Mittwoch, 29. Oktober 2008

27.10 – 28.10.2008 – Gran Canaria ist anders

27.10.2008 - Ruhetag
Nach so einem Tag wie den gestrigen tut ein Tag faulenzen wirklich wohl. Gabi und ich begeben uns zuerst in die Wäscherei, dann setzen wir uns schon am Vormittag in Sailor’s Bar, wo es gratis Internet gibt und ich in Ruhe mein Tagebuch schreiben kann.

Das Wetter ist dafür das Richtige – durchzogen würde man sagen: bewölkt, ab und zu regnet es, dann kommt die Sonne wieder hervor. Und weil wir gerade vom Wetter reden – das sieht für die nächsten Tage gar nicht gut aus: Heftige Winde sind in der Wettervorschau angekündigt, da heißt es also erst einmal abwarten.

Am Nachmittag begeben wir uns dann wieder in die Stadt, um notwendige Besorgungen zu erledigen. Heute wollen wir am Abend ein typisch kanarisches Gericht zubereiten, da man diese leider in keinem Lokal auf der Speisekarte sieht. Die Auswahl ist zwar nirgendwo zu klein, trotzdem gibt es eigentlich überall die gleichen Speisen. Fisch und Fleisch bestimmen die Auswahl.

So nehmen wir heute aus Werner’s Reiseführer die Tipps für typische Gerichte dieser Insel zu Hilfe und bereiten selbst einen „Puchero canario zu. Dies ist ein Eintopfgericht mit Fleisch, würziger Paprikawurst, Gemüse (Zwiebel, Zucchini, Kürbis, Paprika, …) und Apfel- und Birnenstücken, sowie Gewürzen. Das Ergebnis ist ein herrliches Abendessen, auch wenn das Fleisch etwas zäh war.


28.10.2008 – Es ist so Grün
Am Morgen lacht uns noch die Sonne ins Gesicht, doch nachdem wir gefrühstückt haben ziehen schon wieder dichte Wolken über uns. Pünktlich um neun steht unser Leihwagen vor der Türe. Und bald sitzen wir auch schon drinnen und suchen einmal einen Weg aus Las Palmas. Die Stadt ist nicht klein, der Verkehr ist sehr dicht und an die Straßenbeschilderung muss man sich auch erst gewöhnen. Irgendwann landen wir dann endlich auf einer Autobahn, auf der wir dann vorbei an der sehr beeindruckenden Altstadt fahren und nach einigen Versuchen, die richtige Ausfahrt zu finden, einfach eine Ausfahrt nehmen und de Straße in das Landesinnere folgen.

Schon bald geht es in die Höhe und wir sind stark beeindruckt vom üppigen Grün, dass die Gesamte Oberfläche der Landschaft bedeckt. Die Berge steigen steil in die Höhe und dazwischen geht in Schluchten tief hinab. Die Straße schlängelt sich sehr kurvenreich und eng entlang der Hänge. Michi muss sich sehr konzentrieren, denn auch hier gibt es viel Verkehr. Immer wieder halten wir, um die herrliche Aussicht zu genießen und natürlich auch um ein paar Fotos zu schießen.

In der sehr schönen Kleinstadt Teror kehren wir in eine Konditorei ein und bestellen uns Kaffee und Kuchen. Dann nehmen wir Kurs zum zweithöchsten Berg der Insel, zum Roque Nublo. Das Wetter ist leider nach wie vor nicht sehr günstig, für eine kleine Bergtour, trotzdem nehmen wir die Besteigung in Angriff. Der Weg ist zwar nicht lange, ca. ½ Stunde laut Reiseführer. Wir stehen in 1.600m Höhe und es ist schon hier sehr frisch. Der Wind bläst uns eisig ins Gesicht. Werner verbringt die Zeit lesend im Auto, während sich Gabi, Michi und ich auf die Tour begeben. Der Weg führt durch Nadelwald und felsiges Gelände bis in ca. 1.800m Höhe, von wo wir bei klarer Sicht eine traumhafte Aussicht hätten, doch leider stehen wir heute mitten in einer Wolke und sehen fast nichts.

Am Ende des Abstiegs stehen zwei Burschen und verkaufen Kanarische Spezialitäten. Nach einer Kostprobe ihrer Köstlichkeiten kaufen wir uns Mochos und Honiglikör. Die beiden haben uns wirklich Leid getan, denn die sind solche Temperaturen hier überhaupt nicht gewöhnt.
Wir sind nicht unglücklich, der Kälte wieder zu entkommen und fahren nun an die Südküste, der letzten Station des heutigen Tages. In Maspaloma gibt es einen einzigartigen Sandstrand in einer riesigen Dünenlandschaft. Der Ort selbst wird vom Massentourismus regiert. Man fährt vorbei an riesigen Hotelanlagen und Apartmenthäusern, bis man endlich den Strand zu sehen bekommt. Derzeit ist es glücklicherweise sehr ruhig, nur wenige Touristen bevölkern die Restaurants und Geschäfte unmittelbar neben der Dünenlandschaft.

Mit unserem Proviantpackerl suchen wir uns ein nettes Plätzchen mitten auf einer Düne und stillen unseren Hunger, dabei können wir ein paar Paragleiter bestaunen, die sich tollkühn mit ihren farbenprächtigen Schirmen aus dem Himmel in den Sand stürzen.

Die Heimfahrt führt über die Autobahn der Küste entlang. Im dichten Verkehr geht es zurück nach Las Palmas. Kurz nach der Stadteinfahrt erledigen wir noch die notwendigen Einkäufe für unser leibliches Wohl. Unser Abendessen nehmen wir auf einem Platz in der Nähe des Hafens zu uns, müde und erschöpft kehren wir kurz nach 23.00 Uhr auf unser Schiff und bald kehrt Stille ein – nur der Wind pfeift über uns hinweg.

Montag, 27. Oktober 2008

22.10 – 26.10.2008 - Fuerteventura (Starkes Glück)

22.10.2008 – Arbeit ist das halbe Leben
Den heutigen Tag widmen wir unserer Tattoo-Island. Viele kleine Arbeiten wollen erledigt werden. Dazu gehören unter Anderem die Überprüfung des Solarreglers, denn die Stromversorgung mit den Solarzellen funktioniert noch nicht einwandfrei. Wahrscheinlich haben wir eines der vielen Kabel verkehrt angeschlossen – leider ist die Elektroinstallation nicht unser Lieblingskind. Auch der, zum Glück, sehr geringe Verlust von Getriebeöl muss endlich geklärt werden. Die Stopfbuchse wird nachjustiert – nun tröpfelt ein Tropfen in acht Sekunden, das ist okay. Die Luke über der Nasszelle wird neu eingedichtet und auch gleich überprüft – diesen Test hat sie erfolgreich bestanden. Zu guter letzt polieren Michi und Werner noch den Rumpf, der seit Gibraltar mit hartnäckigen Ölflecken verschmutzt war. Das ist eine sehr anstrengende Arbeit.

Gabi besucht am Vormittag den Wochenmarkt in der Marina Rubicon, nicht ohne ein paar nette Mitbringsel zu erstehen und nützt dann die Zeit, um die herrlichen Strände rund um Playa Blanca zu besichtigen.

Ich sitze heute die meiste Zeit vor dem Computer und vor dem Kurzwellenfunkgerät, um endlich gute Wetterberichte empfangen zu können. Laut des Handbuchs „Amateurfunk an Bord“ ist es möglich, mit einem Kabel vom Kopfhöreranschluss des Kurzwellenfunkgerätes zum Mikrofoneingang des Computers Wetterkarten und Wetterberichte als Text oder Fax empfangen zu können. Grundsätzlich funktioniert das Verfahren, doch müssten wir dann laut Fax mit schwarzer Asche zugedeckt werden – aber von einem Vulkanausbruch ist nirgendwo etwas zu sehen gewesen.

Abends gehen wir mit Wolfgang und Christa von der Segelyacht Liv gemeinsam essen ins „Arte y Pasta“, wo wir schon vor ein paar Tagen eine herrliche Pizza serviert bekamen.


23.10.2008 – Überfahrt nach Fuerteventura
Die Nachtruhe wird, wie auch schon gestern, von einem kurzen Regenguss unterbrochen. Schnell raus aus dem kuscheligen Bett und alle Luken schließen, dann zurück unter die Decke und noch für ein paar Stunden schlummern.

Um halb Acht steh ich auf und begebe ich mich zu den Duschen, anschließend eile ich zum Supermarkt, um frisches Brot zu besorgen. Doch leider habe ich Pech - geöffnet wird erst um halb Neun. Also mit leeren Händen zurück aufs Schiff. In der Zwischenzeit sind die anderen auch schon fleißig und haben das Frühstück zubereitet. Nach einer ordentlichen Stärkung wird nun auch der restliche Körper noch ordentlich gepflegt.

Es ist knapp vor zwölf Uhr, unsere vorgesehene Zeit für die Abfahrt. Der Wind bläst beständig mit 20 bis 30 Knoten aus Norden. Wir bereiten alles zum Ablegen vor. Wolfgang von der Liv hilft mit und stemmt sein ganzes Körpergewicht gegen den Zug an der Vorleine, damit sich der Bug solange nicht vom Steg weg bewegt, bis wir unser Heck aus der Box gedreht haben. Mit vollem Motorschub schieben wir uns dann aus dem Hafen, denn nun bläst der Wind mit voller Stärke auf unsere Schiffsseite und versucht uns seitlich zu versetzen. Wir sind froh, als wir endlich die Hafenausfahrt passiert haben. Erst dann entspannt sich die Lage und wir rollen unser Vorsegel aus.

Unsere alte Dame trägt uns mit 5 bis fast 7 Knoten über die Meerenge zwischen Lanzarote und Fuerteventura und nach nur kurzer Zeit queren wir die hügelige Isla de Lobos (Insel der Seelöwen), die knapp vor der Küste Fuerteventuras aus dem Meer ragt. Hier beginnt das Paradies der Wind- und Kitesurfer. Wohin unser Auge blickt – herrliche weiße und unendlich lange Sandstrände, dahinter geht das Land jedoch in eine eintönige Wüste über, nur selten von hässlichen Hotelklötzen oder den wenigen menschlichen Ansiedlungen bebaut.

Im Hafen von Rosario - Hauptstadt von Fuerteventura – versuchen wir unser Glück, einen Platz für die Nacht zu finden. Denn die Ostküste der Insel bietet nur wenige Möglichkeiten zum Ankern und noch weniger Häfen mit sicheren Liegeplätzen für Transityachten, so wie unsere Tattoo-Island eine ist – so steht es zumindest in unserem Führer „Atlantic Islands“.

Zwar gibt es Platz für die „Aida Bella“ – ein riesiges Kreuzfahrtschiff für ca. 1800 Passagiere - doch für uns hätte der Hafenkapitän nur einen Ankerplatz im äußeren Hafenbecken und das finden wir dann doch zu unbequem. So fahren wir weiter bis Puerto de Castillo bei Caleta de Fustes, unser ursprünglich geplanter Zielhafen.

Die Einfahrt in diesen sehr kleinen Sporthafen ist sehr eng und muss sehr genau angesteuert werden, erschwert wird das durch starken Wind und Wellen. Wir ergattern den letzten freien Platz – welch ein Glück. Das Anlegemanöver gelingt trotz viel Wind unter Mithilfe eines sehr netten Holländers einigermaßen problemlos. Das Hafenbüro ist schon geschlossen und so verschieben wir die bürokratischen Formalitäten auf morgen.

Wir wandern entlang eines wunderschönen Sandstrandes in Richtung Dorfzentrum, zumindest wo wir es vermuten. Der Strand ist fast leer, nur ein Künstler bewacht seine aus feinem Sand geformten Kunstwerke. Und als er uns dabei erwischt, wie wir eines davon fotografieren, entlockt er uns ein wenig Geld für seine wahrscheinlich brotlose Kunst, obwohl er auch einen Kurs zum Bauen von Sandburgen anbietet.

Der Ort, wo wir gelandet sind, gehört zur Gänze den Touristen. Riesige Hotelanlagen, sogar mit einem Golfplatz (ein Wahnsinn bei den sehr begrenzten Süßwasservorräten), Reihenhaussiedlungen bis an den Horizont und Shopping-Meilen bestimmen das Ortsbild, welches vorwiegend von englischen und deutschen Touristen bevölkert wird. Dafür wird auch fast alles in deutscher Sprache angepriesen. Na toll!

Erschöpft kehren wir an Bord zurück, nachdem wir noch schnell einen Leihwagen für die morgige Inselrunde reserviert haben. Gabi verwöhnt uns mit Spagetti, denn unser Frischgemüse muss sowieso aufgebraucht werden. Michi serviert anschließend noch einen Espresso, der uns aber nicht daran hindert, bald ins Traumland einzukehren.


24.10.2008 – Expedition Fuerteventura
Der Reiseführer behauptet, das Fuerteventura die zweitgrößte Insel der Kanaren ist, jedoch auf Grund seines trockenen Klimas und der sehr spärlichen Vegetation nur dünn besiedelt ist.

Um neun sitzen wir vier in unserem froschgrünen Leihwagen und Michi am Steuer führt uns über sehr schöne Strassen in den Süden. Erster Stopp ist in Gran Tarajal, wo wir uns im Supermarkt mit einem Frühstück versorgen, welches wir dann auf der Hafenpromenade genießen. Kaffee und Tee haben wir schon am Schiff in unsere Thermoskannen gefüllt.

Gesättigt geht’s weiter in das Landesinnere, wo man sich in einer Wüste befindet. Doch immer wieder geht die Fahrt vorbei an Oasen, wo Palmen und auch andere Pflanzen gedeihen. Wasser wird mittels kleiner Windräder aus dem Boden gefördert und fließt dann in Speicherbassins, von wo aus die kleinen Grünflächen und Felder bewässert werden. Die Wüste ist also keinesfalls lebloses Land. Nur Tiere gibt es kaum, abgesehen von wenigen wilden Kaninchen, die man aber lieber als nationale Köstlichkeit in der Pfanne sieht. Und Ziegen, die maßgeblich an der Herstellung von Ziegenkäse beteiligt sind und auf den kargen Böden das auslangen finden.

Nach der Kleinstadt Costa Calma, wo es einen Tropenpark zu bewundern gäbe, zweigen wir auf eine kleine Nebenstraße ab, die uns direkt zu einem dieser traumhaften Sandstrände an der berühmten Jandia Playa führt. Hier sind vor allem die Kitesurfer daheim, aber auch andere Badegäste fühlen sich hier sehr wohl. Wir schlüpfen schnell in unsere Badehosen und nehmen ein erfrischendes Bad (geschätzte 23°) im Atlantik. Dann geht’s weiter über eine Autobahn nach Moro Jable, einem total vom Tourismus zerstörten Fischerdorf – wo ist das? Wir werfen kurz einen Blick in den Hafen, wo wir morgen für eine Nacht anlegen wollen, und dann geht’s auch schon wieder zurück bis zum Wegweiser nach La Pared an der Westküste Fuerteveturas.

Hier fühlen sich nur die Wellenreiter wohl, denn auf dieser Seite der Insel bläst der Wind mit konstanter Stärke und das Meer zeigt sich hier in seiner ganzen urtümlichen Wildheit – riesige Wellen rollen ohne jemals enden zu wollen gegen die schon teilweise stark ausgehöhlten Felsen, die nur selten von schmalen Sandzungen durchbrochen werden. Ein Blick vom Felsen in die Tiefe dieser Hölle lehrt einem das Fürchten. In sicherer Höhe genießen wir dann einen Kaffee, in einer Landschaft, wo sich auch der Tourismus noch sehr zurückhält.

Nun führt die Straße durch eine baumlose Berglandschaft, nur selten durch kleine Oasen mit Palmen und kleinen grünen Flecken unterbrochen, die man einfach nur als wunderschön bezeichnen kann. Aber Vorsicht – die kurvenreiche Bergstraße ist sehr eng, zumindest wenn einem ein Autobus entgegen kommt.

Gabi hat sich schon vorher reichlich mit Inselwissen voll gestopft und leitet uns weiter nach Pajara mit seiner schönen Kirche und weiter in die ehemalige Inselhauptstadt Betancuria. Auch hier bewundern wir die schöne Dorfkirche, bevor Gabi, Michi und ich über den Pilgerweg nach Antigua wandern. Hier kommt uns Werners Hang zum bequemen Reisen zugute, denn er führt unser Vehikel an das Ziel unserer Wanderung, von wo wir am frühen Abend zu unserem Ausgangspunkt zurück kehren.


25.10.2008 – Moro Jable
Für Heute haben wir nur die Fahrt nach Moro Jable, diesem zugebauten Fischerdorf geplant, geschätzte Distanz ca. 20nm. Da haben wir uns ganz schön verschätzt, denn als wir dann im Hafen anlegen, haben wir fast 39nm zurückgelegt, dafür alles mit segel und gutem Wind, wenig Geschaukel.

Im Hafen ist nichts los, wir legen am Transitsteg an, der sich aber nach Intervention eines „Einstern-Generals“ als privater Liegeplatz herausstellt. Da sind die Informationen in unserem Hafenhandbuch leider nicht mehr ganz aktuell. So müssen wir unseren Eintopf noch warten lassen, um vorher noch an die Mole zu übersiedeln. Die Nacht verläuft ruhig, sind wir doch von der spanischen Armee bestens bewacht – die Soldaten warten hier sichtlich auf die Fähre und müssen schwer bewaffnet die ganze Nacht den Hafen bewachen.


26.10.2008 – Nationalfeiertag
Die Fahne haben wir schon gehisst, gefeiert wird aber nicht. Uns erwartet heute ein anstrengender Tag. Wir wollen bis heute Abend Las Palmas auf Gran Canaria erreichen. Wir brechen schon zu früher Stunde auf, sogar um eine Stunde zu früh, denn die Zeitumstellung auf Winterzeit ist spurlos an uns vorüber gegangen. Irgendwann erfahre ich es von Pitty, da ist es aber schon zu spät.

Noch in der Dunkelheit verlassen wir den Hafen von Moro Jable. Dann geht’s vorerst noch ein paar Meilen im Schutze der Küste, bis wir in die Meerenge zwischen Fuerteventura und Gran Canaria eintreffen. Von hier bläst uns nun der Wind mit guten 25 – 30 Knoten auf die Seite und wir segeln halb am Wind auf Kurs 270° unserem Ziel entgegen.

Wellenberge heben uns immer wieder hoch hinauf - schnell ein Blick in die Ferne- um kurz danach wieder tief nach Unten in ein Wellental getragen zu werden. So geht das nun auf den nächsten 50 nm. Wir sind aber nicht die einzigen. Etwas schnellere Segler überholen uns zwar bald, doch auch größere Schiffe kreuzen ständig unseren Kurs. In der Nähe von Las Palmas nimmt der Schiffsverkehr sogar an Stärke so zu, dass wir ständig auf der Hut sein müssen, um nicht so einem dicken Frachter in die Quere zu kommen.

Fast auf der ganzen Strecke benötigt man beide Hände und seine ganze Kraft, um sich irgendwo anzuhalten. Aber das kann sicher nicht schaden, haben wir doch noch einige Seemeilen in dieser Art vor uns. Ab und zu wird es auch etwas feucht, vor allem wenn man nicht vorsichtig ist und schnell in Deckung geht, wenn eine ganz besonders freche Welle kurz einmal ins Boot schaut.

Aber irgendwann hat jeder Spaß ein Ende. Um 16.30 Uhr treffen wir nach 55nm im Hafen ein und erhalten trotz eines missglückten Funkverkehrs mit dem Hafenkapitän dann doch einen Liegeplatz für die nächsten Tage in der sehr großen und auch sehr günstigen Marina (ca. 8,00 Euro je Nacht), dicht gelegen an den Hochhäusern, die man schon weit vom Meer aus erkennen konnte.

Hungrig begeben wir uns in die Stadt und auch hier hat Gabi die Fäden fest in der Hand. Endlich erreichen wir den berühmten Strand an der anderen Seite der Stadt und finden bei einem Chinesen genau das richtige: ein Buffet mit vielen köstlichen Speisen, wo man soviel Essen darf, wie man kann – und es schmeckt wirklich!

Mittwoch, 22. Oktober 2008

20.10 - 21.10.2008 - Lanzarote, die Königin

20.10.2008 – Gabi kommt
Heute um 18.35 landet Gabi in Lanzarote. Vorher nützen wir den Tag, um verschiedene Arbeiten auf unserer Tattoo-Island zu erledigen. Es sind zwar meist nur Kleinigkeiten, doch benötigen diese oft mehr Zeit, als man dafür einplant. Wir müssen uns auch noch mit dem Empfang von Wetterberichten beschäftigen, sowohl mit der Kurzwelle, als auch mit dem Satellitentelefon – das alles ist leider nicht so einfach, wie es nach der Beschreibung von Experten klingt. Aber wir machen Fortschritte.

Um 17.00 Uhr ist Michi geduscht und gekämmt und bereit zur Abfahrt mit unserem Leihwagen zum Airport bei Arrecife. In der Zwischenzeit bereiten Werner und ich ein leckeres Empfangsmenü vor: Melone mit Serranoschinken zur Vorspeise und Entrecote mit Kartoffel und Sauce vom reifen Brie. Anders wären wir den Käse nicht mehr losgeworden, denn die Reife war schon sehr fortgeschritten, fast schon zu sehr.


21.10.2008 – Cesare Manrique
Diesen Tag widmen wir dem berühmten Architekten Cesare Manrique, der mit seiner wirklich eindrucksvollen Architektur der Insel Lanzarote sehr viel Kultur geschenkt hat.

Wir sind schon früh auf den Beinen und unsere erste Station ist beim Ort Tahiche die „Cesar Manrique Fudacion“. Hier bestaunen wir seine berühmte Wohnhöhle, die sich der Künstler in den Lavastein hat meißeln lassen. Die Wohnung, Villa, Höhle - ich weiß nicht, wie ich dazu sagen soll - ist in einem tollen Zustand erhalten, wirkt sehr gemütlich, hat keine Ecken und bietet wundervolle und bizarre Aussichten in die vom erstarrten Lavagestein zerklüftete Landschaft.

Unser nächstes Ziel ist der Ort Guatiza, wo sich der „Jardin de Cactus - der Kakteengarten - befindet. Es ist Cesar Manrique’s letztes Werk, bevor er 1992 durch eine tragischen Verkehrsunfall sein Leben verlor. Hier bewundern wir in einem aus Lavagestein erbauten Oval 1400 Kakteenarten, die hier in einem wunderschönen Park auf Terrassen blühen und gedeihen. Mein Fotoapparat hat schon fast zum kochen begonnen, doch ich konnte den Finger am Auslöser kaum zurückhalten.

Die Fahrt führt uns nun weiter in den Norden, vorbei an Arrieta, einem sehr netten und vom Tourismus noch verschonten Platz nach „Jameos del Agua“, wo es eine weitere Attraktionen von Manrique zu besichtigen gäbe. Diesmal verweigern wir aber die Besichtigung des längsten Tunnels im Lavagestein.

Dafür sind wir schon sehr gespannt auf die letzte Station unseres Manrique-Tages, den berühmten „Mirador del Rio. Wir fahren zunächst von Jameos del Agua weiter die Küste entlang bis zum nördlichsten Ort Orzola, der auf uns noch sehr unverdorben und natürlich wirkt. Im Supermarkt kaufen wir Sandwich, Wurst und Käse und genießen unser Picknick an der Hafenmole.

Dann geht’s über Serpentinen auf ca. 450m über dem Meer zum „Mirador del Rio“, dem wohl beeindruckendsten Werk Cesar Manrique’s. Direkt in den Gipfel eines Berges hat der Künstler eine Halle, gänzlich ohne Ecken gebaut, in der man einen wundervollen Ausblick auf die Isla Graciosa und in die weiten des Atlantiks genießen kann. Nach diesem einzigartigen Blick müssen wir uns nun schon beeilen, um noch rechtzeitig den Sonnenuntergang in El Golfo zu erleben. Laut lokalem Radio findet der Sonnenuntergang pünktlich um 19.18 statt – hoffentlich geht sich das aus!

Die Route führt uns weiter durch Haria, der Ort, der im wahrscheinlich grünsten und fruchtbarsten Gebiet der Insel liegt, nach Teguise - wo wir schon den Sonntagsmarkt vor zwei Tagen besucht haben - und dann über La Santa nach Tinajo, wo der Timanfaya-Nationalpark beginnt. Man fährt durch eine wirklich beeindruckende Vulkanlandschaft, obwohl diese Öde auch etwas Beängstigendes ausstrahl. Vorbei geht’s an den Salinenfeldern in den kleinen Ort El Golfo, wo wir gerade noch die Sonne vor ihrem endgültigen Verschwinden erblicken.

Daheim fallen wir bald in unsere Betten, nachdem wir noch einen herrlichen Kaiserschmarren verzehrt haben.

Montag, 20. Oktober 2008

12.10 - 19.10.2008 - Wir verlassen das Mittelmeer

12.10.2008 – Sotogrande, ade
Pünktlich um 12.00 Uhr legen wir in Sotogrande ab. Die Wassertanks sind gefüllt, aktuelle Wetterberichte haben wir aus dem Internet runter geladen, mit Unterstützung von Pitty (mit der ich zwischendurch noch gechatet habe), und wir haben uns noch einmal ordentlich geduscht.

Um 14.00 Uhr umrunden wir das Kap „Punto Europa“, wo direkt unterhalb des Leuchtturms ein Opfer des schweren Sturms der vergangenen Tage gestrandet und zerstört liegt. Ein riesiger Frachter wurde vom Sturm und den Wellen gegen den Fels gedrückt und ist kurz nach dem Kabinenaufbau in zwei Teile gerissen worden. Pitty hat dvon in der Krone gelesen und just in dem Moment eine SMS gesendet, als wir das Wrack erblickten. Kein schöner Anblick, noch dazu war das Wasser rund herum mit ausfliesenden Öl verschmutzt.

In Gibraltar legen wir noch kurz an der Tankstelle an, um unsere Tanks und Reservekanister aufzufüllen. Insgesamt fließen über 400l Diesel hinein und das zahlt sich hier aus, kostet der Liter doch nur 0,76 €.

Um 16.30 fahren wir in die Straße von Gibraltar ein, genau wie es laut Tidenkalender vorgeschrieben ist, ca. drei Stunden nach einsetzen des Hochwassers. Von hier sind es ca. 10 nm bis Tarifa, wo wir uns dann im Ostatlantik befinden. Der Weg ist gesäumt von einigen Wracks, wenn wir diese auch nur in der Seekarte sehen. Um 18.00 Uhr queren wir den Leuchtturm von Tarifa, das westliche Ende der Straße von Gibraltar. Es ist angenehm kühl und die Abendsonne lacht uns ins Gesicht.

Sonnenuntergang ist ziemlich genau um 20.00 Uhr und schnell schieße ich noch ein Foto vom „ersten Sonnenuntergang im Atlantik.“ Der übliche Sundowner folgt unmittelbar danach. Anschließend gibt’s Gulasch nach einem Rezept von Inzersdorfer und zum Nachtisch der herrliche Zwetschken-Topfenkuchen von meiner Mutter.

Um für den Notfall gerüstet zu sein, bereiten wir ein Notfallpaket mit den wichtigsten Utensilien vor. Wir beschäftigen uns auch noch mit unserem Kurzwellenfunkgerät, dessen Bedienung wir noch nicht beherrschen, leider, denn es wäre uns für Wettervorhersagen
eine wichtige Hilfe.

Um 22.00 Uhr begebe ich mich in meine Koje, denn um 00.00 Uhr beginnt meine erste Wache in dieser Nacht. Die erste Schicht übernimmt Michi.


13.10.2008 - Gäste an Bord
Michi muss sich anstrengen, mich aus dem Schlaf zu holen. Es dauert dann auch noch eine weile, bis ich wirklich munter bin. Es ist nicht viel los, ab und zu erscheint am Radar ein Punkt, meist sind es Frachtschiffe, die uns entgegen kommen oder auf unserer Route unterwegs sind, immer jedoch mit ausreichend Abstand. Ab und zu sind auch Fischer zu sehen, jedoch weit aus weniger, als im Mittelmeer.

Meine zweite Schicht beginnt um sechs in der Früh und da fühle ich mich schon viel munterer. Es ist aber noch stockfinster und auch am Ende, um acht Uhr, hat sich daran nicht viel geändert. Nachdem ich Werner geweckt habe, der von acht bis zehn Uhr die letzte Wache hält, leg ich mich nochmals nieder und um ca. zehn Uhr wird gemütlich gefrühstückt.

Leider müssen wir noch immer motoren, es ist kein Wind in Sicht und die See ist noch recht ruhig. Wir erledigen ein paar Servicearbeiten: Getriebeöl nachfüllen, denn die Öldruckanzeige hat sich seit gestern etwas ungewöhnlich verhalten – zu wenig Druck, wenn der Gang eingelegt war und wir mit niedriger Drehzahl gefahren sind, ausreichend Druck im Leerlauf. Nachdem auffüllen des Getriebeöls ist das Verhalten wieder normal. Motoröl und Stopfbuchse überprüfen wir auch.

Unser erstes Tagesetmal (das ist die zurückgelegte Strecke in 24 Stunden von Mittag bis Mittag) beträgt über 150 nm, das sind immerhin 6,25kn im Schnitt – leider unter Motor.

Am Nachmittag testen wir unseren Watermaker, den wir vor der Abreise noch günstig über Ebay aus Amerika gekauft hatten. Nachdem wir ca. ¼ Liter Meerwasser entsalzt haben, wagen wir den Geschmackstest. Es schmeckt fad, aber auf jeden Fall salzfrei. Dieses Gerät gehört so wie vieles andere zu unserer Notausrüstung. Sollten wir keine Süßwasservorräte mehr an Bord haben, so können wir mit Hilfe des Desalinators Trinkwasser herstellen.

Abendessen: Gemüse mit Thunfisch im Wok zubereitet, dazu Reis. (siehe Abendessen 14.10.2008)

Als die Nacht hereinbricht, kommt das erste Mal Wind mit ca. 10 Knoten aus Nordosten. Sofort sind alle Segel gesetzt und es ist plötzlich sehr ruhig um uns. Kurz darauf findet sich der erste Gast ein, eine Schwalbe, die auf ihrer Reise wahrscheinlich eine Pause braucht. Sie lässt sich zaghaft auf unserer Reling nieder und fühlt sich sichtlich wohl – sind wir für sie doch so etwas wie eine rettende Insel.

Der Wind wird leider immer schwächer, wir dümpeln nur mehr mit 1,5 Kn dahin. Ich glaub, ich muss die Maschine wieder anwerfen, es ist 23.40 Uhr und meine Wache endet in 20 Minuten.

Gute Nacht!


14.10.2008 – Fischcurry
Um 04.00 heißt es aufstehen, beginn meiner zweiten Wache in dieser Nacht. Es ist ruhig und ich nütze die Zeit um mich weiter zu bilden. „Amateurfunk an Bord“ heißt die Lektüre, um wenigstens ein bisschen was vom Amateurfunk zu verstehen.

Bald ist die zweite Nacht im Atlantik vorüber und nach Ende meiner Schicht leg ich mich nochmals nieder.

Vormittags frischt der Wind wieder auf und wir setzen Segel, nachdem wir gefrühstückt haben. Nach nur kurzer Dauer flattern die Segel hin und her, und wir starten unseren Motor. Der Wind ist einfach zu schwach – nur 3 bis 5 Kn sind einfach zu wenig zum Segeln. Dafür sind die Wellen relativ stark und wir werden hin und her gebeutelt. Doch daran müssen wir uns jetzt sowieso gewöhnen.

Dafür angeln wir heute wieder mit der Schleppleine und am Nachmittag ist es dann soweit – ein kleiner, aber feiner Thunfisch hat sich den Haken geschnappt und nicht mehr losgelassen. Das Ende: Fischcurry, schmeckt ausgezeichnet.

Fast wäre kurz danach noch ein zweiter Fang gelungen, doch schon in Sichtweite konnte sich der Fisch in etwa gleicher Größe wie unser erster Fang vom Köder befreien und flüchten. Pech gehabt.

Auch heute bekommen wir wieder Besuch von einem kleinen gefiederten Freund, der es sich in der Saling bequem macht. Wir wundern uns, wie so ein kleines Lebewesen diese große Strecke vom Festland zurücklegen kann.

Um 19.00 kommt dann der lang ersehnte Wind und wir segeln in die Nacht.

15.10.2008 – Tag der Windfahne
Die heutige Wache ist für mich die unangenehmste: von 02.00 bis 04.00 Uhr, dafür kann ich dann aber bis acht schlafen und dann beginnt die zweite Wache.

Wir haben Vollmond und es ist ausgesprochen hell. Plötzlich sehe ich ein riesiges Ungetüm und nach einem Blick auf den Radarschirm stelle ich fest, dass uns dieses Monster genau auf Kollisionskurs entgegenkommt. Nun heißt es handeln - Kursänderung um 20° nach Steuerbord und wir fahren nur mit geringem Abstand aneinander vorbei.

Der Wind bläst mit ca. 12 Kn und wir fahren gemütliche 4,5 Kn mit unserer Tattoo-Island dem ersten Ziel auf den Kanarischen Inseln, Lanzarote, entgegen. Seit Sotogrande haben wir nun ca. 350 nm zurückgelegt und noch trennen uns 285 nm von Lanzarote. Bleibt das Wetter und der Wind, dann sind wir in ca. 2 bis 2 ½ Tagen in der Marina Rubicon, wo wir uns schon angemeldet haben.

Mittlerweile schieben sich schöne Wellenberge schräg von hinten unter unser Schiff durch und lassen es dann ordentlich Rollen, also von links nach rechts und umgekehrt schaukeln. Man braucht dann mindestens zwei freie Hände, um sich irgendwo festzuhalten, denn sonst fliegt man unweigerlich herum. Und dann ist da noch dieses ohrenbetäubende Getöse – es dröhnt aus allen Kästchen und Laden – nichts bleibt dort, wo es war. Wir helfen uns zwar, indem wir alle Hohlräume mit Gewand, Geschirrtüchern oder Papier ausstopfen, doch irgendetwas bewegt sich trotzdem. An Schlaf ist also nur in einer sehr bescheidenen Form zu denken.

Sitzt man im Cockpit, dann muss man immer damit rechnen, dass plötzlich eine Welle hereinspritzt und man dann gebadet ist.

Im Bett wird man von einer Seite auf die andere geworfen und man sucht dann irgend etwas zum festhalten, oft braucht man beide Hände, um nicht am Boden zu liegen – aber das gehört dazu!

Heute ist ein wichtiger Tag: Erstmals nehmen wir unsere Windfahne in Betrieb. Dies ist auch ein Autopilot, der jedoch zum Unterschied von Quacksi nur den Wind als Energiequelle zum Steuern unseres Schiffes benötigt – wirklich eine tolle Sache. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Bedienung – wir hatten die Windfahne falsch justiert – steuert uns dieses tolle Ding nun durch den Atlantik und das ohne irgendwelche Geräusche, ganz im Gegensatz zu Quacksi, der mit seinen gnzzzzzzzzzzz gnz gnz gnzzzzz seht lästig sein konnte.

Der Rest des Tages verläuft geruhsam. Wir lesen, ich versuche ein Sudoku aus Lillis „Sudoku – nichts für schwache Nerven“ zu lösen (sogar erfolgreich) und ein weiters Kapitel Amateurfunk wird durchgenommen – wir machen kleine Fortschritte. Das Schlafdefizit wird auch reduziert, denn es ist ruhig und auch die Wellen zeigen sich von ihrer besseren Seite.

So wie auch gestern frischt der Wind abends mit bis zu 25 kn auf und wir verkleinern die Genua. Trotzdem geht’s mit fast 6 Knoten flott dahin. Die Wellen werden auch wieder höher und einer wilden Schaukelei steht nichts im Wege.

Um bei Kräften zu bleiben, gibt’s heute eine deftige Eierspeis mit Speck und Paradeissalat. Anschließend ruft jeder über das Satellitentelefon daheim an: „Uns geht’s gut, wie geht’s euch? Auch gut, tschüss, bussi!“

Da wir unseren Kurs nach Lanzarote aufgrund der vorherrschenden Winde nicht gut halten können, haben wir unser Ziel geändert. Wir laufen nun die Insel Graciosa an, die etwas östlich von Lanzarote liegt. Unser Zeitplan lässt das zu, außerdem wären wir in der freitagvormittags den Hafen Caleta de Sebo erreichen und dann gemütlich am nächsten Tag die Marina auf Lanzarote anlaufen.

Auch heute kommt der Schlaf zu kurz, die Schaukelei ist einfach zu heftig. Aber in der nächsten Nacht wird das anders – dann lege ich mich nämlich quer in die Koje und rutsch nicht mehr von einer Seite auf die andere.


16.10.2008 – Tag fünf auf hoher See
Es ist Mitternacht, wir fahren Kurs 220°. Bei 15 Knoten Wind aus NO machen wir mit gereffter Genua 4,3 Kn Fahrt über Grund. Die Insel Graciosa ist nun am Kartenplotter schon zu sehen, es sind nur mehr 190 nm bis dorthin. Auch das Meer hat sich etwas beruhigt.

Der Tag verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Seit gestern Abend haben wir kein einziges Schiff gesehen – es ist nun schon wieder 18.00 Uhr vorbei. Vor Anbruch der Dunkelheit reffen wir die Genua, eine Vorsichtsmaßnahme.


17.10.2008 – Caleta de Sebo
Michi weckt mich, ich suche eine Uhr – 3.00 Uhr, fürchterlich! Wir haben eben den am Abend zuvor ermittelten Wegpunkt erreicht und nun müssen wir halsen, damit wir uns nicht zu weit von der Isla Graciosa entfernen. Just in diesem Moment tauchen rund um uns Lichter am Horizont wie aus dem Nichts auf.

Nun geht’s rund! Wieder zurück zum alten Kurs – also noch einmal halsen. Wir warten, bis sich der Frachter an uns vorbei geschoben hat – es dauert eine kleine Ewigkeit, endlich hat er es geschafft. Nun wieder halsen und auf Kurs 170° gehen, die Windfahne justieren und jetzt zum nächsten Wegpunkt kurz vor der Einfahrt in den Kanal zwischen Lanzarote und Isla Graciosa. Hier bergen wir die Segel und fahren unter Motor in den idyllischen Hafen Puerto Caleta de Sebo. Wir haben die erste längere Etappe geschafft.

Eine unbeschreibliche Atmosphäre empfängt uns – es ist einfach herrlich. Hier leben nur ein paar hundert Menschen in einer winzigen Siedlung in einer Wüstelandschaft. Nur wenige Touristen bevölkern den Ort. Insgesamt gibt es hier nur zwei Ansiedlungen. Einige Individualisten versuchen in der Einsamkeit dem kargen Boden etwas Grün abzugewinnen.

Mit einem Mountainbike aus dem Radverleih im Hafen umrunde ich die Insel und brauch wahrscheinlich mehr Zeit zum fotografieren als zum Radfahren. Zu viele Eindrücke in zu kurzer Zeit. In ca. 2 1/2 Stunden bin ich wieder am Schiff. Am Weg um die Insel sind mir ein paar Wellenreiter und Radfahrer begegnet. Die mich mit ihren Jeeps eingestaubt haben, erwähne ich nicht. Es geht quer über die Insel zu wunderschönen Stränden und über sanft ansteigende Hügel, vorbei an Sandstränden und kahlen Bergen.

Währenddessen beschäftigen sich Michi und Werner mit der aktuellen Arbeitsliste – auf einem Schiff gibt’s immer was zu tun!

Nach Einbruch der Dunkelheit begeben wir drei uns in das Restaurant „Varadero“ direkt am Hafen. Michis Tintenfisch ist zäh – meine gegrillten Fische sind teilweise nicht geschuppt und haben unangenehm viele Gräten, Werners Rumpsteak ist eigentlich eine riesige Mixed Grill-Platte, aber mit Abstand das Beste.


18.10.2008 – Marina Rubicon
Wolfgang und Christa, die wir in Almeria kennen gelernt haben, steuern ihr Dingi an unser Schiff. Auch sie sind gestern am Vormittag angekommen und liegen nun in der Ankerbucht neben Caleta de Sebo. Wir vereinbaren, dass wir für Sie in der Marina Rubicon auf Lanzarote einen platz reservieren.

Um 11.00 legen wir ab und nach einem schönen Segeltag und 35 nm erreichen wir unser Ziel (nun haben wir fast 3000 nm zurückgelegt). Nach den Formalitäten legen wir uns in eine Box. Heute gibt es Bohnen mit Speck, sehr deftig, aber gut!

Dieser Ort ist unbeschreiblich in seiner Art und vor allem ein ganz extremer Gegensatz zu unserem letzten Liegeplatz auf Graciosa.

„Las Vegas“ auf Spanisch, sehr skurril, aber durchaus sehr geschickt aufgebaut, denn es sind hier viele Menschen unterwegs. Nur das Bier im Lokal neben dem Einkaufszentrum, dem Trampolin und dem Minigolfplatz ist grässlich. Dafür sehen wir ein spannendes Match zischen Espanyol und Villareal.


19.10.2008 – Sonntagsmarkt in Teguila
Gabi hat aus ihrer Reiseliteratur den Tipp erhalten, unbedingt den Sonntagsmark in Teguila zu besuchen- Teguila, ein kleiner Ort im Landesinneren, liegt ungefähr 35 km von Playa Blanco entfernt, wo wir uns gerade befinden.

Wir organisieren uns einen Leihwagen, einen spritzigen Seat Ibiza und fahren über wunderschöne Straßen zu diesem Ort. Es ist sehr beeindruckend, diese „Mondlandschaft“ auf Lanzarote. Einerseits ist es extrem trocken und wüstenhaft, andererseits wird in kunstvollen geschlichteten Steinringen Wein angebaut. Ganze Felder, die nur aus kohlrabenschwarzer Lavaerde bestehen, sind mit zartem Grün überzogen.

Alles scheint sehr geordnet und gepflegt, die Straßen machen den Eindruck, als wären sie eben erst erbaut worden, und die meist kleinen, würfelförmigen Häuser strahlen in weiß und bilden zu der schwarzen Erde einen herrlichen Kontrast.

In Teguila sind wir nicht die Einzigen, die den Sonntagsmarkt besuchen. Trotzdem ist die Stimmung ausgezeichnet. Nach wenigen Schritten habe ich auch schon eine CD erstanden, von einem Musikerpaar, die durch das geöffnete Fenster ihre wirklich schöne Musik präsentieren.

Mit knurrenden Magen erreichen wir einen Bratwurststand, wo wir eine ausgezeichnete Thüringer Bratwurst verdrücken. Der Markt neigt sich dem Ende zu und die vielen bunten Stände verschwinden wieder aus den engen Gassen, so wie wir. Unser nächstes Ziel ist Arrecife, die Hauptstadt der Insel.

An der Hafenpromenade wollen wir Kaffee, doch die Kaffeemaschine ist schon außer Betrieb, so gönnen wir uns ein kleines Bier.

Nun müssen wir wieder zurück auf die Tattoo, es wartet noch ein bisschen Arbeit auf uns – die Wäsche muss gewaschen werden. Christa und Wolfgang legen mit ihrer Liv vis a vis von uns an.

Abends gehen wir noch schnell auf eine Pizza, die wirklich köstlich ist. Und am Heimweg stolpern wir noch bei den beiden Nürnbergern und bleiben bis ca. 2.00 hängen, doch es gäbe noch viel mehr zu erzählen.

Samstag, 11. Oktober 2008

07.10 - 11.10.2008 - Wir sind gespannt

07.10.2008 – Zurück aus der Heimat
Nachdem sich nun auch Werner und ich nach fast zwei Monaten Seeleben eine Woche Heimaturlaub gegönnt haben, kehren wir heute nachmittags zurück an Bord unserer Tattoo-Island. Michi ist ja schon seit 18. September in Wien.

Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass diese Woche eine wunderschöne Urlaubswoche war – eine der schönsten überhaupt, ganz ohne Stress und lästigen Verpflichtungen, sich einfach mit Familie und Freunden treffen, plaudern, gut essen, radln, usw. – das war wirklich traumhaft schön.

Aber irgendwann hat auch der schönste „Traum“ ein Ende und nun stehen Werner und ich wieder am Deck und prüfen, ob sich unsere Tattoo-Island in der Zeit unserer Abwesenheit auch erholt hat. Erfreulicher Weise sind keine Spuren von Vogelkot zu finden und auch sonst gibt es nichts zu bemängeln. Sie war während unserer Abwesenheit sehr gut aufgehoben.

Unser Tagesprogramm halten wir heute klein. Da wir schon seit vier Uhr morgens auf den Beinen sind und die Reise von Wien über Zürich nach Malaga auch nicht spurlos an uns vorüber gegangen ist, werden nur einfache Arbeiten durchgeführt.

Abends schauen wir noch einmal ins Internet-Cafe und dann zu unserer lieben Wirtin, die wir schon bei unserer Ankunft in Caleta besucht haben. Auch diesmal werden wir wieder verwöhnt. Es gibt Huhn und Schwein mit Pfeffersauce, dazu Brot und Salat und als Dankeschön wieder ein Minimagnum.

Satt und Müde fallen wir in unsere Kojen und träumen von morgen. Fast hätt ichs vergessen: Werner hat ja heute Geburtstag, seinen 44., aber gefeiert wird erst, wenn Michi an Bord ist.


08.10.2008 – Michi kommt
Tagwache ist um 08.30. Ich schau zwar schon einmal um sieben auf die Uhr, dreh mich dann aber sofort wieder um und schlafe noch eine Runde – denn um sieben Uhr ist es hier noch stockfinster.

Endlich wird es hell und wir können mit den Vorbereitungen unseres Frühstücks, wie üblich wieder in der erweiterten Version, beginnen. Dann werden noch ein paar kleine Handgriffe erledigt, der Wassertank wird gefüllt und um zwölf legen wir dann von Puerto Caleta de Velez ab. Unser heutiges Ziel ist die Stadt Malaga.

Michi stößt heute zu uns, gegen 21.30 soll seine Maschine am Flughafen Pablo Ruiz Picasso landen. Damit er dann nicht zu später Stunde mit dem Taxi zu uns nach Caleta kommen muss, was wahrscheinlich kostspielig ist, fahren wir ihm entgegen. Die Fahrt ist nicht untypisch und durchaus schon mit voran gegangenen zu vergleichen. Der Wetterbericht hat leider nur die Windrichtung erraten, mit der Windstärke liegt die Vorhersage leider etwas daneben.

Mit 25 bis 30 Konten Wind (statt der vorhergesagten 5 Knoten) auf den Bug stampfen wir die 17 Seemeilen nach Malaga. Glücklicherweise kommen die Wellen heute nicht von der Seite, denn das wäre wesentlich schlimmer, so fühlt man sich wie auf einer richtigen Schaukel, und ab und zu wird man gehörig rauf und runter geschaukelt.

Im Hafen von Malaga gibt es zwar Platz für riesige Containerschiffe und Kreuzfahrtschiffe, jedoch nicht für so kleine Yachten wie unsere. Es gibt zwar auch eine Marina, die hat aber für Gäste auch keine Liegeplätze. So müssen wir an der Mole anlegen, im Wissen, dass dieser Platz unverschämt teuer ist – diese Information fanden wir in unserem Hafenhandbuch. Und sie ist absolut korrekt. Für 55,00 Euro dürfen wir eine Nacht an der Mole anlegen, dafür wird wahrscheinlich ein Leuchtturm nach uns benannt werden.

Vor uns liegen noch zwei weitere Segelyachten, eine aus Deutschland, die zweite aus Norwegen und alle mit dem Ziel Gibraltar und weiter zu den Kanarischen Inseln.

Da wir nun bald die ersten wirklich langen Etappen vor uns haben, müssen wir unsere Vorräte noch aufstocken.

Einen großen Teil unseres Proviants haben wir schon aus Wien mitgebracht – ein ordentliches Gulasch oder eine Bohnensuppe von Inzersdorfer findet man halt nicht in einem spanischen Supermarkt, auch wenn er noch so gut sortiert sein mag. Jeder hat schon ca. 20 kg an Essbarem mitgeschleppt.

Nun fehlt uns nur mehr Wasser, Milch für Kaffee, Obst und Gemüse. Unser Trolli muss sich heute wieder ordentlich anstrengen. 90l Wasser, 24 Dosen Bier, 6l Milch, Obst und Gemüse werden in zwei Durchgängen an Bord geschafft und verstaut, leider holt sich unser Trolli dabei einen kleinen Reifendefekt. Arbeit macht bekanntlich hungrig und so holen wir uns dann bei „Dönerix“ einen sehr schmackhaften Döner.

Es ist nun schon halb neun und wir warten schon gespannt auf Michi’s SMS, die uns seine Ankunft melden soll. Es vergeht eine Stunde und wir nützen die Zeit und trinken noch einen Kaffee, dann kehren wir noch kurz in die „Brandweinstube“ ein, die wir schon von unserem allerersten Malagabesuch kennen und um ca. 22.00 Uhr piepst mein Handy: „Bin wieder am Boden“. Der Bus, mit dem Michi zum Bahnhof fährt, lässt auch nicht lange auf sich warten und als Werner und ich gerade die Kreuzung zum Bahnhof überqueren, winkt uns Michi schon aus dem Bus entgegen.

Schnell klemmen wir uns das Gepäck unter die Arme und marschieren zurück zu unserem Schiff, wo wir uns dann noch einiges zu erzählen haben, bevor wir an Schlaf denken.


09.10.2008 – Kurz vor Gibraltar
Nur ein kurzer Regenguss hat die Nachtruhe unterbrochen, als mir plötzlich ein paar Regentropfen auf die Nase spritzten. Schnell wird die Luke geschlossen und weitergeschlafen. Die heutige Nacht ist kurz - der Wecker läutet schon um 06.30, damit wir nicht zu spät unser heutiges Ziel, den Ort Puerto Sotogrande, erreichen. Sotogrande liegt nur mehr wenige Seemeilen von der Straße von Gibraltar entfernt und hat für uns hoffentlich noch ein freies Plätzchen.

Die Fahrt ist ruhig und immer wieder werden wir von Delfinen begleitet. Die Angelleine kommt auch wieder zum Einsatz – ein Fisch zum Abendessen wäre nicht schlecht. Ideale Bedingungen, um Tagebuch zu schreiben.

Wir erreichen unser Ziel um ca. 17.00 Uhr. Nach der hier üblichen Anmeldung über Funk legen wir an der Tankstelle an und begeben uns mit den notwendigen Papieren in das Büro der Marina. Die Überraschung ist leider groß, als wir merken, dass man hier groß abkassieren will – für zwei Nächte zahlen wir fast 85,00 Euro, zuzüglich eine Kaution in der Höhe von 30,00 Euro für den Dusche-Schlüssel und 85,00 Euro für einen Elektrostecker, den man dann noch selbst an das eigene Kabel anschließen muss. Glücklicherweise hat einer unserer Nachbarn einen Verteilerstecker und daran schließen wir uns an.

Leider hat uns kein Fisch zum Abendessen begleitet – stattdessen gibt es Penne mit Zucchini und Pesto Siciliana. Wir verlassen dann nochmals unsere Tattoo und tasten uns entlang der Straße in Richtung Sotogrande Zentrum. Vorbei an stilistisch nicht unschönen Apartmenthäusern, vorbei an einem Irish Pub und ein paar Cafe’s, geht es in das Dorfzentrum. An der Hauptstraße steht ein liebevoll restaurierter Wachturm, hier immer „Torre“ genannt, und beidseits typische Häuser Südandalusiens.

Nach einer ersten Erkundung drehen wir um und trinken noch ein Bier bei „KE“. Michi bestellt sich dann noch eine Schokotorte – köstlich.


10.10.2008 – Sturm
Ein fürchterliches Knarren der Heckklüsen unterbricht meinen Schlaf. Immer wenn sich eine der beiden Heckleinen spannt, ertönt dieses wirklich grausliche Geräusch. Ich dreh mich um und will noch nicht auf die Uhr schauen – denn draußen ist es noch stockfinster. Plötzlich spüre ich etwas Feuchtes auf der Nase – Regen. Sofort steh ich auf und schau, ob alle Luken und Löcher geschlossen sind. Dann schließe ich sofort meine Augen. Der Lärm wird immer schlimmer, immer wieder wird unsere Tattoo von heftigen Windböen gebeutelt. Der Sturm heult nun schon wirklich bedrohlich. Ich werfe einen Blick auf unseren Windanzeiger – fast 40 Knoten, das sind ca. 70 Km/h, also nicht gerade wenig.

An Schlaf ist nicht mehr zu denken, ich dreh mich von einer Seite auf die andere und wiederhole das mehrmals, leider ohne Erfolg. Immer wieder fegen Regenschauer über uns hinweg und wir sind heilfroh, ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben. Unser Cockpitverdeck ist wirklich eine tolle Sache. Damit es noch länger hält, montieren wir hinten zusätzlich noch zwei Ösen und zurren das Verdeck am Achterdeck fest.

Um 08.30 gibt es dann Frühstück und danach steht der Besuch Gibraltars auf unserem Programm, trotz des widrigen Wetters. Von unserem Liegeplatz gehen wir durch die Anlage direkt über den Sandstrand zur Bushaltestelle. Am Strand beobachten wir riesige Wellen, die kurz vor dem Strand brechen und danach fast die gesamte Fläche überspülen – hier müssen wirklich gewaltige Kräfte im Spiel sein.

Nach Warten im Regen und einer etwas umständlichen Fahrt mit zwei Linienbussen erreichen wir den Busbahnhof von La Linea. Mit wenigen Schritten haben wir dann auch schon den Grenzübergang nach Gibraltar passiert. Gleich dahinter besteigen wir einen typisch englischen Doppeldeckerbus und lassen uns in das Zentrum dieser nur wenige Quadratkilometer großen britischen Enklave führen. Die Route führt übrigens gleich nach der Abfahrt über die Start- und Landebahn des Flughafens von Gibraltar. Sie reicht von einer Seite des Meeres zur Anderen.

„Gibraltar is very British!“ In der Stadt herrscht hektisches Treiben, fast in allen Straßen und Gassen stauen sich Autos, Busse und LKWs, wir erleben das totale Verkehrschaos. Zusätzlich ist die Situation durch den Sturm verschärft. Am Marktplatz wollen wir dann noch auf Fish & Chips einkehren, werden jedoch von einem Polizisten daran gehindert, da kurz vorher ein riesiger Ast fast den kompletten Schanigarten eines Lokals zugedeckt hat, glücklicherweise ohne Gäste. Panisch werden nun alle Passanten aus dem Gefahrenbereich vertrieben. Auch uns drückt eine plötzliche Böe einige Meter vorwärts. Wir finden dann doch ein Schlupfloch in der Sperre und kehren im „Tunnel“ ein. Die Fish & Chips, die man uns serviert, erfüllen voll unsere Erwartungen.

Um 19.45 geht’s dann mit dem Bus wieder heimwärts. Das Wetter hat sich noch immer nicht geändert. Der Sturm bläst unaufhörlich mit bis zu 50 Knoten und die Nacht wird sicher ungemütlich werden, trotz Ohrenstöpsel.

11.10.2008 – Noch immer Sturm
Es ist noch stockdunkel, der Wind heult unaufhörlich. Doch plötzlich wird der Lärm noch stärker – es klingt schrecklich. Ein paar Schiffe neben uns hat sich das Großsegel einer Yacht aus seiner Fixierung im Mast gelöst und selbstständig ausgerollt. Nun wird es im Wind hin und her geschlagen und verursacht einen höllischen Lärm.

Erst am Vormittag findet sich ein Marinero, der dem Spuk ein Ende bereitet. Es sieht heute auch schon ein bisschen freundlicher als gestern aus.

Neben uns liegt das Schiff einer wirklich lieben alten Dame, die gerade ihr Schiff von den Spuren des Sturms befreit. Sie ist Engländerin aus Guernsey und vor einigen Jahren mit einem winzigen Schiff aus ihrer Heimat nach Spanien gesegelt. Nun lebt sie hier auf einem schwedischen Trawler, Baujahr 1930, übrigens ein Jahr jünger als sie. Sie erzählt uns, dass sie hier noch nie so einen Sturm erlebt hat, seitdem sie hier lebt. Sie hat uns übrigens schon gestern angesprochen und gebeten, ihr im Notfall zu helfen, denn dieser Sturm lässt ihr keine Möglichkeit, das Schiff zu verlassen.

Nachdem wir unsere Vorräte noch um Gemüse, Obst, Brot und Bier ergänzt haben, werden heute noch ein paar Arbeiten erledigt. Dann müssen wir noch einen guten Wetterbericht finden, um in Zukunft wirklich zu wissen, wie das Wetter wird. Bis jetzt sind wir mit den Wetterinformationen der Hafenkapitäne und aus dem Internet ganz gut ausgekommen, ab jetzt müssen wir uns aber über unser Satellitentelefon und Kurzwelle mit Nachrichten versorgen und das werden wir heute noch testen.

Wir hoffen, das wir morgen durch die Straße von Gibraltar segeln können, das hängt jedoch ganz vom Wetter ab und auch davon, ob sich das Meer bis dahin schon beruhigt hat.