Dienstag, 26. August 2008

22.08. - 24.08.2008 - Italien, wir verlassen dich

22.08.2008 – Palermo
Aufwachen um 8.00 und gemütlich Frühstücken, heute einmal ganz ohne Eile, denn wir haben viel Zeit. Für heute ist die Besichtigung von Palermo, der Hauptstadt von Sizilien, geplant. Bei unseren Führern Gabi und Michi sind wir dabei in besten Händen, denn sie kennen die Stadt schon von ihrer Reise in den Semesterferien vor zwei Jahren.
Außerdem müssen wir uns hier für unsere nächsten Ziele mit Proviant versorgen (um nicht zu verhungern) –morgen soll es ja dann weiter nach Sardinien und danach in Richtung Spanien gehen.

Nach einem ausgiebigen Morgenmahl begeben wir uns durch die Hafenanlage in die Altstadt von Palermo. Zunächst folgen wir einer hässlichen sechsspurigen Verkehrsader, die man sehr schnell überqueren sollte, denn der rollende Verkehr scheint unbarmherzig zu sein und fährt auf einem zu, ohne des Anzeichens bremsen zu wollen (oder zu können). Wir erreichen zunächst eine Gartenanlage mit denn bizzarsten Gummibäumen, die ich jemals gesehen habe. Die Luftwurzeln dieser Bäume haben sich nämlich im Laufe der Jahre zu eigenen Nebenstämmen entwickelt, die nun die Äste des Hauptstammes zusätzlich stützen. Dadurch wirken schon die Stämme dieser Bäume wie riesige Monster.

Da auf unserer Tour auch ein Supermarkt liegt, erledigen wir auch gleich unseren Großeinkauf. Leider wird unser Proviant nicht mit dem hauseigenen Zustelldienst an Bord der Tattoo gebracht, wie man uns eigentlich versprochen hat. Wir rufen daher ein Taxi, welches unsere Kisten in den Hafen führt. Michi und ich verstauen schnell die notwendigsten Lebensmittel und begeben uns schweißgebadet in die Stadt, während Werner und Gabi schon wieder auf Besichtigungstour sind.

Wir treffen uns in der Nähe des Teatro Maximo, wo wir nach einer kleinen Erfrischung weiter ziehen. Von hier geht es über die Via Vittorio Emanuel zum Piazza Quattro Canti, zur Domanlage und dann zum Stadttor Porta Nuova, welches sich gleich neben den Regierungsgebäuden befindet. Die Abenddämmerung bricht herein und wir wandern erschöpft zurück in das Hafenviertel, wo wir schon sehr hungrig nach einem geeigneten Lokal für das heutige Abendmahl Ausschau halten.

Vor dem Abendessen suchen wir noch schnell ein Internet-Cafe auf, wo ich die Homepage noch schnell aktualisieren will. Endlich ist das auch erledigt und kurz danach genießen wir indische Küche – zur Abwechslung einmal eine etwas andere Küche, doch nach nun schon drei Wochen (immer ausgezeichneter!) italienischer Küche tut das wirklich gut. Vor allem fehlt mir manchmal etwas die Schärfe, denn was in Italien als scharf bezeichnet wird, ist in Indien eher noch süß.
Müde kommen wir im Hafen an und fallen kurz danach in unsere Kojen.

Palermo war einfach toll, ebenso wie Catania, jedoch finde ich, dass Palermo noch mehr Leben ausstrahlt, weil Gassen vielleicht nicht ganz so dunkel sind wie in Catania. Dies liegt aber angeblich daran, dass in Catania viel mit schwarzem Lavagestein des Ätna erbaut wurde. Es ist in Palermo zwar nicht unbedingt sauber (der Müll türmt sich oft meterhoch neben überfüllten Müllcontainern, und manchmal stinkt es bestialisch), aber die Schönheit liegt in der Lebensfreude und in der Gastfreundschaft der Menschen, die uns hier überall begegnet sind.

23.08.2008 – Auf nach Sardinien
Wir legen knapp vor Mittag von Palermo ab und fahren nach Mondello, einem bekannten Badeort in der Nähe Palermos. Besonders auffallend ist hier das sogeannte Badehaus, welches auf Stelzen am Ufer des Meeres liegt und an die Zeiten vor etwa hundert jahren erinnert, als Reisen nur den wohlhabenden Bürgern möglich war. Heute liegen viele, vor allem kleine Boote der Palermiten vor den überfüllten Badestränden.

Nach einem Sprung in das herrlich blaue Wasser brechen wir zu unserer ersten wirklich längeren Überfahrt nach Sardinien auf. Wir bereiten noch ein Abendessen vor (Cous-Cous mit Karotten, Fenchel, Zucchini und etwas Speck) und dann geht es los. Unsere Hoffnungen auf Wind, wie es im Wetterbericht geheißen hat, aus Nord bis Nordwest mit drei bis vier Windstärken wird leider auch heute Nacht nicht erfüllt.

Die See ist spiegelglatt und wir fahren bei sternenklarem Himmel in die Dunkelheit. Auch der Mond lässt auf sich warten und taucht erst um ca. 23.30 Uhr am Horizont auf, nachdem wir schon dachten, dass sich ein Schiff uns nähert. Kaum ein gelber Punkt am Radarmonitor, der sich um uns herum bewegt. Werner und ich sind zur ersten Nachtwache von 22.00 bis 02.00 Uhr eingeteilt, dann folgen Gabi und Michi bis sechs Uhr am Morgen. Während wir schlafen, ziehen Wolken am Himmel auf und die See beginnt unruhig zu werden.

24.08.2008 - Anglerglück
Nun sind wieder Werner und ich an der Reihe zur Wache, von sechs bis zehn. Gerade erst so richtig Munter geworden, merkt Werner plötzlich ein Zupfen an unserer Leine. Langsam, aber sehr aufgeregt holen wir daraufhin die Leine ein, bis neben dem Schiff unsere Beute zu sehen ist. Auf den ersten Blick recht groß und auch so schwer, dass wir trotz großer Anstrengung den Fang nicht so einfach an Bord ziehen können. Und dann geschieht das unvermeidliche – die Angelleine reißt und unsere Beute ist dahin.

Wenn ein Tag (nämlich Sonntag, der 24. August) so anfängt, dann ist das normalerweise kein gutes Zeichen. Auch das Wetter ist heute erstmals anders – Wolken, dazwischen sogar einige Regentropfen, Wind und unangenehme Wellen, die uns von einer Seite auf die andere rollen lassen – das ist wirklich kein Vergnügen.

Jedoch ändert sich die Situation nach ein paar Stunden grundlegend: Gerade als wir unsere Wache beenden wollen ist wieder ein Zupfen an der Angelschnur zu spüren. Diesmal sind wir aber klüger und lassen unsere Beute nicht entwischen. Nach spannenden Minuten hält Michi den Fisch fest an der Schwanzflosse und wir stülpen gerade noch rechtzeitig, bevor Michis Kraftreserven am Ende sind, einen Kübel über den Kopf. Dann hochziehen auf das Achterdeck. Werner erledigt das unvermeidliche – den Schlag auf den Kopf und nach einem kurzen Zucken liegt unser erster Fang vor uns: ein Thunfisch (oder ist es doch eine Regenbogenmakrele) 6,5 kg, 75 cm lang.

Nun ist Gabi an der Reihe. Geschickt nimmt sie das Schlachtmesser und zerlegt unseren Fang in Portionen, nachdem alles nicht Genießbare entfernt wurde. Dann müssen wir das Deck noch reinigen und nun freuen wir uns auf unsere Steaks, die wir aber heute leider nicht zubereiten können, denn die Schaukelei an Bord zum Kochen einfach zu heftig.

Wir begnügen uns abends mit Brot, Fleischaufstrich von Inzersdorfer (das ist keine bezahlte Anzeige), herrlichen Pecorino mit Pesto und Gurkerln, zum Nachtisch werden Kekse serviert und dann bricht auch schon wieder die nächste Nacht herein. Kurz vor Sonnenuntergang können wir im Dunst noch die Umrisse von Sardinien erblicken. Das Wetter ist zwar etwas freundlicher geworden, die Schaukelei aber noch nicht zu Ende.

Diesmal sind Werner und ich mit der zweiten Wache an der Reihe. Wir sehen auch schon die Küste Sardiniens, der Wind bläst mit 25 – 30 Knoten und unsere Tattoo quält sich durch unangenehm kurze, aber recht hohe Wellen. Immer wieder ziehen ordentliche Brecher über das Deck und ich bin froh, das ich mich hinter unserer Spreyhood verstecken kann. Es ist feucht und auch recht kalt.

Kurz vor sechs erreichen wir die Hafenbucht von Cagliari. Wir steuern den erst besten Liegeplatz an, holen Moorings aus dem schlammigen Boden und machen uns fest. Müde fallen wir in die Koje und schlafen herrlich. Um ca. 11.00 klopft ein Marinero an und sagt uns, dass wir hier nicht bleiben können. Er meint auch freundlicherweise, das wir nach Bezahlung von 30,00 EUR den Platz verlassen können. Wir zahlen nichts und begeben uns in die Marina di Sant’Elmo, wo wir sehr freundlich von einem deutschen aus Köln, der in der Marina arbeitet, empfangen werden.

Nachmittags kommt ein Segelmacher an Bord, der unsere Rollreffanlage samt Änderung des Vorsegels in Angriff nehmen soll. Nach einer Besichtigung teilt er uns mit, dass wir zwar einige Tage benötigen, aber er die Arbeit durchführen kann. So werden wir uns Sardinien etwas näher ansehen.

Übrigens werden wir heute Abend unsere Fischsteaks in der Pfanne zubereiten und mit Salat und Brot genießen. Mahlzeit

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