Mittwoch, 31. Dezember 2008

29.12 - 30.12.2008 - Das Jahr geht zu Ende

29.12.2008 – Von Tobago nach Grenada
Da man uns hier keine großen Hoffnungen auf einen bunten Silvesterabend in Scarborough macht, Trinidad wegen mangelnder Sicherheit für uns auch gestorben ist, entschließen wir uns kurzfristig, heute am späten Nachmittag nach Grenada zu segeln. Dort gibt es auch wieder die Möglichkeit, an einem Steg mit Stromanschluss und Wasserversorgung anzulegen. So steht es zumindest im Hafenhandbuch.

Die Strecke dorthin sind etwa geschätzte 80 Seemeilen, welche wir in ca. 16 Stunden zurücklegen könnten. Vorausgesetzt, das uns Wind und Wetter zur Seite stehen.

Nachdem wir unsere letzten Vorräte zum Frühstück verspeist haben, begeben wir uns an Land. Zuerst in ein Internetcafe, um die Kontakte zur Außenwelt wieder herzustellen. Zuerst holen wir uns einen aktuellen Wetterbericht: Wind aus NO, Windstärke 15 bis 20 Knoten, keine Niederschläge. Dann ist die Homepage an der Reihe. Heute funktioniert jedoch fast nichts. Es ist unmöglich, die Homepage zu aktualisieren. Ich muss mich damit abfinden und nach zwei Stunden unverrichteter Dinge den Ort verlassen.

Der wichtigste Weg führt uns anschließend zur Einwanderungsbehörde, zum Zoll und zum Hafenkapitän. Dort werden wir nochmals zur Kasse gebeten. Schlussendlich hat alleine die Ein- und Ausreise nach Tobago ca. 450 T&T$ gekostet. Das sind ungefähr 75 US$, ein stattlicher Betrag für ca. zwei Tage Aufenthalt.

Anschließend geben wir im Supermarkt unsere letzten T&T$ ( =Trinidad & Tobago-Dollars) aus für Brot, Käse, usw.. Es ist heute wieder ein sehr wechselhaftes Wetter. Ständig ziehen graue Wolken über die Stadt und den Hafen und immer wieder regnet es, zeitweise auch recht stark. Dies ist hier jedoch für den Monat Dezember durchaus nichts Ungewöhnliches. Statistisch regnet es in diesem Monat 16 Tage, also jeden zweiten Tag. Der Regen heute ist besonders ergiebig. Ziemlich durchnässt kehren wir an Bord zurück und lassen den Plan, bei der deutschen Familie, die wir gestern Abend in der Pizzeria kennen lernten, zu duschen, wieder fallen.

Wir wollen noch vor Einbruch der Dunkelheit den Hafen von Scarborough verlassen haben, denn darin gibt es einige Untiefen und Riffs, die auch in den Karten nur teilweise und ungenau eingezeichnet sind. Es regnet nach wie vor.

Ein Schreck. Als wir schon an der Küste entlang fahren, zeigt unser GPS-Plotter plötzlich unser Schiff nicht mehr an. Es ist in der Zwischenzeit dunkel geworden und wir können uns zum Glück an den Lichtern an der Küste orientieren.

Hastig begeben wir uns auf Fehlersuche. Glück im Unglück. Nur ein Kabel ist vom Gerät gerutscht. Wie das möglich war, ist uns aber ein Rätsel. Wir umrunden die nordwestliche Spitze Tobagos und überqueren nun die Karibische See bis nach Grenada. Der Regen hat nachgelassen, doch Sterne sind keine zu sehen und es Neumond. Stockfinster Nacht.

Plötzlich tauchen wie aus dem Nichts grelle Scheinwerferlichter aus Norden kommend am Horizont auf. Was kann das sein? Ein Schiff ist unmöglich mit diesem Tempo unterwegs. Die Lichter kommen schnell näher. Nun ist auch Motorenlärm zu hören. Nur in sehr geringer Höhe überfliegt eine ältere Propellermaschine unser Schiff, um am nahe liegenden Flughafen zu landen.

Wir setzen unser Großsegel mit dem dritten Reff und dazu die Genua, jedoch auch nur teilweise. Die Wellen und der Wind kommen schräg von vorne und das Schiff bäumt sich immer wieder auf. Es wird eine unruhige Nacht. Noch hat der Wind jedoch die angekündigte Stärke von ca. 20 Knoten nicht erreicht. So reffen wir das Großsegel aus und fahren nun mit 5,5 bis 6,0 Knoten Fahrt über die See. Doch nach kurzer Zeit beginnt der Wind an Stärke zuzunehmen und nach nur wenigen Minuten müssen wir unser Großsegel wieder verkleinern.

Wieder sind Lichter am Horizont zu erkennen - zwei in ungleicher Höhe und ein sehr grelles Licht darunter - die auf uns zukommen. Stehende Peilung. Michi versucht mit seiner Taschenlampe auf uns aufmerksam zu machen. Noch ist das Schiff wahrscheinlich zu weit weg, um uns zu erkennen. Doch die Lichtzeichen scheinen gewirkt zu haben und er dreht ab und fährt hinter uns vorbei – ein riesiger Clipper mit fünf Masten und einer Decksbeleuchtung, die an Helligkeit kaum zu überbieten ist.

Der Wind bläst nun mit 20 bis 25 Knoten aus NO und wir ziehen flott mit einem fast Am Wind-Kurs über die Wellen. Will man sich von irgendwo an Bord nach irgendwo bewegen, so muss man vorher immer mit beiden Händen nach Halt suchen, denn sonst würde man sofort unweigerlich irgendwo in einer Ecke liegen, und blaue Flecken wären das Mindeste.

Um Mitternacht beginnt meine Wache und bis dahin liege ich in meiner Koje. An Schlaf ist nicht zu denken, doch ein bisschen Ruhen muss man trotzdem.


30.12.2008 – Flotte Fahrt
Die Wache verläuft ruhig, der Wind bläst konstant mit 25 Knoten. Die Wolken sind nicht mehr so dicht und vereinzelt erkennt man Sterne am Himmel. Wir rasen dahin. Um 04.00 sind die Umrisse Grenadas am Horizont das erste Mal zu erkennen. Während meiner zweiten Wache von 06.00 bis 08.00 Uhr sind wir schon fast am Ziel. Wir sind heute mit fast sechs Knoten im Durchschnitt gesegelt, ein Rekord für unsere alte Dame.

Wir steuern die Prickly Bay an, wo es die Spice Island Marina gibt. Laut nautischem Reiseführer eine kleine und sehr nette Marina mit allen notwendigen Einrichtungen, wie Steg mit Strom und Wasseranschluss, Duschen, Wäscherei. Auch die Einreiseformalitäten kann man von hier erledigen. Nach mehr als einem Monat auf Wasser und vor Anker freuen wir uns nun schon auf diesen Luxus.

Schon von weitem ist eine Unmenge an Masten zu sehen. In der Bucht liegen wirklich viele Segler, die meisten vor Anker oder an Bojen angehängt. Zunächst suchen wir uns auch eine Boje, denn aus der Entfernung ist auch mit dem Fernglas kein freier Platz an einem der zwei kurzen Stege zu erkennen. Und als wir uns an eine schöne rote Boje anhängen, sehen wir die O’Flo und ihre Mannschaft, die uns auch schon erkannt haben und Zuwinken. Mit ihnen hatten wir vor wenigen Tagen in Barbados noch Weihnachten gefeiert.

Das Dingi wird aufgeblasen und wir rudern an Land. Ein netter Herr, der Manager der Marine kommt uns mit einem freundlichen Grinsen entgegen. Er fragt, ob das Schiff an der roten Boje unseres sei und meinte, wir sollten uns einen besseren Platz suchen, denn bei dieser Boje handelt es sich um eine Markierungstonne führ die Einfahrt in die Marina. Nun gut, wir nehmen das zu Kenntnis, aber die Boje hat wirklich gut ausgesehen.

Doch der nette Herr kann uns sogar einen Liegeplatz an einem der Stege anbieten. Nichts wie zurück an Bord und dann ein perfektes Anlegemanöver römisch-katholisch. Nun können wir endlich wieder über unsere Pasarella an Land gehen.

Die Einreise ist hier sehr schnell erledigt. Anschließend holen wir mit ordentlichem Hunger unser Frühstück nach, denn mittlerweile ist es schon Mittag geworden. Den Nachmittag verbringen wir mit Reinigungsarbeiten und kleinen Reparaturen, die immer wieder anfallen.

Obwohl wir in der letzen Nacht nur wenig geschlafen haben, fallen wir heute trotzdem erst um Mitternacht in unsere Betten. Vorher sitzen wir noch mit unseren englischen Freunden von der O’Flo zusammen und müssen schwierige Quizfragen im Marinarestaurant beantworten. Hier bekommt man vierzig wirklich nicht einfache Quizfragen gestellt, die man dann in doppelter Weise beantworten muss. Eine Antwort bleibt am Tisch, die zweite Antwort wird wieder eingesammelt und ausgewertet. Leider gelingt nur der zweite Platz. Hätten wir gesiegt, so wären wir jetzt stolze Besitzer einer Flasche Rum. Leider!

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