Montag, 29. September 2008

22.09 - 28.09.2008 - Auf nach Malaga

22.09.2008 –Cartagena, wir verlassen dich
Nachdem uns der wirklich sehr hilfsbereite Marinachef vom YPC uns einen Liegeplatz während unserer baldigen Abwesenheit in Malaga organisiert, gehen wir nochmals in der Stadt, um Proviant für die nächsten Tage zu besorgen. Außerdem beschaffen wir uns aus dem Internet noch Wetterberichte für die nächsten Tage aus verschiedenen Quellen und damit haben wir dann die Qual der Wahl – von Sonnenschein bis Regen wird alles für die nächsten Tage vorhergesagt, teilweise finden diese Wetterereignisse auch zeitgleich statt, und wir wissen also exakt, wie das Wetter wird (oder nicht).

Mittags verlassen wir bei leichter Bewölkung und wenig Wind den Hafen von Cartagena und nehmen Kurs auf unser nächstes Ziel Malaga. Die Entfernung dorthin beträgt etwa noch etwa 190 nm und voraussichtlich werden wir die Strecke in drei oder vier Tagesetappen zurücklegen.

Nachdem wir wieder das offene Meer erreicht haben, werden wir von ordentlichen Wellen empfangen - es ist wieder das typische Hin und Her, das Rauf und Runter (wofür man im Prater für drei Minuten ein Vermögen bezahlt – hier gibt’s das kostenlos). Dabei ist der Wind leider nicht stark genug, um uns unter Segel voran zu Treiben. Erst nach mehr als der Hälfte der eher kurzen Strecke von 30 nm können wir Segeln.

Wir erreichen um sieben Uhr unser heutiges Etappenziel, den Ort Aguilas, wo wir zuerst versuchen, im kleinen Yachthafen Club Nautico de Aguilas einen Platz zu bekommen. Doch schon an der Einfahrt deutet uns der Tankwart, dass alles voll ist und wir sowieso besser im öffentlichen Hafen anlegen sollen - „dort gibt es genug Platz!“ (frei aus dem Spanischen übersetzt).

Auch im Puerto Comercial y Pesquero de Aguilas ist nichts frei und so werfen wir im Hafenbecken neben ein paar anderen Yachties unseren Anker. Wir lernen dabei noch einen netten Engländer kennen, der mit seinem Hund und Grace (sein Schiff) auf demselben Weg ist wie wir. Vielleicht treffen wir ihn wieder?

Abends gibt es Erbsenpüree mit Bockwurst – die Erbsen standen zum Quellen schon vor der Abfahrt aus Cartagena am Herd und haben die Schaukelei gut überstanden.

23.09.2008 - Almeria
Um 05.30 klingelt der Wecker. Die Nacht war sehr angenehm und ruhig, trotz Ankerliegeplatz.

Heute wollen wir schon früh los, damit wir den Hafen von Almeria noch bei Tageslicht erreichen. Ein kleines Frühstück muss aber sein - Kaffee, Tee und die letzten Stücke von Mutters Kuchen, der uns seit Muggia begleitet hat. Leider, denn allen schmeckte er vorzüglich, nein, nicht allen - Patricia war nicht total begeistert, nur wegen der paar Rosinen.

Es ist noch stockdunkel, als wir den Anker heben und gleich hinter der Fischereiflotte ins offene Meer ziehen. Es bläst guter Wind aus der richtigen Richtung und wir setzen sofort alle Segel. Doch leider verlässt uns dieser Wind bald wieder und so müssen wir unter Maschine reisen. Heute sind es 55 nm entlang der andalusischen Küste – kahle Berge und Dörfer mit lauter kleinen weißen Häusern – so sieht die Küste aus ca. 3nm Entfernung aus.

Die schlechte Prognose des gestrigen Wetterberichtes wird heute wahr – es beginnt zu regnen. Allerdings nach einer so langen Schönwetterperiode, wie wir sie seit unserer Abreise aus Muggia hatten, ist diese Abwechslung wirklich nicht schlimm. Außerdem werden wir von Delfinen begleitet, die immer wieder neben uns auftauchen – dieser Anblick ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis.

Der regen wäre ja nicht schlimm, doch jedes Mal, wenn Wind aufkommt, und wir dann alle Segel gesetzt haben, verschwindet er so schnell, das man meinen könnte, unsere Segel stören ihn. Das geht so ein paar Mal. Als wir dann das Capo del Gata endlich umfahren haben und Almeria nur mehr ca. 15 nm entfernt ist, nimmt der Wind dann aber ständig zu. Unsere Tattoo wird ordentlich gewaschen und wir fast auch, wenn wir uns nicht noch im letzten Moment unter unserer schützenden Spreyhood versteckt hätten.

Nur mit unserer Genua, gerefft als Sturmfock werden wir nach Almeria geblasen. Uns ist nicht Wohl, als der Wind auch im Hafenbecken noch immer mit voller Kraft bläst und wir in die engen Kanäle des Club de Mar in Almeria einlaufen.

Wir melden uns pflichtgemäß über Funk an, doch dieses Unterfangen ist äußerst kompliziert, da wir unsere Spanischstunden leider noch nicht gehabt haben und in der Marina niemand englisch oder deutsch spricht. Irgendwie hören wir aber dann zumindest ein „okay, wir haben Platz für euch“ und so fahren wir hinein. Es ist sehr kompliziert und Werner und ich büßen unsere Sünden ab. Erst als wir dank tatkräftiger Mithilfe eines Marineros fest hängen, fällt uns ein Stein vom Herzen – diesmal ist es noch gut gelaufen!


24.09.2008 – Alcazaba und andere Sehenswürdigkeiten
Almeria macht auf den ersten Blick den Eindruck wie „Las Vegas“. Der Blick vom Meer erweckt den Eindruck, dass die Stadt erst vor kurzer Zeit völlig neu erbaut wurde. Lauter neue Hochhäuser und riesige Boulevards mit Palmenalleen lassen diesen Eindruck entstehen.

In der Touristeninformation erhalten wir zum Stadtplan aber dann doch die Information, daß es auch eine Altstadt gibt. Diese ist zwar nicht groß, jedoch wirkt das Zentrum sehr orientalisch und ist äußerst gepflegt. Überhaupt hab ich den Eindruck, dass Almeria eine recht wohlhabende Stadt sein muss, denn z.B. für eine normale Pizza zahlt man ca. 10 bis 12 Euro.

Natürlich muss man auch die Festung Alcazaba besichtigt haben (der Eintritt ist für EU-Bürger kostenlos), von wo man einen herrlichen Blick über die Stadt hat. Das Kastell ist auch sehr schön Restauriert worden und gibt ein bisschen Einblick in die Lebensweise arabischer Fürsten und ihrer Frauen. Die haben es sich sicher nicht schlecht gehen lassen. Das Land dahinter erweckt den Eindruck, als befände man sich in der Wüste. Extrem karg wirken die felsigen Hügel und Berge, und außer Kakteen gibt es kaum Pflanzen, die in dieser Umgebung wachsen. Das ist der Rahmen von Almeria.

Und natürlich darf ich nicht auf die mit riesigen Folien abgedeckten Feldern vergessen, die der ganzen Landschaft ein eher außerirdisches Aussehen geben. Hier wächst das Gemüse, welches bei uns daheim in den Supermärkten angeboten wird. Ich habe gelesen, dass diese Folien aus Mineralstoffen hergestellt werden, um die Verdunstung des Wassers aufzufangen. Denn sonst wäre diese Landschaft wirklich Wüste.

25.09.2008 – An der Mole von Motril
Die Fahrt von Almeria nach Motril ist unsere vorletzte Etappe, bevor wir uns für ein paar Tage nach Wien begeben. Die ca. 56 nm verlaufen sehr ruhig. Es ist bewölkt und fast windstill und so schmökern wir während der Fahrt in unseren Büchern. Ich bin dann noch ein bisschen fleißig und beginne das Cockpit zu polieren, bis es wieder richtig glänzt (zumindest eine Seite).

Die Fahrt führt entlang der Küste, die nicht sehr abwechslungsreich ist. Direkt am Ufer stehen leider meist hässliche Betonburgen oder riesige Reihenhausanlagen, dahinter schließen sich mit Folien überdachte Felder an, die die Landschaft bis zu den bald hoch ansteigenden Bergen fast vollständig bedecken. Im Hintergrund sind die monumentalen Talüberquerungen einer Autobahn zu erkennen.

Auch am Wasser tut sich nichts, nur ab und zu kreuzt ein Fischer unseren Weg. Motril erreichen wir nach knapp zehn Stunden Fahrt, um etwa 17.00 Uhr. Wir wollen im Real Club Nautico de Motril anlegen und fragen über Funk auf Kanal 9 an, wie es überall in Spanien üblich ist, ob es noch einen freien Liegeplätze für uns gibt – keine Antwort. Erst nach dem vierten Versuch kommt ein kurzes „No place“ zurück. Vielen Dank!

Glücklicherweise ist das jedoch heute kein Problem, sehen wir doch an der Mole zwei Segelyachten liegen und zwischen diesen und einem riesigen Seenotkreuzer ist noch eine Lücke frei. Noch während des Anlegemanövers bremst sich die Hafenpolizei neben uns ein und verlangen nach den Papieren. Und als Werner die letzte Leine festgemacht hat, ist die Rechnung auch schon ausgestellt – 16,00 Euro für 24 Stunden ist zwar nicht viel, jedoch erhält man wo anders für manchmal sogar weniger Geld neben Strom und Wasser auch noch gepflegte Sanitäranlagen. Hier zahlt man 16,00 Euro nur für das liegen an der Mole. Kurz danach hält auch schon der nächste Uniformierte an, diesmal ist es die Guardia Civil, wo wir offiziell einklarieren (=Passkontrolle). Dieser sehr freundliche Beamte versorgt uns aber dann noch mit dem aktuellsten Wetterbericht: Wind aus Osten und Regen ist für morgen angesagt.

Vor unsrem Schiff liegt ein Franzosenpärchen mit einem riesigen Hund auf einem nur 20 Fuß (=ca. 7m) langen Schiff. Ihre Reise führte sie nach Brasilien und von dort wieder zurück über den Atlantik in den Senegal, von wo sie nun am Weg in ihre Heimat sind , erzählt uns der sympathische Typ mit seinen Rastalocken - er hat uns gerade beim Anlegen geholfen. Das Schiff davor gehört einem Schweizer Paar, die am Weg nach Marokko sind. Auch mit ihnen plaudere ich ein wenig. Leider eigentlich viel zu kurz, denn jeder könnt sehr viel mehr von seinen Erlebnissen erzählen. Interessant ist übrigens, dass ihnen auf ihrer Reise schon einige Österreicher begegnet sind, uns aber noch keiner.

Werner und ich spazieren in die Hafensiedlung Motril, die hauptsächlich von Fischern und Hafenarbeitern bewohnt wird. Auch dieser Ort ist im Laufe der Zeit um viel zu viele Hotels und Ferienwohnungen erweitert worden, die aber jetzt schon sehr ausgestorben wirken und den Ort Trostlosigkeit erscheinen lassen. Der eigentliche Hauptort befindet sich 4 km landeinwärts.

Unser Hunger führt uns dann in eine richtige Hafenkneipe, wo wir von einer sehr beleibten und freundlichen Wirtin Platos combinados serviert bekommen, Schweinsbraten mit Pommes – schmeckte ausgezeichnet!

Gerade noch rechtzeitig sind wir an Bord der Tattoo als es doch wirklich zu regnen beginnt. Schnell können wir unser Cockpit noch dicht machen, doch das Nass ist nur von kurzer Dauer und bald fallen wir erschöpft in unsere Kojen.

26.09.2008 – Caleta de Velez
Caleta de Velez liegt ca. 30 km vor Malaga. Hier haben wir schon von Cartagena aus einen Platz für die nächsten zehn Tage reservieren lassen – hoffentlich hat das geklappt. Während ich diese Zeile schreibe sind wir noch etwa eine Stunde davon entfernt.

Aber bald werden wir es wissen. Eigentlich sind wir heute nur deswegen so zeitlich aufgebrochen, um dem angekündigten Regen zu entkommen. Es ist zwar jetzt bewölkt, die Sonne lächelt auch herab und vom Regen gibt es (noch) keine Spur. Doch der Himmel im Osten verheißt nichts Gutes, dunkle Wolken ziehen heran, sodass unsere Abfahrt um acht vielleicht doch nicht so unklug war.

Übrigens soll keiner Glauben, wir liegen nur faul herum. Während ich Tagebuch schreibe, muss Werner das Steuer hüten. Obwohl, steuern tut eigentlich Quaksi, unser Autopilot, aber trotzdem muss man wachsam sein, denn Fischer gibt es hier genug und trifft man auf einen, muss man am Autopiloten zur Richtungsänderung rechtzeitig auf einen Plus- oder Minusknopf drücken, um großräumig ausweichen zu können.

Kurz nach zwölf legen wir in im Hafen von Caleta de Velez an. Nun haben wir den ersten Abschnitt unserer Reise erfolgreich und fast ohne Pannen hinter uns gebracht. Insgesamt waren es 2088 nm, leider mussten wir auch von Ibiza bis hier her sehr viel unter Motor zurücklegen – der Wind wollte uns einfach nicht unterstützen.

Wir erkunden Caleta de Velez, doch leider gibt es auch hier nur mehr wenig ursprüngliches. So wie schon an den Orten vorher leben die Menschen hier größtenteils vom Tourismus, nach den Schildern zu schließen kommen die Gäste vorwiegend aus Großbritannien (we speak english) und Deutschland (Wir sprechen auch deutsch), wie man in der Auslage des Parkettbodenhändlers lesen ist. Kaufen sich die Urlaubsgäste hier wirklich Parkettböden? Naja, vielleicht für ihre neu erstandene Ferienwohnung – überall sieht man die Auslagen der Immobilienhändler, die voll geklebt sind mit Anzeigen für Wohnungen und Häusern, aber zu Preisen, die teilweise unvorstellbar hoch sind.

Abends kehren wir aber in ein spanisches Dorfwirtshaus ein, wo wir wirklich gut essen, und das für wenig Geld.


27.09.2008 – Die letzten Handgriffe
Heute erledigen wir noch ein paar kleine Arbeiten, wie zum Beispiel die Reparatur unserer Wassertankanzeige und die Befestigung der zweiten Servicebatterie im Bug. Der Schwimmer der Tankanzeige war nur etwas verschmutzt und nun funktioniert die Anzeige wieder tadellos.

Abends kochen wir Zucchini mit Parmesan und anschließend gibt es Schinken mit Melone. Unsere verderblichen Nahrungsmittel müssen nun aufgebraucht werden.

Dann treffen wir uns noch mit Christl und Wolfgang aus Nürnberg, die wir schon in Almeria kennen gelernt haben. Die beiden sind schon über ein Jahr auf ihrer alten Dame „Liv“ unterwegs, einer immerhin schon vierzig Jahre alten, aber wunderschönen und sehr gepflegten Segelyacht.

Sie wollten ursprünglich auch sofort in die Karibik, haben aber dann ihre Pläne geändert und sind nach Kreta gereist, wo sie überwintert haben. Dort lernten sie einen alten Engländer kennen, der sie in die Geheimnisse des Bergwanderns eingeführt hat. Heuer sind sie im April von Kreta losgesegelt, wo sie dann ab Sizilien auf einer ähnlichen Route unterwegs waren wie wir.

Die beiden sind sehr bodenständig und erzählen uns viel von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Wahrscheinlich werden wir uns im November auf Gomera wieder treffen, denn auch sie haben dort so wie wir einen Termin mit Freunden.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit legt ein polnisches Paar im Hafen von Caleta an, die von Kroatien kommen und auch am Weg zu den Kanarischen Inseln sind, wie uns die beiden Nürnberger erzählten. So lernen wir nach und nach immer mehr Gleichgesinnte kennen.


28.09.2008 – Malaga muss man gesehen haben
Heute wird Malaga besichtigt. Anlass ist aber vor allem die morgige Heimreise, damit wir auch wirklich rechtzeitig zum Flughafen kommen.

Nun muss ich aber Werner wecken, damit wir nicht zu spät wegkommen, um von der Stadt doch etwas zu sehen.

Um halb zwölf stehen wir an der Autobushaltestelle. Im Büro der Marina, wo ich mich vorher nach den öffentlichen Verbindungen nach Malaga erkundigt habe, waren die Auskünfte sehr dürftig. Abgesehen von den grundsätzlichen Verständigungsschwierigkeiten – „ich nix verstehen spanisch“ – ist von diesen Leuten wahrscheinlich noch nie jemand mit dem Bus nach Malaga gefahren. Notdürftig konnte mir unser Marinero zwar die Lage der Bushaltestelle beschreiben, doch die kannte ich schon. Fahrtdauer oder Abfahrtszeiten kannte niemand.

Es gibt auch keinen Fahrplan im Wartehäuschen und es regnet. Werner ist glücklicherweise mit einem Regenschirm ausgestattet. Und um 11.40 fährt doch tatsächlich der Bus, der uns nach Malaga bringen soll, in die Station ein. Die Fahrtroute führt entlang der Küste durch die Vororte von Malaga bis direkt in das Zentrum der Stadt.

Wenn man die Vororte sieht, glaubt man gar nicht, wie schön das Zentrum von Malaga eigentlich ist, obwohl auch dort vieles im Umbau ist. Manche Stadtteile, wie der Hafen zum Beispiel sind derzeit eine riesige Baustelle. In den Vororten reiht sich ein Wohnturm neben dem anderen, eine Reihenhaussiedlung reiht sich neben die nächste Reihenhaussiedlung, als eine endlose Reihe an Reihenhäusern. Unvorstellbar, dass sich hier in der Ferienzeit Millionen von Feriengästen den eher knapp vorhandenen Strand teilen müssen. Die ursprünglichen Ortskerne dieser Vororte sind leider fast vollständig geschliffen worden oder man hat sie in Beton eingesperrt.

Wir treffen nach einstündiger Fahrt am Busbahnhof in Malaga ein und warten erst einmal, bis sich die Wolken beruhigt haben. Bewaffnet mit einem Ministadtplan aus der Touristeninformation streben wir nun allen wichtigen Gebäuden dieser Stadt zu. Dazu gehört natürlich das Picasso-Museum und sein Geburtshaus, die wirklich sehr beeindruckende Kathedrale und der Hafen, der, wie schon erwähnt, leider eine riesige Baustelle ist.

Wir müssen unsere Tour leider immer wieder wegen unkontrollierbarer Wassereinbrüche im Stadtzentrum unterbrechen. Während einer dieser Zwangspausen sitzen wir in einem Kaffeehaus, wo es nicht leckt, und wo gleich nebenan die Menschenmassen in Schlangenformation auf den Einlass in das sicher sehr tolle Picasso-Museum harren, sicher in der Länge von hundert Metern oder noch mehr. Wir gönnen uns dieses Vergnügen nicht und bestaunen die für uns leichter erreichbaren Sehenswürdigkeiten – und davon hat die Stadt ausreichend zu bieten.

Beide sind wir von der Vielfalt Malagas beeindruckt und nachdem wir ja nun doch schon Profis in punkto Stadtbesichtigungen sind, beurteilen wir Malaga mit der Höchstnote, gleichauf mit Palermo (das ist aber leider schon wieder Vergangenheit).

Die Rückfahrt verläuft so wie die Anreise ohne besondere Vorkommnisse. Ärgerlich war nur, dass uns der Kellner des Busbahnhofsrestaurant, wo wir die Wartezeit auf den Bus verbringen mussten, wirklich frech betrogen hat. Für ein Bier hat uns dieser Kerl vier Euro verrechnet, obwohl es auf der Karte kein einziges Getränk um diesen Preis gab.

Auch hier war die sprachliche Hürde leider etwas zu hoch, um sich gegen diese Art von Nepp zu wehren. Wir werden ab nun unsere Spanischkenntnisse vertiefen.

„Hasta Luego!“

Sonntag, 21. September 2008

17.09 - 21.09.2008 - Wieder festen Boden unter den Beinen

17.09.2008 – Wir verlassen Ibiza
Nach diesen sehr intensiven Tagen in Ibiza tut ein bisschen Erholung ganz gut. Trotzdem war Ibiza wirklich sehr beeindruckend, sowohl das pulsierende Leben in Eivissa wie auch die wunderbare Landschaft der gesamten Insel.

Mittags ist es soweit. Michi und Gabi haben ihre sieben Sachen gepackt und Werner und ich sind zum Ablegen bereit für die Weiterfahrt nach Formentera. Leider ist es mir auch diesmal nicht vergönnt, die Insel zu betreten, doch wir ankern zumindest in einer wirklich wunderschönen Bucht.

Die Strecke ist nicht weit, ganze 13 nm, dann werfen wir unseren Anker in der Cala Sahona. Das Wasser ist türkisblau und herrlich, ein Sprung in das kühle Nass muss sein, obwohl das Wetter nicht wirklich ein Badewetter ist. Heute hat es sogar einmal ordentlich geregnet, zumindest fünf Minuten.

Das Abendessen fällt heute traditionell aus: Kartoffelpüree mit Frankfurter aus dem Glas = Bockwurst. Wir genießen die Bockwurst, ist sie doch ein Geschenk von Gabi und Michi.

Apropos: die beiden lassen es sich heute noch einmal so richtig gut gehen bei einer Paella – lasst es euch gut schmecken.


18.09.2008 – Nur wir zwei
Es ist heute eine Premiere, denn weder Werner, noch ich haben doch eine Überfahrt in dieser Länge, nämlich ganze 139nm nur zu zweit noch nie gemacht. Und heute ist es soweit.

Die Nacht war nicht besonders bequem. Einer unserer Ankernachbarn hat in der Nacht immer wieder seinen Generator laufen lassen, und der war nicht gerade leise. Und irgendwann ist die Guardia Civil gekommen und hat mit Scheinwerfern in das innere jedes Bootes geleuchtet, die in der Bucht vor Anker gelegen sind. Wir waren auch dran. Sie wollten aber sonst nichts wissen und haben sich wieder aus dem Staub gemacht, nachdem sie alle aufgeweckt haben.

Vor der Abfahrt wird dann noch ordentlich gefrühstückt – Ham and Eggs und dann heißt es „Anker auf“. Die Sonne lässt sich heute bitten, es ist bewölkt und schaut eher aus, als würde es Regnen. Wind gibt es auch keinen und so müssen wir von Beginn an mit dem Motor fahren. Wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen und festhalten, denn die Wellen beuteln uns ordentlich hin und her. Erst mit Einbruch der Dämmerung beruhigt sich das Meer und wir fahren einer ruhigen Nacht entgegen.

An dieser Stelle muss ich einmal einen sehr treuen Gefährten vorstellen, unseren Quaksi. Quaksi ist unser Autopilot. Ohne Ihn wäre das Leben gerade an solchen Tagen sehr anstrengend. Wir müssten abwechselnd am Steuer stehen – das wäre auf solchen Strecken auch ganz schön Anstrengend und überhaupt nicht spannend. Unser Quaksi ist der ideale Partner: Er lenkt und wir genießen den Tag, auch wenn das monotone gsng – gsssng – gsng –gsgsgs - gsnnnnng manchmal etwas an den nerven zehrt, ist es trotzdem eine unglaubliche Entlastung.

Und heute ist so ein Tag. Abends gibt es Thunfischsalat, der letzte aus unserer Konserve. Dann beginnt zuerst Werners Wache, von neun bis Mitternacht, anschließend bin ich bis drei an der Reihe und dann wieder Werner bis sechs am Morgen.


19.09.2008 - Cartagena
Ich habe die letzte Wache, als plötzlich unsere rote Ladekontrolle wieder aufleuchtet (das erste Mal seit Ancona), danach steigt auch schon die Temperaturanzeige des Kühlsystems. Der Motor muss sofort abgestellt werden, danach ist die Lage abzuklären. Wir befinden uns zwar schon knapp vor der Spanischen Festlandküste, der Wind weht schwach und außerdem glücklicherweise ablandig. Die Diagnose ist schnell erstellt – der Keilriemen ist gerissen. Dies ist glücklicherweise ein einfaches Problem, wäre der Ersatzkeilriemen nicht etwas zu lange. Leider haben wir bis jetzt noch keinen neuen Keilriemen benötigt und sträflicherweise unsere Ersatzteile, die wir von unserem Vorgänger übernommen haben, nicht überprüft, naja. Glücklicherweise können wie uns mit einem Eisenrohr und einem Spanngurt helfen und nach kurzer Zeit brummt unser Motor wieder.

Um 10.30 Uhr erreichen wir Cartagena. Wir sind erschöpft, aber auch glücklich, unser Ziel erreicht zu haben. In der Marina „Yacht Port Cartagena“ werden wir freundlich empfangen und können uns nun ausruhen. Dieser Morgen hat schon ein wenig Energie gekostet.

Der Rest des Tages ist sehr beschaulich und erholsam.


20.09.2008 – Stadtbesichtigung
Cartagena ist sehr geschichtsträchtig, stand doch hier einstmals das berühmte Karthago Nova, wie es zur Zeit der römischen Herrschaft genannt wurde. Natürlich gibt es viel zu besichtigen. Auffällig war aber, dass es im Stadtzentrum irre viel Baulücken gibt und teilweise ganze Häuserblöcke der Spitzhacke geopfert wurden, sichtlich um darunter liegende antike Bauwerke freizulegen. Andere Gebäude wurden skelletiert und nur die Fassade lies man stehen.

Werner und Ich müssen jedoch vor der Stadtbesichtigung noch einen neuen Keilriemen besorgen, denn es ist heute Samstag und die Geschäfte haben auch in Spanien nur bis Mittag offen. Wir werden von Geschäft zu Geschäft geschickt, nähern uns aber zielsicher dem Viertel, in dem die Auto- und Autoersatzteilhändler daheim sind. Und nach dem vierten oder fünften Versuch können wir dann doch das wertvolle Stück unser Eigen nennen können.

Nun geht’s los, Systematisch kämpfen wir uns mit dem Stadtplan von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, und abschließend gönnen wir uns noch ein kühles Bier genau dort, wo wir auch schon Freitags bedient wurden.

Zu Abend kehren wir in ein Restaurant ein, wo ein komplettes Menü um acht Euro angeboten wird. Es klingt zwar unglaubwürdig, war aber absolut in Ordnung: Zur Vorspeise gab es Salat, danach Paella, zum Nachtisch konnte man Eis oder Mousse Chocolate wählen und außerdem war auch noch ein Getränk im Preis enthalten.

Abschließend trinken wir noch ein Bier am Hafen, wo heute wirklich einiges los ist.

21.09.2008 – Arbeiten muss auch einmal sein
Heute steht nichts am Programmkalender, und so widmen wir uns den offenen Punkten unseres Arbeitsplanes. Ganz oben steht natürlich der Wechsel des Keilriemens. Gleichzeitig müssen wir den Ölstand und das Kühlwasser prüfen – alles ist in Ordnung. Die Stopfbuchse muss auch wieder geschmiert werden und dann schmieren wir (= Werner) auch noch die Mastrutscher, damit wir uns beim Setzten des Großsegels nicht immer so plagen müssen.

Ich baue in der Achterkabine noch Bücherstützen ein, damit uns die schweren Wälzer bei starken Seegang nicht im Schlaf auf die Nase fliegen (ist schon passiert).

Nun ist es Zeit, an das Abendessen zu denken. Sobald Werner aus der Dusche zurückkehrt, wird ein Salat zubereitet. Vielleicht begeben wir uns dann noch auf die Hafenpromenade. Auch bei uns ist das Wetter heute nicht so sommerlich wie bisher. Es ist bewölkt und etwas kühler als an den Vortagen. Der Herbst steht sichtlich auch in Spanien schon vor der Türe.

Dienstag, 16. September 2008

14.09.- 16.09.2008 - Partyinsel Ibiza

14.09.2008 – Eivissa lebt
An dieser Stelle möchte ich mich einmal bei allen fleißigen Gästebuchschreibern bedanken. Es ist jedes Mal ein spannendes und zugleich schönes Gefühl, wenn man diese wirklich lieben Gästebucheinträge liest und man weiß, dass man uns noch nicht vergessen hat.

Nun noch ein paar Worte zum Vortag. Die Ankunft in Ibiza war turbulent. Wir sind bis in den letzten Winkel des relativ großen Hafenbeckens gefahren, denn dort gibt es laut Hafenhandbuch zwei Schwimmstege, wovon an einem auch Platz für Gäste sein soll. Man befindet sich dort nämlich unmittelbar in der Altstadt. Alle anderen Marinas sind sauteuer und liegen noch dazu weit entfernt von der Altstadt. Ohne Taxi oder gutes Schuhwerk hat man keine Chance, von dort in die Stadt zu gelangen.

Mit Glück finden wir auch wirklich eine passende Lücke und machen uns gleich fest. Da wir von keinem Marinamitarbeiter empfangen werden, es ist auch schon nach acht Uhr, wollen wir die Anmeldung am nächsten Tag durchführen. Gerade als wir unser Schiff zu verlassen wollen um unsere neue Umgebung auszukundschaften, zwängt sich plötzlich noch eine Segelyacht zwischen uns und unserem Nachbarn. Es ist zwar schon eng, trotzdem ist Platz genug.

Wie wir dann von unserem Stadtbummel zurückkehren, sehen wir mit Erstaunen, dass man unser Stromkabel aus der Steckdose entfernt hat und stattdessen ein anderes Kabel, nämlich das unseres neuen Nachbarn, angeschlossen war. Wir holen ihn freundlich an Deck und fragen nach dem Grund. Er, ein kleiner giftiger spanischer Profiskipper (lt. eigener Aussage), wahrscheinlich frustriert, weil er mit zehn männlichen Franzosen segeln muss, scheint sehr schlecht gelaunt zu sein, regt sich (in Spanisch) fürchterlich auf, und wir verstehen natürlich kein Wort. Doch seiner Gestik entnehmen wir, dass wir sichtlich seinen Platz am Steg belegt haben und er daher sauer ist. Dann ruft er noch den Marinero an, der Nachtdienst versieht und dieser ist ebenfalls sehr unfreundlich. Er erklärt uns (natürlich auch in Spanisch), dass wir den Liegeplatz sofort verlassen müssen. Gabi versucht, mit üblichen Mitteln der Kommunikation ein normales Gespräch zu führen, leider ohne Erfolg.

Plötzlich jedoch erklärt unser Nachbar dem Marinero, dass wir diese eine Nacht auf seinem Platz bleiben können und auch den Strom wieder anschließen dürfen. Ende gut – alles gut. Der Marinero grüßt freundlich und verabschiedet sich – Vorhang zu.

Wir sind nach diesen Erlebnissen etwas frustriert, versuchen aber den Vorfall so rasch wie möglich zu vergessen und bald schnarchen wir alle friedlich.

Nun beginnt heute: Für heute ist die Besichtigung Eivissas geplant. Schon in der Nacht haben wir das Leben von Eivissa ein bisschen kennen gelernt. Es vergeht hier kaum eine ruhige Minute, und wenn, dann am ehesten in der Früh vor neun. Denn da ist es schwierig, nur ein einziges offenes Lebensmittelgeschäft oder eine Bäckerei aufzustöbern.

Ständig sind Menschen unterwegs. Junge ausgeflippte, Hippies der vorangegangenen Generationen, Touristen, aber auch hiesige, die Unterschiede sind oft nicht zu erkennen. Mode gibt es an jeder Ecke in allen Variationen, Schmuckläden bieten teilweise billigen Ramsch, aber zum Teil auch sehr geschmackvolle Stücke an und dann gibt es Geschäfte, die wirklich so schön sind, dass man meint, man befindet sich in einem Traum.

Ich habe noch keine Stadt kennen gelernt, die so voll Leben ist.

Wir wandern entlang der Stadtmauer rund um Dalt Vila, die Oberstadt, von wo man einen herrlichen Ausblick auf das Meer, Formentera und die Unterstadt Eivissa genießen kann. Das Leben findet vor allem im Hafenviertel statt. Unendlich viele Lokale machen es oft schwer, daran nur vorbei zugehen.

Es ist schon spät am Nachmittag, als wir uns entschließen, eine Rast zu machen. Wir kehren in eine einfache Imbissbude ein und bestellen Pizzaschnitten und Getränke. Im Portal hängt ein großer Flachbildschirm, wo skurrile Videos gezeigt werden. Und diesen Moment der Abgelenktheit nützt sichtlich ein frecher Dieb, um sich Michis Tasche anzueignen. Wir haben keine Ahnung, wie es passieren konnte. Geld, Papiere und Brille sind futsch. Gabi und Michi rennen zur Polizei um den Diebstahl zu melden. Nachdem endlich alle Amtswege erledigt sind, holen wir uns bei KFC Backhuhn mit Pommes und Salat, mampf.

Und dann stürzen wir uns trotz des heutigen Schicksalsschlages nochmals in die Stadt, setzen uns an einem belebten Platz in ein Cafe und genießen die Darbietungen zweier Schausteller, einem Feuerschlucker und einem Clown-Akrobaten (Jongleur, Feuerschlucker, Clown, …)

Wieder an Bord: hier sitzt schon seit dem ersten Tag immer in den Abendstunden ein einsamer Sänger und unterhält die vorbeiströmenden Menschenmassen mit seiner wirklich ausgefallenen Darbietung – er spielt Gitarre und singt dazu „Quanta namera“ – fürchterlich falsch, aber wirklich Mitleid erregend.


15.09.2008 – Landpartie
Wir leihen uns einen Mietwagen, um das Landesinnere zu erkunden. Diesmal ist es ein flotter Peugeot 207. Michi übernimmt wieder das Steuer und keiner ist darüber unglücklich.

Da die Insel nicht sehr groß ist, lässt sie sich gemütlich in einem Tag umrunden. Wir beginnen mit dem Osten, wo wir zuerst durch Santa Eularia del Riu und dann weiter nach Sant Carles de Peralta kurven, einer laut Reiseführer ehemaligen Hippykollonie. Es scheint aber nicht mehr als der Supermarkt übrig geblieben zu sein.

Die Landschaft ist sehr grün, viele Pinienwälder sorgen für ein angenehmes Klima und das Leben scheint an manchen Orten stehen geblieben zu sein. Wie weiße Würfel stehen die sehr einfachen, aber stilvollen Häuser verstreut in der Landschaft, umgeben von Terrassengärten, die noch aus der Zeit der arabischen Besiedlung stammen, bepflanzt mit Oliven- und Mandelbäumen oder Wein. Je weiter wir nach Norden kommen, desto gebirgiger wird die Landschaft.

Die gesamte Insel gefällt uns wirklich sehr, die Landschaft ist sehr üppig grün und landschaftlich sehr reizvoll, ganz anders als Menorca und Mallorca zuvor.

Im lieblichen Portinax erreichen wir wieder das Meer. Dann geht’s weiter durch hügelige Landschaft im Landesinneren. Nachmittags gönnen wir uns dann eine Pause mit Picknick, bevor wir die erste echte Enttäuschung des heutigen Tages erleben - die zweitgrößte Stadt der Insel, Sant Antoni de Portmany. Dieser Ort ist so hässlich - Hochhäuser, Reihenhäuser und unzählige Baustellen gestalten das Stadtbild. Schnell wieder raus aus diesem Unikum und dann geht es an der Westküste weiter. Auch hier entstehen viele neue Ferienwohnanlagen und in einigen Jahren wird sich die Gegend leider auch nicht gerade positiv verändert haben.

Bevor wir zu unserem Schiff zurückkehren, ankern wir noch vor einem Supermarkt, um uns mit frischem Proviant zu versorgen. Wir besorgen Fleisch und Gemüse, welches wir zu einem herrlichen Abendessen im Wok zubereiten.


16.09.2008 – Ruhetag
Gabi und Michi sind heute den letzten Tag an Bord. Sie haben für die letzte Nacht auf Ibiza in einem kleinen Hotel ein Zimmer reserviert, dann geht es für Michi bis zum siebenten Oktober nach Wien.

Werner und ich sind dann die nächsten Tage zu zweit unterwegs. Heute wird Wäsche gewaschen, Tagebuch geschrieben, Pläne geschmiedet und gefaulenzt.

Sonntag, 14. September 2008

10.09. - 13.09.2008 - Erinnerung an alte Zeiten

10.09.2008 – In der Calobra-Schlucht
Vor 15 Jahren betrat ich das erste Mal Mallorca, damals gemeinsam mit Flinse, Erich und dem Gerhofer Franzi, alle mit Mountainbikes und Rucksack ausgestattet. Zweck der Reise war Flinses Geburtstag, den wir jedes Jahr an Orten feiern, deren Namen in alphabetischer Reihenfolge aufsteigend waren. 1993 wäre der Buchstabe F an der Reihe gewesen – wie Formentera, die kleinste der Baleareninseln. Doch leider gab es keine Fähre, die uns dorthin gebracht hätte und so blieben wir in Mallorca.

Wir radelten also von Palma durch das Tramontanagebirge und verbrachten eine sehr denkwürdige Nacht in der Cala de Sa Calobra.

Denkwürdig deswegen, weil die Schlucht damals mit Wasser aus dem Gebirge gefüllt war und just in der Stunde der Damm aus Sand und Stein brach, der die Wassermassen aus dem Berg vom Salzwasser des Meeres trennte und sich zwischen den steilen Felswänden an der Mündung, wahrscheinlich in nicht so kurzer Zeit, aufgebaut hatte. Dies geschah genau in jenem Augenblick, als wir am Ende des Tunnels, der in die Schlucht führte, einen ersten Blick in das große, mit klarem Süßwasser, gefüllte Becken warfen. Innerhalb kurzer Zeit ergoss sich der gesamte in der Schluchtmündung aufgestaute Fluss ins Meer und wir verbrachten daraufhin eine Nacht im nun trockenen Flussbett.

Damals gab es gerade ein Lokal am Eingang der Schlucht. Heute sind es mindestens fünf oder sechs, aber auch die Anzahl der Schluchtbesucher hat sich vervielfacht.

Werner und ich besteigen um 13.00 Uhr die Fähre zum Torrent de Pareis, wie die Mallorquinen diesen Ort bezeichnen. Die Fahrt dauert ca. 1 Stunde und einige Passagiere benötigen Plastiksackerln, um den Wellengang auch richtig genießen zu können. Dort angekommen sind wir zwar nicht die Einzigen, je weiter man sich jedoch in die Schlucht bewegt, desto weniger Gleichgesinnte trifft man in der wunderschönen Landschaft.

Wieder zurück Port de Soller, werden wir von unseren Nachbarn am Steg empfangen und zu einem Glas Sekt eingeladen. Angela und Klaus, sowie Sandra und Axel kommen aus Freiburg (Baden-Württemberg) und haben in Alcudia eine Bavaria Cruiser 31 für eine Woche gechartert. Schon in Pollenca sind wir nebeneinander gelegen.

Michi und Gabi stoßen auch bald zu unserer geselligen Runde. Sie haben am Nachmittag die Gegend um Soller ausgekundschaftet. Zuerst ging es zum Leuchtturm und dann auf ausgezeichnet markierten Wanderwegen durch eine wunderschöne Landschaft. Dabei haben sie ein Lokal entdeckt, dass typische Speisen der Gegend anbietet und das zu sehr günstigen Preisen.

Es war dann nicht mehr viel Überzeugungskraft notwendig, das wir gemeinsam mit unseren Stegnachbarn dorthin essen gehen. Der Abend war wirklich sehr unterhaltsam - die Wellenlänge war die Selbe - und das Essen war ausgezeichnet (Gemüsesuppe, Huhn mit Ratattouille, Weißer Thunfisch, …).


11.09.2008 – Absprung nach Ibiza
Der Tag beginnt wie auch die meisten Tage bisher. Aufstehen, Frühstücken, Einkaufen, ein Internetlokal aufsuchen, um die Homepage wieder zu aktualisieren und mittags legen wir dann ab. Die heutige Strecke beträgt ca. 30 nm. Dazu benötigen wir bei normalen Wind- und Wetterverhältnissen ca. 7 bis 8 Stunden. Zuerst müssen wir gegen den Wind motoren, doch als der Wind dann stärker wird, setzen wir alle Segel und kreuzen unserem Ziel entgegen, durch „Freu de Dragonera“ vorbei an der Isla Dragonera nach Andratx. Dieser Ort ist uns allen unbekannt und wir wissen nicht mehr als im Hafenhandbuch darüber zu lesen ist.

Auf der Fahrt hat sich heute wieder einmal ein Fisch an unserer Leine festgebissen, diesmal aber ein kleiner, den wir abends zur Vorspeise verzehren. Dann gibt es Tomatensuppe, Tomaten mit Mozarella und Basilikum und Toasts mit Wurst und Käse - ein ziemlich üppiges Mahl, jedoch müssen wir unsere einmal angefangenen Lebensmittel aufbrauchen.

Abschließend begeben wir uns dann noch auf die Strandpromenade, um unsere neue Umgebung zu erkunden: wir sind in einer gut situierten Gegend gelandet. Alle Menschen, vorwiegend deutsche und englische Touristen sind gut gekleidet und die Lokale zeigen sich ebenfalls sehr gepflegt.


12.09.2008 – Wir bleiben heute in Andratx
Laut Wetterbericht soll es heute nachmittags regnen – das tut es aber schon am Vormittag und so ändern wir unseren Plan, schon heute nach Ibiza überzusetzen.

Die Gelegenheit ist günstig, um eine Wanderung zu machen. Michi und Gabi organisieren Wanderpläne im Touristenbüro und um 13.30 stehen wir adjustiert mit Wanderschuhen und Rucksack an der Bushaltestelle und warten auf die Linie 100. Die kommt aber nicht und so entschließen wir uns, gleich von hier wegzugehen. Laut Plan bietet sich dazu eine Route an und nach kurzer Suche befinden wir uns auf dem rechten Weg. Es geht anfangs steil bergauf, dann entlang des Bergkamms und schließlich befinden wir uns in luftigen Höhen und genießen die herrliche Aussicht.

Nun folgen wir Gabi, in der die Abenteuerlust erwacht ist solange, bis wir uns dann doch zur Umkehr entscheiden, denn Weg gibt es hier keinen und das Gelände wird immer steiler und unwegsamer. So kehren wir wieder auf den markierten Weg zurück und nach etwa drei Stunden erreichen wir die Ortschaft Arraco. Das letzte Wegstück legen wir dann mit dem Autobus zurück.

Heute haben wir wieder Internet am Schiff. Sofort stürzen wir uns ins Netz und ich will auch gleich meine Skype-Verbindungen testen. Der erste Anruf zu Babsi Haager klappt noch ganz gut, das Gespräch mit Lilli und Patricia ist leider nur mehr verstümmelt und so geben wir nach einer halben Stunde stammeln auf.

Abends gibt es Spagetti Carbonara, danach wandern wir noch für ein Bier in eine kleine Bar an der Strandpromenade und dann fallen wir in unsere Kojen. Die Nacht ist heute so richtig angenehm kühl. Ich bin darüber sehr glücklich, denn in den sehr warmen Nächte der letzten Tage konnte ich nicht gut schlafen.

13.09.2008 – Port d’Evissa
Um sieben läutet der Wecker – Tagwache. Heute geht’s nach Ibiza. Neuland für uns alle, diese Insel kennt man nur aus der Zeitung. Wir lassen uns also überraschen. Das Wetter ist so, wie vorhergesagt. Windstärke 3 – 4, eher 4 – 5, Wellen ca. 2m hoch und sobald wir die Bucht von Andratx verlassen haben werden die Segel gesetzt und es geht nach Ibiza in den Port d’Evissa.

Unterwegs meldet sich die Angelleine, zuerst hat jedoch nur ein Plastiksackerl „angebissen“, doch ein paar Stunden später hängt Fisch Nr. 3 am Haken. Diesmal 40 cm lang und ca. 1 kg schwer – zum Abendessen gibt’s daher Fish and Chips - sehr lecker (aber ohne Essig über die Pommes).

Donnerstag, 11. September 2008

08.09.- 09.09.2008 - Mallorca ist eine Reise wert

08.09.2008 – Von Port de Pollenca nach Port de Soller
Das Abendessen beim Chinesen am gestrigen Abend war wirklich super– Menü mit Pekingente spezial, Huhn, Schweinefleisch, Gemüse, Shrimps, usw. Müde fallen wir mit vollem Magen in unsere Kojen.

Um Viertel nach Acht ist Tagwache. Mein erster Weg führt mich in das Büro des Yachtklubs Nautic, um einen Internetanschluss zu bekommen. Dies ist jedoch leider nicht möglich, da wir nicht im Yachtklub angelegt haben. Ist aber kein Problem. Nachdem ich frisches Brot vom Bäcker geholt habe, mach ich kurz darauf den örtlichen Internet-Point ausfindig.

Gleich nach dem Frühstück geht’s ins Netz. Emails abrufen und beantworten, mit Pitty muss ich auch ein bisschen mailen, die Homepage wird aktualisiert und sofort ist eine Stunde vorbei. Nun aber schnell an Bord.

Die anderen sind bereits ablegebereit, als ich an Bord eintreffe. Wasser haben wir diesmal keines getankt, da uns der Schlauchanschluss (Spanisches Patent) dazu gefehlt hat. Wir sind aber sparsam mit unseren Vorräten umgegangen und benötigen noch keinen Nachschub. Wir müssen uns so auf die Atlantiküberquerung vorbereiten, denn dort haben wir wahrscheinlich für drei Wochen keine Möglichkeit, Wasser zu tanken.

Die Fahrt nach Port de Soller verläuft unspektakulär. Von Pollenca bis zum Cap Formentor motoren wir mit Stützsegel gegen 10 – 15 Knoten Ostwind, ab Cap Formentor segeln wir dann mit ausgebäumter Genua und dem Großsegel , das mit einem Bullenstander gesichert ist, mit Wind von hinten in Richtung Port de Soller. Wir probieren dabei mehrere Varianten an Segelkombinationen und Stellungen, einmal Schmetterling, dann nur mit Genua, bis der Wind mit Einbruch der Dämmerung fast gänzlich einschläft und wir unter Motor im Hafen Port de Soller gegen 21,00 Uhr einlaufen.

Nachdem wir am Transitsteg angelegt haben, bereite ich mit Gabi schnell ein Risotto zu, eh wir uns in den Ort begeben. Nach einem Kaffee beschließen wir, den Rest des Abends gemütlich an Bord zu verbringen.


09.09.2008 – Besuch in Palma de Mallorca
Um 11,00 Uhr fährt die Strassenbahn von Port de Soller nach Soller. Die Fahrt in dem sehr schönen, fast ein bisserl kitschigen Nostalgiezug dauert 20 Minuten und kostet 4 Euro. Sie sind es aber Wert, denn die Fahrt ist unterhaltsam und interessant. Man sieht hinter die Mauern vieler Häuser und in Soller fährt man dann über belebte Plätze zwischen Tischen und Stühlen von Lokalen. An der Endstation stiegt man dann in eine ebenfalls nostalgische Bahn, mit der man in einer Stunde in Palma ist. Die Fahrt führt über das Tramontanagebirge und mehrer Tunnels, durch wilde Berglandschaft und am Ende durch sanft abfallende Landschaften, deren Bild durch verknorrte Olivenbäume bestimmt wird.

In Palma begeben wir uns dann auf Altstadtbesichtigung und streben dem berühmten Dom neben dem Hafen zu. Die Stadt besitzt viele wunderschöne alte Häuser mit verspielten Erkern und Balkonen, manches leider schon sehr einsturzgefährdet. Menschen aller Altersstufen bevölkern die Strassen und Gassen und die vielen wunderschönen Plätze. Nach einigen Stunden marschieren bei 80% Luftfeuchtigkeit und C32° und mehren Bildern in der Kamera finden wir endlich ein Lokal, wo wir wenigstens unseren Durst mit einem Bier löschen können. Essen gibt’s hier überall leider erst in einer Stunde.

Um 19.00 Uhr besteigen wir den Bus nach Soller, wo wir nach 35 Minuten erholsamer Fahrt aussteigen. Es geht zum Fleischer, wo wir uns vier saftige Steaks kaufen, die uns dann Gabi köstlich zubereitet. Michi holt vom „Burger King“ schnell frische Pommes Frittes und kurz darauf sitzen wir schweigend bei unserem Festmahl.

Der Wind hat in der Zwischenzeit ordentlich zugelegt. Heftige Fallböen mit 25 Knoten und mehr lassen den Windgenerator unseres Liegeplatznachbarn aufheulen. Zum Glück reduziert sich die Windstärke gegen Mitternacht, dafür ist es unerträglich warm.

Gute Nacht!

Montag, 8. September 2008

03.09. - 07.09.2008 - Muggia (Italien)– Balearen (Spanien) - 1613 Seemeilen

03.09.2008 – Ankunft in Menorca
Nun liegen wir seit ca. 10.00 Uhr vormittags im zweitgrößten Naturhafen der Welt (nach Pearl Harbour auf Hawaii) und lassen die Seele baumeln. Nachmittags begeben wir uns in das Zentrum von Mahon. Es ist eine nette Kleinstadt mit viel englischen Flair. Briten haben hier ihre Spuren hinterlassen, auch was die Verständigung betrifft kommt man hier mit Englisch wesentlich weiter als in Italien. Wir marschieren zum Hafen, wo gerade ein großes Kreuzfahrtschiff angelegt hat über die Stufen zum Placa d’Espanya, wo sich der Fischmarkt befindet und daneben am Placa del Carmen der Dom mit angeschlossenen Markt, und im Kellergeschoss ein SPAR.

Abends wird gekocht und eigentlich wollten wir noch ein bisschen Nightlife, aber wir sind zu müde oder vielleicht auch schon zu alt.


04.09.2008 – Mao, wir kommen
Aufwachen, schnell unter die Dusche (im Container) und dann gleich zum Bäcker, um frisches Brot zu holen. Eigentlich wollten wir heute mit einem Leihwagen die Insel umrunden, doch haben wir uns kurzfristig für eine gemütlichere Variante unseres Tagesprogramms entschieden – eine Stadtbesichtigung von Mao per Pedes. Wir wandern also durch alle wichtigen Einkaufsstraßen von Mao. Menschen gibt es genug, die sichtlich alle so wie wir den gleichen Gedanken hatten und man bekommt von Babywindeln bis zur Hacienda mit eigenem Strand einfach alles.

Im Parc des Freginal, das ist das Zentrum Mao’s, trinken wir Kaffee, dann trenne ich mich von gabi, Michi und Werner, um an Bord mein Tagebuch zu schreiben, die Homepage zu aktualisieren und Skype zu installieren.

Heute Abend ist Premiere – wir können ab nun mit Skype telefonieren. Pitty hat sich noch schnell eine Webcam besorgt und um 19.00 Uhr sitzen wir schon an Bord in der Marina Menorca und quatschen mit Pitty und Weuzi und können uns dabei sogar zusehen. Es ist schon ein sehr witziges Gefühl, über diese große Entfernung sich so verständigen zu können.

Der Magen beginnt aber während des Gesprächs laut zu knurren und das bedeutet, essen gehen. Wir steuern an der Hafenmole ein Lokal an, wo wir typische Menorquinische Küche serviert bekommen, die ausgezeichnet schmeckt: Gefüllter Tintenfisch, Huhn mit Krabben und Gemüse, Rote Paprika mit Fisch und Garnelen, Katalanische Vanillecreme – einfach köstlich.

05.09.2008 – Bahia Fornells
Bevor wir von Mao ablegen, müssen wir noch Proviant bunkern, vor allem Obst, Gemüse, Wasser und Bier. In der Hoffnung, unseren Einkauf, der nämlich ganz schön schwer war, auch zugestellt zu bekommen (so wie es an der Kassa beim Spar zu lesen war, zumindest für Einkäufe ab 60,00 €), waren wir beim erstellen unserer Einkaufsliste nicht kleinlich. Leider müssen wir unsere sieben Sachen dann doch selbst heim schleppen, zum Glück haben wir für solche Fälle aber einen kleinen Trolli. Es ist schon wieder zwei, schnell singen wir noch ein Happy Birthday für Barbara, unserer Nachbarin aus Hamburg, die heute Geburtstag, bevor es losgeht.

Schon als wir die lange Bucht hinaus fahren, bläst uns guter Wind ins Gesicht und als wir aus dem Schutz der Landmassen kommen, setzen wir alle Segel und fahren bei ca. 15 Knoten Windstärke einen gemütlichen Schlag zur Bahia Fornells. Wir legen heute das erste Mal auf unserer Reise an einer Boje an. Der Wind hat auch hier noch nicht nachgelassen. Kurz nachdem wir an der Boje hängen, kommt ein Segler mit gebrochenem Mast an uns vorbei – der Anblick war nicht schön.

Hier in Fornells soll man ausgezeichneten Langusten essen können (ab 50,00 € aufwärts), wie uns Christof, der Mann von Barbara erzählt. Wir genießen aber lieber unsere Spagetti und fahren dann mit dem Dingi in den Ort.

Als wir wieder zurück zu unserem Schiff wollen, müssen wir mit Schrecken feststellen, dass der Wind noch etwas zugelegt hat. Mittlerweile bläst es mit bis zu 25 Knoten (diesen Wert haben wir danach an Bord gemessen). Gabi weigert sich standhaft, in das Dingi zu steigen – sie will nicht so jung(?) sterben und so spazieren wir noch etwa eine halbe Stunde durch Fornells, das leider außer unendlich viel Reihenhäusern für Sonnenanbeter nicht allzu viel zu bieten hat. Doch dann wagen wir das schier unmögliche. Wir werfen uns todesmutig in unser Minidingi (= 1,90m), legen uns ordentlich in die Riemen und kämpfen uns Meter für Meter durch die Wellen und mit viel Kraft schaffen wir es dann doch noch bis zur Tattoo. Etwas durchnässt, aber glücklich freuen wir uns, wieder an Bord zu sein.

06.09.2008 – Nach Cala Morell und Ciutadella
Nach einem gemütlichen Morgen verlassen wir diese Bahia Fornells. Das nächste Ziel soll eine Badebucht sein. Gabi sehnt sich schon sehr nach glasklarem Wasser und Schnorcheln. Wir entscheiden uns für die Cala Morell, die Gabi noch von ihrem letzten Menorcaurlaub mit Ingrid kennt.

Wir segeln gemütlich, weil auch der Wind heute sehr gemütlich bläst und treffen um ca. 15.00 Uhr in der Cala Morell ein. Eigentlich ist diese Bucht sogar für unser Schiff fast ein bisschen zu klein. Die Bojen sind nicht für uns geeignet, wie uns der ortskundige Buchtaufseher zu verstehen gibt. So werfen wir den Anker für ein paar Stunden.

Interessant sind hier die Nekropolen, die sich in geringer Entfernung befinden. Wir werden von Gabi an diese antike Kultstätte geführt und sind wirklich beeindruckt von der Leistung unserer Vorfahren.

Bald heißt es wieder Anker auf, denn wir wollen unser Tagesziel Ciutadella im Westen von Menorca noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Und es war eine kluge Entscheidung, denn die Einfahrt nach Ciutadella ist kein einfaches Unterfangen, wie wir auch im Hafenhandbuch lesen konnten.

Schon vor der Einfahrt wurden wir durch wirklich wilde Kreuzseen gebeutelt. Und erst wenn man durch einen wirklich engen Schlauch gefahren ist, beruhigt sich das Meer etwas. Am Ende konnten wir dann am Fähranleger festmachen. Eine Frau Hafenkapitän, die überaus freundlich und hilfsbereit war, erklärte uns, dass wir leider in einer Stunde nochmals ablegen müssen, denn dann kommt die Fähre aus Palma. Danach können wir aber wieder an diesen Platz zurückkehren.

Schnell wird noch ein Risotto zubereitet (mit unserem ersten selbst gefangenen und konservierten Fisch), und noch ist es nicht verdaut, schon müssen wir unseren Platz kurzfristig in eine nahe gelegene Marina verlegen. Wir liegen nun an einem von den Wellen auf und abschwingenden Steg. Die Wellen leisten hier ganze Arbeit. Während der zwei Stunden, die wir hier warten, bis die Fähre den Hafen wieder verlassen hat, ertönt in Minutenabständen ein ohrenbetäubendes Scheppern und Klirren, jedes Mal, wenn sich die Kette spannt, an der die Schwimmstege am Felsen befestigt sind. Eine Nacht wollen wir an diesem wirklich gespenstischen Platz nicht verbringen müssen.

Endlich hören wir das monotone Brummen der Turbinen, die die Fähre langsam wieder in das offene Meer schieben. Schnell kehren wir an unseren sicheren Liegeplatz zurück und verlassen kurze Zeit später das Schiff, um Ciutadella kennen zu lernen.

Die Stadt beeindruckt uns alle sehr, obwohl hier noch sehr viele Touristen durch die Gassen flanieren. Aber die wirklich eindrucksvollen Bauwerke aus hellen glänzendem Stein geben dieser Stadt ein angenehmes Flair.


07.09.2008 – Mallorca ist erreicht
Seit Muggia haben wir 1.613 Nautische Meilen (1 nm = 1,852 km, 2.987 km) zurückgelegt, leider mangels Wind einen Grossteil unter Motor (224,6 Std. = ca. 1.200 nm, 684l, 1.063,00 €, vor der Abreise in Muggia war der Tank noch ca. zur Hälfte gefüllt). Die Dieselkosten haben unser geplantes Budget in die Höhe getrieben, genauso wie der nicht eingeplante Austausch unserer Lichtmaschine und die Montage der Rollreffanlage, die auch etwa 900,00 € gekostet hat. Trotzdem war schon unser erstes Monat auf See eine herrliche Zeit, wie wir uns alle es nie zu Träumen gewagt hätten.

Da um 9 die Fähre aus Palma ankommt, müssen wir schon früh ablegen. Schnell bezahlen wir noch unseren Liegeplatz und holen uns einen aktuellen Wetterbericht. Etwa um acht heißt es also Leinen los. Der Himmel über Ciutadella ist schwarz und der Wind bläst auch, diesmal in die richtige Richtung, nämlich nach Mallorca.

Auf offener See werden wir von anständigen Wellen, so ca. 3 bis 4m hoch, empfangen. Schnell werden die Segel gesetzt, diesmal auch das zweite Reff im Großsegel und dann geht es nach Pollensa im Osten von Mallorca.

Unter Segel sind Wellen in dieser Höhe gar nicht so unangenehm, wie wenn man nur mit dem Motor unterwegs ist. Daher ist diese Fahrt auch nicht schlecht, ist sie doch auch eine gute Vorbereitung für die wirklich langen und anstrengenden Überfahrten.

Nun genießen wir wieder das gemütliche Bordleben, schreiben Tagebuch, gehen schnorcheln, duschen, essen, schlafen.

Donnerstag, 4. September 2008

29.08. - 02.09.2008 - Verzögerung

29.08.2008 – Noch ein Arbeitstag
Wir konnten unsere Arbeitsliste heute um einige wichtige Punkte verkürzen: Motoröl und Ölfilter wurden gewechselt, die Genuawinschen wurden einem Komplettservice unterzogen, die Großsegel-Mastrutscher wurden geschmiert, Vorsegel- und Fallabweiser wurden oberhalb der Saling montiert (damit sich das Groß- und Vorfall nicht immer in den Maststufen einhängt), und noch einige andere kleinere Arbeiten konnten wir erledigen. Michi verbrachte einen guten Teil des Tages auf dem Mast.

Um 19.30 Uhr sollte der Segelmacher mit der geänderten Genua zum Schiff kommen. Leider mussten wir nach einem Anruf durch unseren Marinero Roberto erfahren, dass Andrea, so heißt der Segelmacher, heute nicht mehr kommt, sondern erst morgen am Vormittag.

Den Sonnenuntergang genießen wir dann entspannt an Bord. Dann suchen wir noch ein nettes Lokal für unser Abendmahl und landen im „Schweizerhaus“, ein riesengroßes Restaurant, welches auch wirklich gut besucht war. Die Pizza schmeckt gut, doch das Tiramisu schmeckt von Pitty tausendmal besser. Vorher warfen wir noch einen Blick in zwei schwimmende Restaurants, 30,00 € pro Person für ein Fischmenü waren uns aber einfach zuviel.

30.08.2008 – Wir legen ab
Auch der heutige Tag beginnt mit Warten. Der Segelmacher hat gestern natürlich keine Zeit genannt, wann er zu kommen geruht. Gegen 12.00 Uhr bitten wir den Marinero Roberto (der Bursche aus Köln) den Segelmacher nochmals anzurufen: „Er kommt sofort und wir sollen das Geld schon bereithalten“, war seine Antwort.

„Sofort“ dauerte dann schlussendlich aber nochmals ca. zwei Stunden. Roberto hatte bis dahin noch zweimal angerufen und wurde jedes Mal vertröstet. Er war schon sehr sauer, denn erstens hatte er schon Mittagspause, zweitens wartete seine Freundin daheim mit dem Essen und war wahrscheinlich auch schon sauer. Es war ihm auch wirklich sehr unangenehm, denn er war es ja, der uns den Segelmacher vermittelt hatte.

Ende gut, alles gut – um Punkt zwei steht der Segelmacher am Steg, wir schlagen die geänderte Genua sofort an – sie passt – wir zahlen und legen ab. Dann müssen wir noch zur Tankstelle, um die Tanks wieder zu füllen. Da es jetzt leider schon ca. 15.00 Uhr geworden ist, beschließen wir heute nur einen kurzen Schlag zu machen.

Bei guten Windverhältnissen segeln wir mit neuem Vorsegel zum Capo di Pula, wo wir vor Anker gehen. Wir befinden uns in einer wunderschönen Bucht, in unmittelbarer Nähe antiker Nora-Ausgrabungsstätten, wo Puniern und Römern ihre Spuren hinterlassen haben und die Phönizier ihre erste Niederlassung gegründet haben, denn dieser Ort war früher eine wichtige Hafenstadt auf Sardinien, noch vor Cagliari.

Das Abendessen kommt heute wieder aus unserem Wok – ein sehr nützlicher Reisebegleiter und sehr gesund. Es gibt Kartoffel mit Speck, Staudensellerie und Karotten. Gabi hat es gut gemeint und zum Nachtisch zwei Joghurt mit Kaffe und zwei mit Erdbeeren besorgt. Doch Joghurt mit Kaffee ist nicht nach Werners und meinem Geschmack – wir dürfen daher die Erdbeerjoghurt verdrücken.

31.08.2008 – Sardiniens letzter Zipfel
Die Nacht war herrlich, kaum Wellen, kein Geschaukel und angenehm kühl. Sofort nach dem Erwachen springen wir in das glasklare Wasser. Nachdem wir gefrühstückt haben kühlen wir uns nochmals im Meerwasser ab. Michi und Gabi schwimmen an Land und erforschen den nahe gelegenen Wachturm, der ursprünglich von den Sarazenen erbaut wurde und heute als Leuchtturm dient, so wie die antiken Fundstätten, die wir auch von Bord aus sehen können.

Dann heißt es wieder Anker auf und weiter zur Isola di Sant’ Antioco, am südwestlichen Rand Sardiniens. Leider werden unsere Segel auch heute nicht strapaziert, es geht fast kein Wind. Irgendwann heissen wir sie dann doch und Segeln gemächlich einige Stunden mit 2,5 bis 3,5 Knoten unserem Ziel entgegen. Vor Sonnenuntergang werfen wir dann die Maschine an, um die Inselhauptstadt Sant’ Antioco noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Und diese Entscheidung war auch sehr wichtig. Denn …

Die Seezeichen in der Hafeneinfahrt nehmen wir leichtsinnigerweise nicht ernst genug. Erst als wir durch einen Fischer, der wild gestikuliert und schreit, aufmerksam gemacht werden, sehen wir, dass knapp vor uns nicht nur Felsen aus dem Wasser ragen, sondern die Wassertiefe auch schon sehr gering ist. Sofort wenden wir und kehren in die sichere Fahrwasserstraße zurück, wo wir dann brav den Kanal entlang tuckern, der die Insel vom Festland trennt.

Wir wären ja gerne durch diesen Kanal bis an sein Ende gefahren, hätte uns da nicht eine Brücke den Weg versperrt. Leider ist die Durchfahrtshöhe von 8m für unser Schiff zuwenig, wie uns ein Tankwart nahe der Brücke versichert. Wir kehren um und legen dann im verlassenen Industriehafen an der Hafenmauer an, gleich vor einem riesigen Katamaran.

Gerade als wir mit dem sichern des Schiffes fertig geworden sind, strömt plötzlich eine Eskorte von kleinen Fischerbooten in den Hafen, und auch an Land herrscht plötzlich reges Treiben. Feierlich wird eine Marienstatue mit Kind von sechs Trägern über den Kai getragen und auf eines der Boote auf das oberste Deck gehievt, wo sie dann von zwei Matrosen in Uniform bewacht wird. Dann verschwinden alle wieder aus dem Hafen. Wir sind gerade Zeugen des Erlöserfestes geworden, das immer am letzten Sonntag des August gefeiert wird.

Nach einem köstlichen Thunfischsalat begeben wir uns in den Ort, und auch diesmal ist der Weg nicht zu kurz. Nach ca. einer ¾ Stunde erreichen wir den Dorfplatz, wo gerade eine Band ihren Auftritt vorbereitet und Verkaufsbuden vor allem Süsses anbieten. Touristen gibt es hier augenscheinlich kaum welche. Wir marschieren dann weiter durch die Straßen auf der Suche nach einem Kaffeehaus und werden auch bald fündig. Entspannt beobachten wir das Treiben der Menschen – es gibt keine Hektik, die Stimmung wirkt sehr gepflegt, aber es ist fast etwas zu ruhig, wie wir es in dieser Form noch an keinem anderen Ort in Italien kennen gelernt haben. Am Heimweg werden wir dann noch von einem wirklich tollen Feuerwerk überrascht.

01.09.2008 – Aufbruch nach Menorca
Wir haben diesen Zeitpunkt ein paar Mal verschoben, aber es gibt ja nichts, was uns wirklich drängt. Heute ist es soweit. Nachdem wir im Ort Sant’ Antioco noch einige Einkäufe getätigt haben, legen wir um 13.30 ab.

Wie leider auch schon in den Wochen bisher, bläst uns der Wind mit 15 – 20 Knoten genau auf die Nase, so wie es auch im Wetterbericht angekündigt war. Mit Kurs 285° motoren die ersten Seemeilen in Richtung Menorca, unserem ersten Ziel in Spanien. Wir setzen die Segel, als Wind und Wellen stärker werden und die Schaukelei unter Motor schon sehr ungemütlich wird. Natürlich müssen wir auch den Kurs etwas ändern, sodass wir unser Ziel nun nicht mehr auf direktem Weg erreichen können.

Gabi richtet unter Deck Melone mit Kärntner Hartwurst (=Ersatz für Proscutto Crudo) und Mozarella mit Tomaten und Basilikum an, dazu gibt es Brot. Hungrig sitzen wir schon im Cockpit, mit beiden Beinen gegen die Wellenbewegung ankämpfend, mit einer Hand einen fest montierten Gegenstand umklammert, den Teller zwischen den Knien eingeklemmt und dann wird die Gabel langsam und vorsichtig zum Mund geführt, in der Hoffnung, diesen auch zu treffen und das gute Mahl nicht daneben abzuladen. Mit etwas Übung gelingt das auch meistens, aber nicht immer, denn manche Wellen sind so unberechenbar und dann muss man die Nahrungsaufnahme kurzfristig unterbrechen. Es wäre zu schade, würden es die Fische bekommen, denn schmecken tut’s köstlich.

Anschließend wird die Wache eingeteilt. Wir haben uns für einen Zweistundenzyklus entschieden: Die erste Wache von 22.00 – 00.00 übernimmt Michi, dann folge ich bis um zwei, und um vier weckt Werner wieder Michi, usw. So könnte jeder vier Stunden schlafen. Die Betonung liegt auf „könnte“, denn an Schlaf ist nicht zu denken. Der Wind hat zwar nachgelassen, die Wellen schaukeln unsere Tattoo aber wild umher und so muss man sich auch im Bett festhalten, denn sonst liegt man unter dem Tisch. Das trifft zwar nur auf die Bewohner des Salons zu, in der Achterkoje ist es aber um nichts gemütlicher. Aber wir jammern nicht, denn auch solche Stunden gehören zum Bordleben.

02.09.2008 – Stille
Bis auf zwei Frachter, einer von hinten und einer von vorne kommend, gab es keine Sichtkontakte zu anderen Lebewesen. Die Nacht war finster, denn auch der Mond lässt sich derzeit nicht sehen.

Die Nachtwache beschränkt sich auf schauen, ob irgendwo ein Licht auftaucht, und wenn dann eines zu sehen ist, zu erkennen, wohin es fährt.

Um ca. 10.00 Uhr haben wir die erste Hälfte der Strecke nach Menorca zurückgelegt. Das Meer hat sich wieder beruhigt, sodass wir an Bord wieder normalen Tätigkeiten nachgehen können. Nach einem ausgiebigen Morgenmahl begibt sich jeder an seine Arbeit: Michi reinigt die Fender, Gabi und Werner lesen, und ich backe das erste Brot an Bord. Derzeit kühlt es gerade aus. Abends werden wir es dann zu unserer Eierspeis genießen.

Im Moment herrscht die totale Flaute, so lassen wir die Angelleine ins Wasser, in der Hoffnung, das auch den Fischen fad ist, und einer vielleicht mit unserem Köder spielen will.

Unser Abendessen: Eierspeis mit Speck und Salat, Sonnenuntergang zum Nachtisch. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit frischt es etwas auf, ca. 10 Knoten Wind aus südwestlicher Richtung. Sofort setzen wir zu Groß- und Besansegel noch die Genua und mit 3,5 bis 4 Knoten Geschwindigkeit segeln wir in die Nacht. Diese Nacht ist das Gegenteil der vorangegangenen Nacht – kein Schaukeln, kein Motorengeräusch, nur ein angenehmens Plätschern der Wellen, wenn sie sanft gegen den Rumpf schlagen.