und III gedreht wurden. Schnell schießen wir einige wichtige Bilder für unsere Nachwelt. Links und rechts entlang des nun immer schmäler werdenden Indian River bilden bizarre Baumwurzeln - Wurzeln in der Form riesiger Schnecken, Schlangen oder Würmern, eine natürliche Barriere, die es verhindert, dass der Fluss unter einer undurchdringlichen Decke aus üppigen Grün verschwindet.

Die Flora ist ebenso vielfältig wie die Fauna. Raymond kennt die Namen vieler Pflanzen. Er nennt die Namen von Bäumen mit kleinen und mit großen Früchten, Sträuchern mit herrlich bunten Blüten, riesigen Palmen und vielen anderen Gewächsen. Unmöglich, sich nur einen Bruchteil davon zu merken.

An der Stelle, ab der man den Indian River mit einem Boot nicht mehr befahren kann, steht eine Holzhütte. Man kann sich hier mit tropischen Fruchtcocktails, Bier oder anderen Getränken für die Rückfahrt stärken. „Snakeman“, der „Hüttenwirt“, stellt sich vor. Er nimmt mich am Arm und führt mich hinter seine Hütte, wo sich die Bar befindet. Er hebt einen blauen Plastikkübel vom Boden auf und hält ihn mir vor mein Gesicht. Eine riesige Krabbe kämpft darin um ihr Leben. Sie tut mir leid! Im Garten vor der Hütte tummeln sich winzige Kolibris in den bunten Blütenköpfen großer Blumen, grünen Sträuchern oder Obstbäumen, die hier überall den Boden bedecken.

Am Rückweg begegnet uns ein Moorhuhn und ein paar Meter weiter lernen wir einen weiteren Drehplatz des Films „Fluch der Karibik“ kennen. Um 14.00 ist die Tour zu Ende und wir kehren an Bord zurück. Ein geruhsamer Nachmittag wartet auf uns. Wir trinken gemütlich Kaffee, lesen ein Buch und lassen die Seele baumeln.

Bevor aber die Dunkelheit wieder einkehrt, packen wir aber nochmals unsere Fotoapparate ein und rudern an Land. Wir wollen uns noch Fort Shirley ansehen, dass auf einer Landzunge liegt, die die Prince Rupert Bay von Norden schützt. Hohe Bäume bedecken die zwei Hügel der Halbinsel. Vor dem Fort befindet sich der Landesteg für größere Schiffe. Derzeit liegt hier die „Sea Cloud II“ – ein wunderschöner Dreimaster.

Das Gebiet um Fort Shirley ist sehr geschichtsträchtig. Auf großen Schildern erfährt man einiges über die Geschichte Dominicas, speziell über diesen Ort hier. Der Weg, dem wir nun folgen, führt zuerst an der ehemaligen Kommandantur vorbei. Die Außenmauern des aus großen Steinblöcken errichteten Gebäudes sind mittlerweile von den Wurzeln großer Bäume überwachsen und der Ort wirkt in der einsetzenden Dämmerung gespenstisch. Ein paar Schritte weiter steht man vor der „Battery“. Und hier ist es fast noch gespenstischer. Große Kanonrohre, teilweise noch auf den Zugwagen befestigt, teilweise am Boden liegend sind die wahrscheinlich letzten Zeugen einer sehr dunklen und kriegerischen Vergangenheit hier auf Dominica.

Aber hier hat die Natur wieder die Herrschaft übernommen. Überall im Wald laufen uns kleine Einsiedlerkrebse über den Weg. Und auch Krabben haben den Wald zu ihrer Heimat auserkoren.

Fort Shirley wird liebevoll restauriert und erstrahlt nun wieder in neuem Glanz. Die Sonne verschwindet langsam hinter dem Horizont. Hungrig kehren wir zurück an Bord und freuen uns schon auf die Palatschinken, die uns Pitty heute zubereitet. Eine mit pikanter Fülle, eine mit Schokolade oder Marmelade gefüllt. Abschließend spielen wir noch eine Runde Jolly, wobei Werner den Tisch als Sieger verlässt.

Heute legen wir uns schon etwas früher nieder, denn morgen müssen Werner, Pitty und ich schon früh aufstehen – um 04.00 Uhr. Wir segeln nämlich zurück nach Martinique. Bis nach St. Pierre ist das eine Strecke von 55 Seemeilen.


02.02.2009 – Meteorologen lügen (Sinnspruch eines Armateurfunkers)
Um 04.00 läutet der Wecker. Verschlafen kriechen Pitty und ich aus unseren Betten. Die Nacht war herrlich, angenehm kühl, doch leider viel zu kurz. Draußen ist es noch dunkel und das Meer ist ruhig, es geht nur wenig Wind. Morgentoilette im Zeitraffer, dann holen den Anker ein und fahren los.

Während wir an der Westküste Dominicas in Richtung Süden motoren, dämmert es langsam. Die Sonne muss sich aber erst über Wolken kämpfen, die über den grünen Bergrücken Dominicas wie ein Schildkrötenpanzer hängen. Es ist etwa 09.00 Uhr, als wir Scottshead, den südlichsten Punkt der Insel, queren. Mittlerweile sind auch die Kinder aus dem Bett geschlüpft und sitzen bei uns im Cockpit.

Schon in der Höhe Roseaus kommen heftige Windböen aus den Tälern. Die Nadel des Windmessers steigt dann manchmal bis auf über 40 Knoten in die Höhe. Wir haben daher nur ein kleines Dreieck unserer Genua ausgerollt. Auch die Wellen werden nun immer höher.

Als wir dann endlich aus dem Schatten der schützenden Landmassen herausfahren, spüren wir mit einem Schlag die volle Wucht des Windes und der Wellen. Ständig pendelt der Windmesser zwischen 20 und 35 Knoten. Wir haben den Motor gestoppt und segeln nun mit Kurs Süd. Die Geschwindigkeit steigt auf 6 Knoten und mehr. Wir verkleinern daher die Genua nochmals. Dieses Spiel wiederholen wir noch zwei Mal.

Immer wieder zischen riesige Wassermassen über das Vordeck. Wir sitzen glücklicher Weise in unserem gut geschützten Cockpit. Meinen wir. Denn immer wieder wird auch unser Cockpit von hinten unter Wasser gesetzt. Die Wellen sind zwar nicht so hoch, wie bei unserer Fahrt von Martinique nach Dominica, aber trotzdem bleibt auch heute nichts trocken. Wir segeln konstant mit etwa 6 Knoten über das Meer. Nur wenige Schiffe begegnen uns heute.

Der Wetterbericht, den wir gestern Abend noch am Computer abgerufen haben, hatte eigentlich etwas anderes vorhergesagt: Wind mit maximal 15 bis 20 Knoten, Wellen in der Höhe von etwa 1 bis 2 Meter, also durchaus erträgliche Werte. Wir fallen aber immer wieder darauf rein. Denn dieses Spiel hatten wir auch schon vorher.

Da uns unser Kurs recht weit von den Landmassen Martiniques versetzt hat. Müssen wir ein ordentliches Stück aufkreuzen, bis sich das Meer endlich beruhigt. Erst knapp vor St. Pierre werden die Wellen niedriger und der Wind bläst nur mehr mit 20 Knoten.

Wir ankern diesmal knapp vor dem Landesteg von St. Pierre und rudern an Land, um etwas Wäsche zu waschen und Lebensmittel für das Abendessen einzukaufen. Es gibt heute französische Bratwürste mit Kartoffel und Salat.

Die Spiellust, die eigentlich erst gestern Abend erstmals geweckt wurde, lässt uns nicht mehr los. Auch heute spielen wir Jolly. Diesmal gewinnt Pitty. Wer dreimal „handglatt“ spielt, muss einfach siegen.


03.02.2009 – Halbzeit
Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf unser Schiff. Der Himmel ist blau, es scheint ein schöner Tag zu werden. Die Nacht war sehr ruhig und wir haben herrlich geschlafen.

Pitty, Lilli und ich rudern knapp nach 08.00 Uhr an Land. Wir marschieren zuerst zum Bäcker, holen uns frisches Baguette, dann schnell ein Sprung ins Internetcafe L’ESCAPADE cyper resto’, um in Martinique wieder einzuklarieren und dann geht’s zurück an Bord, um ein ordentliches Frühstück vorzubereiten. Danach heben wir den Anker und fahren los mit dem Ziel Grand Anse de Arlet. Die Zeit vergeht schnell und um 15.30 Uhr werfen wir wieder den Anker, inmitten einer großen Bucht neben zwei großen Dreimastern.

Nachdem an Bord alles klar gemacht ist, begeben wir uns an Land. Wir wollen heute im Wok kochen, doch der einzige Supermarkt in der Bucht bietet nicht viel Auswahl an Gemüse und anderen Zutaten. Daher ändern wir unseren Plan und entschließen uns, eine Pizzeria zu besuchen. Die Dame an der Kasse macht außerdem einen Furcht erregenden Gesichtsausdruck, sodass wir uns hier in diesem Geschäft nicht lange Aufhalten wollen. Wir kaufen nur das notwendigste und holen zwölf gut gekühlte Biere aus dem Kühlschrank, stellen sie aufs Kassenpult und wollen zahlen. 2,20 Euro für eine Dose Bier – das ist uns eindeutig zu viel, auch wenn es auf Martinique gebraut wird. Sechs Dosen wandern zurück in den Kühlschrank, was die Laune der Dame an der Kassa nicht verbessert.

Während wir einkaufen, sind Pauli und Lilli auf Ausschau nach einem geeigneten Lokal für unser Abendessen. Sie werden auch bald fündig. Bald sitzt jeder vor seiner Pizza, doch keiner kann sie vollständig aufessen, nicht einmal Paul. Wir haben sicher schon eine bessere Pizza gegessen, doch selten eine zu diesem Preis. Der Kaffee, den wir uns danach gönnen, stößt mit 3,50 Euro je Tasse aber dann wirklich sauer auf. Die Preise auf Martinique sind eindeutig zu hoch – was nicht nur wir so empfinden, sondern auch die Menschen, die hier leben.

Der heutige Tag ist ein besonderer Tag. Mit dem heutigen Tag haben wir leider schon die Hälfte unserer Reise hinter uns. Die Eindrücke, die wir in diesem halben Jahr sammeln konnten, scheinen aber so viele, als wären wir schon Jahre unterwegs. Es war bisher traumhaft schön, so wie es sich keiner von uns in seinen kühnsten Träumen vorzustellen wagte.


04.02.2009 – Grande Anse d'Arlet
Heute ist Ruhetag. Jeder kann seinen liebsten Beschäftigungen nachgehen. Die Kinder wollen tauchen gehen und nichts tun, Pitty und ich wollen in den nahen Ort, um etwas einzukaufen und anschließend einen Berg besteigen und Werner will ebenfalls einen geruhsamen Bordtag verbringen.

Nach dem Frühstück rudern Pitty und ich an Land. Wir wollen unseren Plan von gestern, im Wok zu kochen, nachholen und begeben uns zu diesem Zweck in den nahen Ort. De Arlet erreichen wir nach ca. zwanzig Minuten Fußmarsch. Ein sehr nettes Dorf. An der Uferpromenade finden wir unter einem überdachten Platz einen Gemüsehändler mit einem reichhaltigen Angebot an Obst und Gemüse. Das meiste von hier, wie man uns versichert. Wir finden alles, was man für einen richtigen Gemüseeintopf benötigt. Mit vollen Taschen kehren wir an Bord zurück.

Am Nachmittag rudern Lilli, Pauli und Pitty an Land, um die Unterwasserwelt zu erforschen. Ich bleibe noch an Bord, um Tagebuch zu schreiben. Dann will ich aber an Land, um für Morgen einen Leihwagen zu bestellen. Um aber dorthin zu gelangen, muss ich schwimmen. Für mich als nicht sehr geübten Schwimmer eine sehr große Distanz. Trotzdem wage ich das Unternehmen.

Ich packe meine Telefonwertkarte in meinen Wasserdichten Sack, den ich extra für diesen Zweck zum Geburtstag geschenkt bekommen habe und stürze mich in das Meer. Nach einiger Zeit erreiche ich das Ufer. Ich sehe unser Dinge, am Steg angebunden, liegen. Nach wenigen schritten erreiche ich die Telefonzelle. Ich wähle die Nummer der Leihwagenfirma, wo ich schon den Wagen vor zehn Tagen gemietet hatte. Eine männliche Stimme meldet sich und grüßt freundlich. Leider spricht die Stimme nur französisch. Daher mache ich nun auf die Suche nach Patricia.

Wie ich so den Strand entlang schlendere und zufälliger Weise einen Blick zum Steg werfe, wo kurz vorher noch unser Dingi festgemacht war, sehe ich plötzlich eine Gestalt, die damit zu unserer Tattoo rudert. Es hilft aber kein Schreien und Deuten, niemand hört und sieht mich.

Erst nach einiger Zeit legt Pitty wieder am Steg an. Eigentlich wollte Sie mich nur abholen. Ich hatte das aber ganz vergessen. Und dass ich selbst an Land schwimme, damit hat Pitty nicht gerechnet.

Zurück an Land, gehen wir sofort telefonieren. Heute helfen uns aber auch nicht die besten Sprachkenntnisse in Französisch. Kein einziger Leihwagen ist frei, auch nicht bei anderen Firmen. So müssen wir uns bis morgen gedulden, denn dann sind wir in der Marina Somatra und können von hier die Verleihfirmen persönlich aufsuchen.

Abends kochen wir heute einen köstlichen Gemüseeintopf, dann spielen wir wieder eine Runde Jolly. Auch heute gewinnt Patricia. Aber Lilli konnte sich im Vergleich zu den letzten Tagen erheblich verbessern.

Nachdem die Kinder in ihren Kojen liegen und lesen, kann Pitty endlich die Geburtstagstorte für Lilli zubereiten. Lillis Geburtstag ist zwar erst am 16. Februar, aber da ist sie wieder in Wien. So feiern wir ausnahmsweise schon im Voraus. Am Nachmittag haben wir das Mousse au Choclate zubereitet und im Kühlschrank gut versteckt. Nun werden Biskotten in Kaffee getaucht. Dann kommt eine Schicht Mousse in eine Form, darüber Biskotten und wieder eine Schicht Mousse. Das wiederholt sich solange, bis die Form voll ist.

Nun müssen wir nur mehr bis morgen warten, dann dürfen wir diese köstliche Torte auch essen.


05.02.2009 - Streik
Um 06.30 verlassen wir ganz still und leise die Grande Anse de Arlet, während die meisten noch schlummern. Pitty steht vorne am Bug und gibt mir in ein Handzeichen, wenn der Anker aus dem Wasser gehoben wird. Dann gehe ich nach vorne und hebe den Anker über die Kante und fixiere ihn.

Nach eineinhalb Stunden erreichen wir die Marina Pointe du Bout und unsere Liegeplatz, den wir vor zehn Tagen verlassen haben, ist zum Glück auch noch frei. Nach dem Anlegemanöver ziehen Pitty und ich sofort los, um einen Leihwagen für heute zu bestellen. Gestern haben wir es telefonisch versucht, leider jedoch ohne Erfolg. Niemand konnte uns versprechen, morgen ein Auto zur Verfügung zu haben.

Und auch heute sind wir erfolglos. Ursache ist ein Streik auf Guadaloupe, wo die Bevölkerung für mehr Lohn kämpft. Daher sind viele Urlauber nach Martinique gekommen, um sich ihren Urlaub nicht wegen eines Streiks verderben zu lassen. Und weil ihnen sichtlich nichts Besseres einfällt, mieten sie sich einen Leihwagen.

Wir holen frisches Baguette vom Bäcker und bereiten an Bord ein Geburtstagsfrühstück für Lilli zu.

Unseren Plan, Gabi und Michi in Tartane auf der Halbinsel Caravelle zu besuchen, müssen wir fallen lassen. Und auch nach Fort de France können wir nicht fahren, denn die Fähren streiken ebenso. Wir beschließen daher, den letzten gemeinsamen Abend im Havanna Club zu verbringen, dort wo wir auch am ersten Abend nach der Ankunft von Pitty und den Kindern essen waren.

Am Nachmittag spaziere ich mit Pitty entlang der Küste. Überall sind noch die Verwüstungen des letzten Sturms zu sehen. Wracks von Booten liegen am Ufer und unter Palmen stehen die letzten Überreste von ehemaligen Wohnhäusern. Daneben weit verstreut findet man alles, was in diesem Häusern einmal eingebaut war: Badewannen, Toiletten, Sessel, Tische, Kühlschränke, Herde, usw.

Um 19.00 sitzen wir im Havanna Club. Auch heute schmeckt die mexikanische Küche köstlich. Und anschließend genießen wir zum Dessert nochmals Lillis Geburtstagstorte. Nun ist auch der letzte Urlaubstag für Pitty, Lilli und Pauli vorbei.

Wehmütig denke ich an diese zwei Wochen zurück. Es war mit Sicherheit die schönste Zeit während dieser Reise. Nur leider viel zu kurz.

06.02.2008 – Abschied
Heute ist es leider soweit. Pitty, Lilli und Pauli müssen abreisen. Trotzdem genießen wir auch diesen Tag. Wir haben heute auch Glück und können einen Leihwagen mieten.

Während Patricia ihre sieben Sachen packt, fahren Werner und ich mit unserem Auto zum nahen „Leader Price“, wo wir unsere Vorräte wieder ergänzen können. Pauli und Lilli genießen währenddessen nochmals des Meer.

Am Rückweg wäre Pauli noch fast von wilden Hunden überfallen worden, als er den Weg vom Strand durch das vom Sturm zerstörte Hotel abkürzen wollte. Er konnte der Meute nur wegen seiner guten Kondition mit einem Sprint entkommen. Ich war froh, nicht dabei gewesen zu sein. Schon seine Schilderung war für mich Aufregung genug.

Wir warten auf Michi und Gabi, die heute auch wieder an Bord eintreffen sollen. Doch ihre Rückkehr verzögert sich auch. Knapp vor 06.00 Uhr treffen sie in der Marina ein. Gerade noch rechtzeitig, um sich von Patricia und den Kindern verabschieden zu können.

Leider müssen wir uns dann am Weg zum Flughafen begeben. Pünktlich um 22.10 Uhr hebt die Maschine von Martinique ab. Traurig verlasse ich diesen Ort.